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Forschungsrat: Für Quotenziel fehlen 100 Mio. Euro  
  Der Rat für Forschung und Technologieentwicklung (RFT) kritisiert, dass die ordentlichen Budgets für Wissenschaft "seit Jahren gedeckelt" sind. Um höhere Quoten zu erreichen, fehlen rund 100 Mio. Euro.  
Finanzierung aus Erlösen des Telekom-Verkaufs
"Wenn wir das nationale Ziel einer Forschungsquote von 2,5 Prozent im Jahr 2006 und das EU-Ziel von drei Prozent bis 2010 erreichen wollen, fehlt auf dem Kaffee noch das Schlagobershäubchen, das sind rund 100 Mio. Euro", so Consemüller.

Finanziert werden soll das nach Ansicht des RFT aus Privatisierungserlösen: "Die eins hinter dem Komma des Telekom-Verkaufs (1,1 Mrd. Euro, Anm.) würde genügen", meinte Consemüller.
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2,27 Prozent Forschungsquote für 2004
Laut Statistik Austria wird die Gesamtsumme der österreichischen Forschungsausgaben 2004 2,27 Prozent des Bruttoinlandsproduktes (BIP) erreichen und damit gegenüber 2003 um 7,6% steigen.

Somit würden heuer für Forschung und experimentelle Entwicklung (F&E) in Österreich insgesamt 5,3 Milliarden Euro ausgegeben.
->   Daten und Fakten zu F&E in Österreich bei der Statistik Austria
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Unis geht es "so gut wie noch nie"
Den Universitäten geht es nach Ansicht des stellvertretenden RFT-Chefs, Günther Bonn, selbst Uni-Professor in Innsbruck, "so gut wie noch nie". Als Beispiel nannte er die vom Rat empfohlenen Forschungs-Infrastrukturmittel in Höhe von 50 Mio. Euro für die Jahre 2005 und 2006.

Wofür dieses Geld verwendet werde, müssten die Rektoren in ihrem autonomen Bereich festlegen. "Die Universitäts-Führung muss nur den Mut haben, die selbst gesetzten Schwerpunkte entsprechend zu fördern", sagte Bonn. Doch an einigen Unis sei festzustellen, dass es "mit der Fokussierung hapert", ergänzte Consemüller.
Standortbereinigung von Unis gefordert
Vergeben würden die Infrastrukturmittel von einer Auswahlkommission, die über eine von jeder Uni vorgelegten Prioritätenliste entscheidet. Consemüller machte dabei auch klar, dass sich die Unis dabei auch über eine Standortbereinigung klar werden müssen und nicht "fünfmal katholische Religion ein Schwerpunkt sein kann".

"Wir wären verrückt, wenn wir sechs Standorte Architektur ohne Spezialisierung dulden, das wäre ein Verschwendung von Steuergeld", so der RFT-Vorsitzende.
Kompetenzzentren "neuer Art"
Eine Schwerpunktsetzung fordert der Rat auch im Forschungsbereich: "Wir brauchen Kompetenzzentren neuer Art", sagte Consemüller. Es werde nicht gelingen, weitere 50 Christian Doppler-Labors oder K-Plus-Zentren aufzumachen. Deshalb müsse "thematisch fokussiert" werden.

Als Beispiel nannte der RFT-Chef Projekte wie Med-Austron oder Verbundprojekte wie bei der Nano-Initiative. "Wir dürfen nicht nur addieren, sondern müssen auch radieren", zitierte Consemüller seinen Stellvertreter Bonn, "weil wenn wir nur addieren, kommen wir mit dem Geld nicht aus".
Vereinheitlichung des Stipendiensystems
Der Forschungsrat hat auch das Stipendiensystem unter die Lupe genommen und will im Jänner eine Empfehlung zu dessen Reform veröffentlichen. Laut Consemüller werden pro Jahr rund 30 Mio. Euro für verschiedenste Doktorats-, Post-Doc- und Habilitations-Stipendien aufgewendet, wobei das System sehr zersplittert sei.

Der Rat will jedenfalls mehr Transparenz und eine Straffung der Abwicklung, die Zahl der stipendienvergebenden Stellen soll auf drei (Wissenschaftsfonds FWF, Akademie der Wissenschaften und Akademischer Austauschdienst) reduziert werden.
Höheres FWF-Budget
Klar sprach sich der RFT-Chef für ein höheres Budget für den FWF aus. Die Zahl der Anträge an den Grundlagenforschung fördernden Fonds habe sich erhöht, weil das neue Universitätsgesetz (UG) wirke.

"Die jungen Wissenschaftler sehen, dass sie Leistungen erbringen müssen und beantragen deshalb Projekte beim FWF, das ist ein positives Zeichen des UG", sagte Consemüller. Deshalb müsse man beim FWF-Budget "nachjustieren", um von der derzeitigen Ablehnungsquote von 70 Prozent auf eine "motivierende Quote von 50 Prozent" zu kommen.

Notwendig wären dazu rund 130 bis 140 Mio. Euro pro Jahr, derzeit hat der FWF knapp über 100 Mio. Euro.
Bonn: Zeitpunkt für Elite-Uni unpassend
Skeptisch hat sich der stellvertretende RTF-Vorsitzende, Günther Bonn, zu der vom Wiener Physiker Anton Zeilinger und anderen Wissenschaftlern vorgeschlagenen Einrichtung einer "University of Excellence" in Wien, einer elitären postgraduellen Ausbildungsstätte, geäußert.

Man würde dem neuen Universitätssystem nichts Gutes tun, wenn man eine solche Elite-Uni nun verwirklichen würde, dies würde die Universitäten stören, meinte Bonn. Die Unis bräuchten noch zwei bis drei Jahre, bis sie ihre Exzellenzen gefunden hätten, anschließend könnte man dann so etwas entwickeln.

[science.ORF.at/APA, 21.12.04]
->   Rat für Forschung und Technologieentwicklung
Meldungen zum Forschungsrat in science.ORF.at
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01.01.2010