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Epilepsie-Medikamente könnten Alterung verzögern  
  Bei einem Test von 19 im Handel erhältlichen Medikamenten haben US-amerikanische Forscher festgestellt, dass Würmer, die bestimmte Mittel gegen Epilepsie bekommen, deutlich länger leben. Sie vermuten daher, dass das Nervensystem eine größere Rolle beim Alterungsprozess spielen könnte als bisher angenommen. Die ewige Jugend für Menschen ist aber dennoch nicht in - wissenschaftlicher - Reichweite.  
Suche nach einem "zufälligen" Anti-Ageing-Effekt
Der Zugang der Forscher von der Washington University School of Medicine war ursprünglich sehr pragmatisch: "Wir wollten untersuchen, ob bereits am Markt befindliche Medikamente zufällig auch einen Anti-Ageing-Effekt haben", erklärt der Genetiker Kerry Kornfeld in einer Aussendung der Universität.
Steigerung der Lebensdauer um bis zu 47 Prozent
Bild: ESA
Der "Caenorhabditis elegans" als Versuchsobjekt
Als Versuchsobjekt verwendeten die Wissenschaftler den Wurm Caenorhabditis elegans, der auf Grund seiner kurzen Lebensdauer von durchschnittlich 17 Tagen oft für medizinische Experimente verwendet wird.

Das Ergebnis war erstaunlich: Das krampflösende Mittel "Ethosuximid", das zur Behandlung von Epilepsie eingesetzt werden, verlängerte das Leben des Wurms auf 20 Tage. Wurde auch noch "Trimethadion" beigefügt, erhöhte sich die Lebenserwartung sogar um 47 Prozent.
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Die Studie "Anticonvulsant Medications Extend Worm Life-Span" von K. Evason, C. Huang, I. Yamben, D.F. Covey und K. Kornfeld wurde am 14. Jänner 2005 im Wissenschaftsmagazin "Science" publiziert (Band 307, S. 258-262, 10.1126/science.1105299).
->   Science
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Keine Kalorienreduktion oder Bakterienschutz ...
Die Suche nach den Ursachen der lebensverlängernden Wirkung der Epilepsie-Medikamente führte die Forscher erst über Umwege zum Nervensystem. Zuerst vermuteten sie, dass die Medikamente dem Organismus eine gesundsheitsfördernde Kalorien-Reduktion vorgaukeln könnten - das war aber nicht der Fall, im Gegenteil: Die Würmer hatten genug zu essen und sahen wohlgenährt aus.

Ebenso wenig ließ sich ihr längeres Leben darauf zurückführen, dass die Medikamente sie vor Bakterien geschützt hätten.
... aber verbesserte Beweglichkeit
Ethosumixid und Trimethadion bewirkten aber, dass die Beweglichkeit der Würmer deutlich langsamer abnahm. Die Tests zeigten, dass die krampflösenden Mittel jene Nerven stimulierten, die für die Körperbewegung zuständig sind.
Nicht nur die Gene für Alterung verantwortlich
Kornfeld interpretiert seine Forschungsergebnisse auch als eine Relativierung der Bedeutung der Gene. Denn obwohl in den letzten Jahren intensiv nach dem "Altersgen" gesucht wurde, scheint ein nicht genetisch gesteuerter Mechanismus des Nervensystems eine größere Rolle zu spielen als bisher vermutet.

Denn selbst wenn bei den Würmern das für die Alterung zuständige Gen modifiziert wurde, reagierte das Nervensystem auf die Medikamente gleich wie vorher.
"Potenzial für einen wirklichen Durchbruch"
"Die Erkenntnis hat das Potenzial für einen wirklichen Durchbruch", zeigt sich deshalb auch der renommierte Molekularbiologe David Sinclair von der Havard Medical School in Boston im Gespräch mit dem Online-Dienst des Wissenschaftsmagazins "Nature" positiv überrascht.

Zwar wurde die lebensverlängernde Wirkung der Epilepsie-Medikamente an Menschen noch nicht beobachtet, das liege aber laut "news@nature" auch daran, dass sie hauptsächlich bei Kindern eingesetzt werden.
Auswirkungen auf andere "Alterskrankheiten" untersuchen
Wenn ihre Wirkung tatsächlich auch an Menschen getestet werden sollte, müsste laut Sinclair auch ihr Effekt auf andere altersbedingte Krankheiten wie Alzheimer oder Diabetes untersucht werden.

Kerry Kornfeld und sein Team denken in kleineren Dimensionen: Sie wollen die Wirkung der Medikamente bald wieder testen - an Fliegen und Mäusen.

Elke Ziegler, science.ORF.at, 14.1.05
->   Washington University School of Medicine
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01.01.2010