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Die perfekte Tarnung: Unsichtbarkeit  
  Seit Jahrzehnten tragen US-Soldaten das ewig gleiche Tarngewand: Das grün-braune Fleckendesign sollte dafür sorgen, dass die Kämpfer in "natürlichen" Umgebungen wie Wäldern oder auf Feldern nicht sofort ins Auge springen. Finden die Auseinadersetzungen aber in Städten statt, versagt diese Tarnung. In den USA wird daher eifrig an Methoden der Camouflage geforscht, die sich mit Hilfe digitaler Technologien selbstständig an die Umgebung anpassen.  
Zwar spricht das US-Militär nicht gern über Forschungsprojekte zur "perfekten Tarnung". Dass am Thema "Unsichtbarkeit" aber dennoch gearbeitet wird, belegt ein aktueller Bericht im MIT-Journal "Technology Review" mit Aussagen von Army-Wissenschaftlern und - öffentlich zugänglicher - Forschung, die in Japan vorangetrieben wird.
Intelligente Kombination von Kameras und Displays
Wie könnte ein modernes Tarngewand aussehen? Nicht ein neues Design, sondern die intelligente Kombination von Kameras, die die Umgebung aufnehmen, und Projektionsflächen, auf denen die in die Umwelt perfekt passenden Bilder dargestellt werden.
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"Black Budget"
Wie viel Geld in Forschungsprojekte zur Entwicklung neuer Tarnungen, aber auch generell in wissenschaftliche Arbeiten zu militärischen Fragen investiert wird, kann in den USA nicht festgestellt werden. Denn die Mittel für all diese Projekte gehören zum "Black Budget" - ein Geldtopf von Pentagon und Präsidenten für "intelligence and weapon research", aus dem alle Projekte finanziert werden, von denen keine Informationen an die Öffentlichkeit dringen dürfen.

Nach Angaben der "Technology Review" soll das "Black Budget" im nächsten Jahr 26,1 Milliarden Dollar umfassen - sechs Milliarden mehr als 2004.
->   Informationen zu "Black Projects" in Wikipedia.com (englisch)
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Für Gebäude und Fahrzeuge denkbar
Um einen einzelnen Soldaten nahezu unsichtbar zu machen, bräuchte man einen Mantel, auf den nicht nur ständig Bilder der Umgebung projiziert, sondern dessen Oberfläche sich auch dem jeweiligen Blickwinkel des Beobachters anpasst.

Das menschliche Auge würde sich im direkten Kampf nicht so schnell täuschen lassen, zitiert "Technology Review" James Rowan, Commander eines Forschungzentrums der US-Army. Sehr wohl vorstellen könne er sich aber, dass in naher Zukunft Gebäude oder Fahrzeuge mit der modernen "Display"-Methode getarnt werden könnten.
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Bild: Susumu Tachi

Tachi "verschwindet" durch seinen Mantel im dahinter stehenden Bildschirm.
Regenmantel als Leinwand
Tragbare und sich selbst an die Umwelt anpassende Bekleidungsstücke gibt es in Ansätzen schon. Am weitesten fortgeschritten sind die Forschungsarbeiten von Susumu Tachi von der Universität Tokio: Er entwickelte einen Mantel, der aussieht wie ein glänzender Regenmantel. Seine Oberfläche stellt als "Leinwand" Bilder dar, die eine Kamera vom Raum unmittelbar hinter dem Mantelträger aufnimmt. Der Träger "verschwindet" damit nahtlos in seinen Hintergrund.
->   Labor von Susumu Tachi
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NASA: Schatten als größtes Problem
Ebenfalls mit dem Thema Unsichtbarkeit beschäftigt hat sich die NASA, noch bevor ihr unter der Präsidentschaft Clinton die Mittel gekürzt wurden. Damals beschrieben Forscher den Schatten als das größte Problem.

Denn es würde nicht nur reichen, ein Objekt wie einen Panzer "verschwinden" zu lassen, gleichzeitig müsste man auch den Schatten unterdrücken. Dieses Problem ist bis heute ungelöst.
Interesse der Army größer als offiziell zugegeben
"Adaptive camouflage" sei zwar ein Forschungsthema für die US-Army, aber nur unter dem Blickwinkel, dass das Heer immer interessiert sei an mehr Sicherheit für die Truppen, spielt ein Armee-Vertreter das Thema im Gespräch mit der "Technology Review" herunter.

Ganz so gering scheint das Interesse daran aber nicht zu sein: Der US-Forscher Richard Schowengerdt hält seit 1994 ein Patent für einen Mantel, der elektro-optische Mechanismen zur Camouflage verwendet. Nicht nur, dass seine Erkenntnisse seinen Angaben zufolge im Verteidigungsministerium auf offene Ohren stießen.

Er wird auch immer wieder als Fachvortragender zu militärischen Symposien eingeladen: Das nächste Mal kommenden Februar zu einem Meeting der Spezialeinheit für "Camouflage, Concealment & Deception".

[science.ORF.at, 4.1.05]
->   Technology Review
->   Projekt Cameleo (Richard Schowengerdt)
->   Info zu "Adaptive Camouflage" bei der NASA
 
 
 
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01.01.2010