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Geoforscher: Tsunami auch im Mittelmeer möglich  
  Der deutsche Geowissenschaftler Rainer Kind hält eine Flutkatastrophe wie zuletzt im Indischen Ozean prinzipiell auch im Mittelmeer für möglich. Warnsysteme existieren dort ebenfalls nicht.  
Der Professor vom Geoforschungszentrum Potsdam kritisierte dies am Mittwoch im Saarländischen Rundfunk als fahrlässig.
Warnsystem vor der nächsten Katastrophe nötig
"Das letzte große Beben war 1908 in Messina, wo um die 80.000 Menschen umgekommen sind, durch das Erdbeben und durch den sich anschließenden Tsunami", sagte Kind. Alle Überwachungssysteme, die es auf der Erde gebe, seien nach großen Katastrophen eingerichtet worden.

"Ich glaube, es wäre angebracht, für das Mittelmeer an ein solches Warnsystem zu denken, bevor die nächste Katastrophe passiert", mahnte der Wissenschaftler.
Weltweit 2.300 Tsunamis in 4.000 Jahren
Auch Dieter Kelletat, Physiogeograph an der Universität Duisburg-Essen, pflichtete am Mittwoch bei: "Die Flutwellen in Asien und auch vor Sizilien vor knapp 100 Jahren sind keine Ausnahmen. Tsunamis gab es in der Geschichte tausende".

In den vergangenen 4.000 Jahren hätten sich weltweit mehr als 2.300 Tsunamis aufgetürmt.
Flutwellen auch ohne Erdbeben möglich
Im vergangenen Jahrhundert seien drei größere Riesenwellen im Mittelmeer mit einer Höhe von mehr als 30 Metern registriert worden, sagte Kelletat. Neben der Welle in Sizilien von 1908 türmte sich in der Ägäis 1956 eine rund 30 Meter hohe Wasserwand auf.

"Aber auch ohne Erdbeben können Tsunamis entstehen", erklärte Kelletat. Wie 1979 bei Nizza: Rutschender Schlamm löste an der Küste eine Riesenwelle aus und riss sieben Menschen in den Tod.
Am meisten gefährdet: Gorringe-Bank
Der Experte schätzt die Gorringe-Bank südwestlich von Portugal im Atlantik als die am stärksten Erdbeben gefährdete Region in Europa ein. Von dieser Naht zwischen Europa und Afrika könnten Riesenwellen Küstengebiete bis nach England überschwemmen wie es 1755 geschah. "Der Extremfall ist auch in Europa nicht auszuschließen."
Bis zu 600 km/h
Mit einer Geschwindigkeit der Flutwellen von 600 km/h im bis zu 3.000 Meter tiefen Mittelmeer rechnet der Physiogeograph im schlimmsten Fall.

"Die Tsunamis im Mittelmeer sind zwar nicht so schnell wie im Ozean, die 1.000 Kilometer in der Stunde zurücklegen können, aber sie haben kürzere Wege und können genauso verheerend sein", sagte Kelletat.

[science.ORF.at/APA/dpa/AP, 5.1.05]
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01.01.2010