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Studie widerlegt Theorie spezieller Wächterzellen  
  Das körpereigene Immunsystem verfügt nach Erkenntnis deutscher Forscher womöglich doch nicht über spezielle Wächterzellen, die unerwünschte Abwehrreaktionen gegen das eigene Gewebe verhindern.  
Das ergaben Untersuchungen am Institut für Immunologie des Universitätsklinikums Heidelberg. Die Studien stellen Erkenntnisse US-amerikanischer Forscher grundlegend in Frage, die vor zwei Jahren für großes Aufsehen gesorgt hatten und als Schlüssel für die Entwicklung neuer Medikamente gegen so genannte Autoimmunerkrankungen gewertet worden waren.
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Die Studie "Regulation of human auto- and alloreactive T cells by indoleamine 2,3-dioxygenase (IDO)-producing dendritic cells: too much ado about IDO?" von Peter Terness et al. erschien im Fachjournal "Blood" (DOI:10.1182/blood-2004-06-2103).
->   Zum Original-Abstract
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Lähmen dendritische Zellen das Immunsystem?
Die US-Mediziner hatten in dem renommierten Fachmagazin "Science" die These aufgestellt, dass so genannte dendritische Zellen des Immunsystems, die das Enzym IDO produzieren, als Wächterzellen die Immunabwehr lähmen können.

Der Fetus im Mutterleib benutze ebenfalls IDO-Zellen, um zu verhindern, dass er als fremdes Gewebe abgestoßen werde. Auch in vielen Organen wie Lunge und Darm spielten sie eine wichtige Rolle beim Bemühen, Immunreaktionen gegen den eigenen Körper zu verhindern, hatten die Experten erklärt.
->   Dendritic cell bei Wikipedia
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Die Studie "Potential Regulatory Function of Human Dendritic Cells Expressing Indoleamine 2,3-Dioxygenase" von Munn DH, et al. erschien im Fachjournal "Science" (Band 297, S. 1867-1870; DOI: 10.1126/science.1073514).
->   Zum Original-Abstract (kostenpflichitg)
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Ergebnisse nicht reproduzierbar
Die Heidelberger Wissenschaftler produzierten nun im Labor dendritische Zellen mit exakt jenen Merkmalen, die die US-amerikanischen Kollegen beschrieben hatten.

Trotzdem waren die Zellen nach Angaben der Klinik nicht in der Lage, das Enzym IDO zu produzieren. Zwang man sie dann quasi dazu, gelang es ihnen immer noch nicht, auf diese Weise die Immunreaktion zu unterdrücken.

Wie es zu diesen abweichenden Ergebnissen habe kommen können, sei noch unklar, sagte Studienautor Peter Terness. Aber das Beispiel zeige: "Entdeckungen, selbst wenn sie in namhaften Zeitschriften publiziert wurden, sollten stets kritisch hinterfragt werden."

[science.ORF.at/APA/AP, 14.1.05]
->   Universitätsklinikum Heidelberg
->   Autoimmunerkrankungen im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010