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US-Forscher: Erdbebenprognosen extrem schwierig  
  Niemand sah es kommen. Für das Seebeben vor der Küste von Indonesien gab es keine Vorzeichen. "Wir haben keinerlei Warnung vernommen", bedauert der US-Seismologe William Bakun.  
Die von dem Beben am Wochenende ausgelöste Flutwelle hat nach jüngsten Schätzungen vom Mittwoch mehr als 80.000 Menschen in den Tod gerissen.
Bewegungen selbst auf Schiff nicht spürbar
Bewegungen in der Meerestiefe, die wie jetzt in Südostasien durch einen Bruch in der Erdkruste hervorgerufen werden, sind nach einem Bericht des "Wall Street Journal" im Allgemeinen noch nicht einmal auf einem Schiff in unmittelbarer Nähe spürbar.

"Natürlich hätten wir alles dafür gegeben, die Menschen in dem betroffenen Gebiet auf das bevorstehende Beben hinzuweisen und sie vor der Katastrophe zu bewahren", sagte William Bakun von der amerikanischen Bundesbehörde US Geological Survey im kalifornischen Menlo Park.
Kurzfristige Prognosen extrem schwierig
Doch ein zuverlässiges Frühwarnsystem für Erdbeben haben die Seismologen noch nirgendwo auf der Welt entwickeln können. Es ist ihr "heiliger Gral".

Bis heute sei weder erwiesen noch ausgeschlossen, dass sich Erdbeben kurzfristig, das heißt, wenige Tage oder auch nur Stunden zuvor ankündigen, betonte Bakun. "Wir wissen nur, dass es extrem schwierig ist, verlässliche Kurzfrist-Prognosen zu liefern."

Dagegen gehören langfristige Warnungen vor einem in mehreren Jahren bis Jahrzehnten drohenden Erdstoß oder mittelfristige Vorhersagen - mehrere Monate oder wenige Jahre vor dem Ereignis - inzwischen zum täglichen Brot der Seismologie.
Zwischenzeitlicher Optimismus durch Studie
Experten der Staatlichen Universität von Colorado um John Rundle triumphierten Anfang des Jahres in den "Proceedings of the National Academy of Sciences", sie hätten eine neue Methode zur Vorhersage großer Erdbeben entwickelt.

Das Team verfolgte die Geschichte kleiner Erdbeben in Kalifornien rund 70 Jahre zurück und leitete daraus Veränderungen am so genannten seismischen Muster ab.

Zwei Stöße schienen ihren Ansatz zu bestätigen: Kurz vor und nur wenige Tage nach der Veröffentlichung des Artikels in dem amerikanischen Fachblatt wurde die Erde in dem von ihnen vorhergesagten Gebiet durchgerüttelt.
Ernüchterndes Beben in Kalifornien
Dagegen sind Bakun und Kollegen vom US Geological Survey eher pessimistisch. Das jüngste Beben im südkalifornischen Parkfield am 28. September machte nicht durch einen einzigen leichten Stoß oder ein anderes Signal unmittelbar zuvor auf sich aufmerksam, die Hoffnung auf eine kurzfristige Warnung zugelassen hätten.

Die Behörde hatte in dem Gebiet ein dichtes Netz von Sensoren und Messgeräten installiert und wartete seit Jahren auf ein Beben.

Gisela Ostwald, dpa, 29.12.04
->   Das Stichwort Erdbeben im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010