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Seebeben verschob Erdplatten um 30 Meter  
  Das schwere Erdbeben vor der Küste von Sumatra hat massive geologische Auswirkungen. So haben sich nicht nur die tektonischen Platten unter dem Indischen Ozean Experten zufolge um rund 30 Meter verschoben. Auch die Erdrotation könnte sich um drei Mikrosekunden pro Tag beschleunigen.  
Viele Spannungslinien in der Region
 
Bild: US Geological Survey

In der Region treffen mehrere Erdplatten aufeinander, weshalb sie besonders anfällig für Erdbeben und Vulkanausbrüche ist. Die über die Jahre aufgebauten Spannungen entladen sich immer wieder durch gewaltige Erdstöße - wie eben bei dem Beben am 26. Dezember, das mit Stärke Neun das stärkste der vergangenen 200 Jahre in der Region war.

Bild oben: Die roten Linien zeigen, wo in der Region Erdplatten aufeinander treffen.
Veränderungen in Erdkruste und Rotation
Das starke Beben hat nicht nur durch die massiven Verwüstungen seine Spuren in der Region hinterlassen. Auch das geologische Erscheinungsbild und die Erdrotation könnte es bleibend verändert haben.

Wissenschaftler vom US Geological Survey (USGS) teilten mit, dass sich nach der Verschiebung der Erdplatten vor der Nordspitze Sumatras die Inselgruppe der Nikobaren und die Simeulue-Insel um eine bestimmte Strecke in Richtung Meer bewegt hätten. Das würden die in Pasadena in Kalifornien von ihnen ausgewerteten Satelliten-Aufnahmen zeigen.

Genaue Angaben über die Verlagerung ließen sich aber erst nach weiteren Messungen mit GPS-Systemen vor Ort sagen, teilte der USGS-Geologe Ken Hudnut mit.
Auswertung von Satelliten-Bildern
In Pasadena wurde am Dienstag noch an Hand von Satelliten-Bildern untersucht, ob durch das Übereinanderschrammen der Erdplatten, das das Beben am Sonntag ausgelöst hatte, eventuell jetzt die Hafen-Zufahrt von Banda Aceh in Sumatra durch aufgeworfenen Schotter versperrt sei.

Ähnliche Probleme hatte es nach den schweren Erdbeben in Kobe (Japan) und Golcuk (Türkei) gegeben. Die Wissenschaftler hoffen auf hochauflösende Bilder der Betreiber kommerzieller Satelliten, um über die Folgen der Beben- und Flutwellen-Katastrophe Näheres zu erfahren.
Beschleunigung der Erdrotation?
Enzo Boschi, Leiter des italienischen Instituts für Geophysik, hat eine Diskussion losgetreten, ob auch die Erdrotation vom schweren Beben betroffen sein könnte.
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Verschiebungen durch Erdbeben möglich
Prinzipiell stimmen Geologen überein, dass schwere Erdbeben die Rotation beeinflussen können. Zur Erinnerung: Die Erdachse zeigt nicht immer exakt in dieselbe Richtung, sondern sie schwankt leicht und beschreibt einen kleinen, aber dennoch messbaren Kreis an den Polkappen.

Ein starkes Erdbeben könnte den Axialschlag noch ein Stückchen verschieben und die Geschwindigkeit um einige Mikrosekunden erhöhen.
->   Mehr zur Erdrotation bei Wikipedia.de
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Drei Mikrosekunden, Erdachse um 2,5 cm verschoben
Forscher im Jet Propulsion Laboratory der Nasa kamen rechnerisch auf einen Wert von drei Mikrosekunden (=drei Millionstel Sekunden), um die sich die Erde nach der Katastrophe nun schneller drehen könnte.

Außerdem habe die Erdachse bei dem Beben womöglich einen kleinen Schlag abbekommen, nämlich um rund 2,5 Zentimeter, sagte Richard Gross, Geophysiker des Instituts. Da allerdings die Erdpole ohnehin eine variable Kreisbahn von rund zehn Metern zögen, fielen diese 2,5 Zentimeter auch nicht weiter ins Gewicht.
Offen: Auswirkungen auf GPS-Satelliten
Gravierende Folgen habe das jedenfalls nicht. "Es ist ziemlich schwierig, den Globus echt ins Wackeln zu bringen", sagte dazu der Seismologe Hiroo Kanamori.

Offen bleibt hingegen, ob diese Verschiebung auch die Genauigkeit von GPS-Satelliten beeinträchtigen wird. Denn obwohl eine Beschleunigung von drei Mikrosekunden nach sehr wenig klingt, könnte sie bei Satelliten Ungenauigkeiten von bis zu einem halben Meter verursachen.

[science.ORF.at/APA/Reuters, 29.12.04]
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Nachbar in Not gestartet
Um den Opfern der Flutkatastrophe zu helfen, startet der ORF eine eigene "Nachbar in Not"-Kampagne.

Beim Roten Kreuz kann man online spenden.
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->   Infoseite des US Geological Survey zum Beben
->   Jet Propulsion Laboratory
Mehr zur Flutkatastrophe in science.ORF.at
->   Überschwemmung: Auch langfristige Seuchengefahr (28.12.04)
->   Tsunami - Berge aus Wasser (27.12.04)
 
 
 
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01.01.2010