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Pilz betrügt beim Sex  
  Der bei Gärtnern als violette Wurzelfäule verhasste Tuberculina-Pilz "betrügt" bei seiner Reproduktion. Er gaukelt einem anderen Pilz vor, ein Sexualpartner zu sein, und befällt ihn dann.  
Der Pilz ist zudem eine biologische Sensation, da er als erste bekannte Art sowohl Pflanzen als auch andere Pilze befalle, teilte die Universität Tübingen am Montag mit.
Parasitieren statt Reproduktion
Bild: Uni Tuebingen
Pilz Tuberculina persicina
In der Phase, wenn ein anderer Pilz - der auf Birnenblättern Pusteln bildende Rostpilz - auf Fortpflanzung eingestellt ist, macht sich der Tuberculina genannte Schmarotzer an ihn ran.

"Der Sexualvorgang scheint eingeleitet zu werden, wird aber dann abgewandelt: statt Sex parasitiert Tuberculina auf dem Rostpilz", erklärte der Biologe Matthias Lutz.
Zellwände lösen sich auf
Tuberculina rückt dem genetisch verwandten Rostpilz dabei ungewöhnlich dicht auf den Leib. Die Zellwand beider Pilze wird aufgelöst. Dann wandern Zellkerne des Parasiten in die Zellen des Rostpilzes ein.

Im Gegensatz zu Tuberculina kann der Rostpilz daraufhin keine Sporen mehr bilden und sich nicht weiter ausbreiten.
Vielfältiger Schmarotzer
Genetische Analysen hätten gezeigt, dass Tuberculina und der Rostpilz verschiedene Arten sind, sagte Lutz. Gleichzeitig fanden die Wissenschaftler heraus, dass Tuberculina genetisch identisch ist mit der Art Helicobasidium.

Sie ist für die violette Wurzelfäule etwa bei Apfel- und Maulbeerbäumen, Spargel oder Karotten verantwortlich. Der Schmarotzer kann also je nach Angebot zwischen Pflanzen und anderen Pilzen als Wirt wählen.

[science.ORF.at/APA/dpa, 10.1.05]
->   Mehr über den Parasiten (Uni Tübingen)
 
 
 
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01.01.2010