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Rektoren wollen Hochschulzugang weiter einschränken  
  Kurz vor Weihnachten haben die Rektoren der österreichischen Unis dazu aufgefordert, den freien Hochschulzugang einzuschränken. Nach der Umstellung auf das dreigliedrige Studiensystem (Bakkalaureat - Master - Doktorat) wollen sie sich ihre Studenten ab den Master-Studiengängen nach fachlichen Qualifikationen selbst aussuchen. Rektoren-Chef Georg Winckler möchte dies nun auch bei Diplomstudien diskutieren - vor allem in der Medizin.  
Stellungnahme in Rechtsstreit am 20. Jänner
Hintergrund ist ein für das Frühjahr erwartetes Urteil des Europäischen Gerichtshofs (EuGH) zur möglichen Diskriminierung ausländischer Studierender an österreichischen Unis.

Im Rechtsstreit zwischen der EU und Österreich in dieser Frage wird der Generalanwalt am 20. Jänner eine Stellungnahme abgeben, der EUGH selbst wird im April oder Mai entscheiden.
->   Mehr dazu: EuGH entscheidet über Zugang zu Österreichs Unis (15.12.04)
Winckler erwartet Verurteilung Österreichs ...
Er erwarte auf Grund eines analogen Falls in Belgien "mit mittelgroßer Wahrscheinlichkeit" eine Verurteilung Österreichs, so Winckler am Mittwoch am Rande einer Pressekonferenz in Wien.

Das derzeitige System, wonach nur ein österreichisches Matura-Zeugnis automatisch zum Studium berechtigt, Personen mit einem Reifeprüfungszeugnis eines anderen Landes allerdings nur studieren dürfen, wenn sie im betreffenden Land einen Studienplatz haben, hält der Vorsitzende der Rektorenkonferenz für eine Diskriminierung.
... und danach Ansturm deutscher Studenten
Bei einem Fallen dieser Regelung erwartet der Rektoren-Chef einen Ansturm vor allem deutscher Studenten - und das primär in der Medizin, bei der ein Umstieg auf das dreigliedrige Studiensystem nicht in Sicht ist.

Eine unbekannte Größe sei darüber hinaus die Studienwahl von jungen Menschen in den neuen EU-Staaten. Im Vergleich zu diesen verfügten die österreichischen Unis über moderne Geräte. In der Medizin kämen nur drei Prozent der Kosten über die Studienbeiträge wieder herein.
Vorerst keine eigenen Vorschläge
Der Aufforderung von Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP), zunächst einmal Modelle für Zugangsbeschränkungen auf den Tisch zu legen, wollen die Rektoren vorerst nicht nachkommen.

Vielmehr müsse dieses Thema zuerst breit von den politischen Parteien und den Gruppen an den Unis diskutiert werden, so Winckler. Natürlich werde man aber auch eigene Vorstellungen entwickeln.
Gegen Numerus clausus
Persönlich sei er ein Gegner eines Numerus clausus nach deutschem Vorbild, betonte Winckler. Ein solcher mache absolut keinen Sinn. Allerdings müsse man überlegen, ob nicht "in der Studieneingangsphase Kapazitätsüberlegungen Platz greifen sollten". In dieser könne die Eignung von Studenten besser beurteilt werden.

Gleichzeitig gelte es aber auch, sich Gedanken darüber zu machen, in welchen Fächern der Zugang beschränkt werden solle. So wolle man etwa im naturwissenschaftlichen Bereich ja mehr und nicht weniger Studenten.
ÖH gegen jede Beschränkung
Gegen jede Form der Zulassungsbeschränkung an den Universitäten spricht sich die Österreichische HochschülerInnenschaft (ÖH) aus.

Die von Rektoren-Chef Georg Winckler ins Spiel gebrachte Steuerung des Zugangs über die Studieneingangsphase würde die selbe Wirkung wie ein Numerus Clausus haben - nämlich die "Eindämmung des freien Hochschulzugangs", hieß es in einer Aussendung am Mittwoch.
Furcht vor ausländischen Studenten "unbegründet"
Für "völlig unbegründet" und "nicht haltbar" hält die ÖH Befürchtungen, dass bei einem Fallen der Zugangsbeschränkungen für ausländische Studierende die österreichischen Unis "überschwemmt" würden.

"Es ist völlig absurd, das Studium, in welcher Form auch immer, einzuschränken. Sei es nun für in- oder ausländische Studierende, der Hochschulzugang hat frei zu sein", so ÖH-Vorsitzende Barbara Wittinger (Grüne und Alternative StudentInnen/GRAS).

[science.ORF.at/APA, 12.1.05]
->   Österreichische Rektorenkonferenz
->   ÖH
Mehr dazu in science.ORF.at:
->   Nach Erstsemestrigen-Rekord: Fällt freier Uni-Zugang? (4.1.05)
->   Rektoren wollen Master-Studenten aussuchen (17.12.04)
 
 
 
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01.01.2010