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Mars: Hinweise auf aktiven Vulkanismus und Gletscher  
  Auf aktiven Vulkanismus und gletscherartige Strukturen auf dem Roten Planeten weisen jüngste Auswertungen von Bildern der High Resolution Stereo Camera (HRSC) der ESA-Mission Mars Express hin. Damit Bilder entstehen und von Geologen interpretiert werden können, müssen aber zuerst die Rohdaten "übersetzt" werden. Für diese Bearbeitung zeichnen laut einer aktuellen "Nature"-Publikation Wiener Forscher verantwortlich.  
Konkret waren an den Untersuchungen Wissenschaftler des Instituts für Photogrammetrie und Fernerkundung der Technischen Universität (TU) Wien rund um Institutsleiter Karl Kraus beteiligt. Ihnen gelang es, auch gletscherartige Strukturen auf hohen Bergen weit abseits der Mars-Pole zu finden.
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Die Studie "Recent and episodic volcanic and glacial activity on Mars revealed by the High Resolution Stereo Camera" von Gerhard Neukum vom Institut für Geologische Wissenschaften an der Freien Universität Berlin und Kollegen wurde am 23.12.2004 in "Nature" (Band 432, S. 971-979) veröffentlicht.
->   Nature
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Dreidimensionale Echtfarbbilder
Bild: Nature
Dreidimensionale Ansicht des "Ascraeus Mons"
Die Wiener Forscher arbeiten vor allem an der Aufbereitung der Daten. Diese kommen roh von den elektronischen Augen der Mars Express-Sonde und werden dann entsprechend verarbeitet, damit etwa Geologen sie interpretieren können.

"Bei einem Überflug wird ein Punkt aus verschiedenen Winkeln aufgenommen, dadurch entsteht ein dreidimensionales Bild", erklärte dazu TU-Wissenschaftler Peter Dorninger gegenüber der APA.

Durch die Verwendung von Filtern entstehen sogar Echtfarbbilder, welche die Interpretation der geologischen Formationen erleichtern.
Altersbestimmung durch Krater-Zählen
Besonderes Augenmerk legten die Wissenschaftler auf die Untersuchungen von Vulkanen auf dem Mars. Dabei besteht eine Schwierigkeit darin, das Alter von ausgetretenem Material und damit den Zeitpunkt des letzten Ausbruchs zu bestimmen.

Die Forscher greifen auf einen im Prinzip banal anmutenden, aber im Detail schwierigen Trick zurück: Sie zählen auf den von Mars Express gelieferten Bildern die Einschläge von Meteoriten.

Je mehr Krater, desto älter die Formation. Nachdem die Atmosphäre auf dem Mars sehr dünn ist, gibt es nämlich - ähnlich wie auf dem Erdenmond - ein beständiges Bombardement von kosmischen Trümmern. Auf der Erde wird ein Gutteil von der Lufthülle aufgehalten.
Bedeutendste Vulkane in jüngerer Zeit aktiv
Bild: Nature
Olympus Mons
Bei der Auswertung stellte sich heraus, dass die fünf bedeutendsten Vulkane auf dem Mars in den jüngsten 20 Prozent der Geschichte des Roten Planeten immer wieder aktiv waren und das umliegende Gelände neu mit Auswurfmaterial aufschütteten.

Auch für die vergangenen zwei Millionen Jahre konnten Aktivitätsphasen nachgewiesen werden.

Dies legt laut den Experten die Vermutung nahe, dass die Feuerberge immer noch aktiv sind.
Auch gletscherähnliche Strukturen gefunden
Die Forscher fanden beim Durchmustern der Bilder aber auch Strukturen, die stark irdischen Gletscher ähneln; und das weit abseits der Pole, in tropischen Regionen in Höhen von über 7.000 Metern.

Allerdings sind die Eisschichten, so es welche sind, heute mit Staub bedeckt.
Schluchten und Gerinne
 
Bild: Nature

Eine Fundstelle für Gletscher ist auch der Olympus Mons auf dem Mars. Das Bild zeigt eine perspektivische Ansicht aus westlicher Richtung. Deutlich sichtbar sind Schluchten und Gerinne, die von Gletschern stammen könnten.

[science.ORF.at/APA, 23.12.04]
->   Institut für Photogrammetrie und Fernerkundung der TU Wien
->   Gruppe "Fernerkundung der Erde und Planeten" (FU Berlin)
->   Mehr über den Mars im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010