News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Gesellschaft 
 
Beispiel Gasometer: Virtuelle und reale Städte  
  Schon längst sind unsere Stadtlandschaften durchsetzt von elektronischen Netzen. Wie diese Parallelwelt und die "reale Stadt" aufeinander wirken, und was das für die Urbanität von morgen bedeutet, versuchte die Publizistikstudentin Ulrike Kittelberger in eine Proseminararbeit am Beispiel der Wohnbauten im Wiener Gasometer zu fassen - nachzulesen in mnemopol.net und vorgestellt von mnemopol-Redakteur Thomas Müller.  
Stadtentwicklung und elektronische Netze
Von Thomas Müller

Viel war in den 90er-Jahren die Rede von der virtuellen Realität, Cyberspace und Datenhighway und die obskursten Phantasien hefteten sich an diese Begriffe.

Das Feuilleton nahm McLuhans Global Village zur Hand und bauschte es medienwirksam auf. Nach zehn Jahren kann der Hype getrost ad acta gelegt werden und einer nüchterneren Perspektive Platz machen.

Was hat es nun tatsächlich auf sich, mit den nicht mehr ganz so neuen Medien?
Telepolis auf dem Vormarsch
Den Begriff "Telepolis " hat Florian Rötzer geprägt, einer der wenigen Experten auf dem Gebiet Stadtentwicklung und elektronische Netze. Dabei geht es nicht nur um Online-Communities, sondern alle Lebensbereiche wie Arbeit, Einkaufen, Bildung etc., die von den Online-Medien verändert werden.

Die Telepolis befindet sich zweifellos auf dem Vormarsch und ermöglicht es jedem, die eigenen vier Wände zur persönlichen Kommunikationszentrale zu machen.

Die virtuellen Gemeinschaften ermöglichen einen ungezwungenen Dialog in der anonymen Großstadt. Ist es also die angebliche Einsamkeit, die der Telepolis regen Zulauf beschert?
Web könnte Peripherien stärken
Ein anderer Zugang wäre das Ganze unter dem Gesichtspunkt Zentrum-Peripherie zu sehen. Die neuen Kommunikationsnetze könnten die Sogwirkung der Zentren vermindern und der Peripherie eine Chance auf Entwicklung geben.

Mit vorhandenen Breitbandleitungen (und natürlich guten Verkehrsverbindungen) wäre es demnach nicht mehr so wichtig,einen Wirtschaftsstandort möglichst zentral einzurichten.

Das könnte die Entwicklung von Nebenzentren begünstigen und der oftmals tristen, weil falsch geplanten Suburbia Leben einhauchen.
Ein Beispiel: Die Gasometer
Nun, Theorie schön und gut, aber wie sieht es vor Ort aus? Haben verkabelte Wohntürme mit angeschlossenem Cineplexkino und einer Shoppingmall etwas mit Urbanität zu tun?

Kittelberger sagt nein und beruft sich auf Rötzers historische Definition, die besagt, dass Urbanität auch mit einer weltoffenen, toleranten Lebenseinstellung zu tun hat.

Das zu "messen" ist nicht ganz einfach, aber auch mit beschränkten Mittel lässt sich zumindest zum Internetgebrauch ein Fragebogen zusammenstellen und unter die Leute bringen, wie es die Autorin getan hat.
Wenig Anzeichen von "Urbanität"
Immerhin unternehmen neun von 20 Befragten regelmäßig etwas gemeinsam mit anderen GasometerbewohnerInnen, zum Teil im Kontext mit der Online-Community gasometer.cc.

80 Prozent der Befragten haben einen Internetanschluss und 60 Prozent der Befragten sind bei gasometer.cc registriert, aber nur wenige beteiligen sich auch aktiv daran.

Ein möglicher Hinweis darauf, dass auch unabhängig von der Telepolis die Gemeinschaftsbildung klappen kann. Wo in der Stadt von heute genau Netzwerkcluster entstehen, wäre ein weites Untersuchungsfeld für die Sozialwissenschaften.
...
Über die Autorin
Ulrike Kittelberger (Jg. 1982) studiert im 9. Semester Publizistik- und Kommunikationswissenschaft an der Universität Wien und arbeitet als freie Journalistin.
...
->   Die Seminararbeit bei mnemopol.net (Gratis-Registrierung)
->   Die mnemopol-Beiträge in science.ORF.at
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Gesellschaft 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010