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Titan in Ton und Bild: "Huygens" hat seine Arbeit erledigt  
  Die Weltraum-Mission "Cassini-Huygens" hat bisher drei Bilder vom Saturnmond Titan veröffentlicht und auch Klänge aus dem All zur Verfügung gestellt. Experten sprechen von einer "technischen Meisterleistung".  
Rauschen und Piepsen aus dem All
Klänge aus einer fremden Welt, aus 1,2 Milliarden Kilometern Entfernung, vom Saturnmond Titan hat die europäische Landesonde "Huygens" zur Erde geschickt - mit Hilfe des US-amerikanischen Mutterschiffs "Cassini". Analysiert und wissenschaftlich bewertet sind diese Tonaufnahmen aus 1,2 Milliarden Kilometern Entfernung allerdings noch nicht.
->   Windgeräusch beim Anflug auf die Titanoberfläche (ESA; mp3-Datei)
->   Radargeräusche kurz vor der Landung (ESA; mp3-Datei)
350 Bilder - spektakulär vertraut?
 
Bild: ESA

"Huygens" hat auch 350 Bilder von Titan geschossen - sowohl während des Anflugs als auch vom Landeplatz. Drei Schwarz-Weißaufnahmen wurden bisher veröffentlicht: sie erinnern an eine Hügellandschaft, durch die sich anscheinend Flüsse schlängeln; ein weiteres Bild gleicht einer irdischen Steinwüste.

Die Auswertung der lang erwarteten Bilder wird dauern - bei ernsthafter wissenschaftlicher Analyse sogar mehrere Jahre.
Flüsse in unwirtlicher Umgebung
Bild: ESA
Auch wenn die Aufnahmen vom Saturnmond mit irdischen Gegebenheiten umschrieben werden: auf Titan ist es höchst unwirtlich und mit der Erde nicht zu vergleichen: flüssiges Methan und Kohlenwasserstoff, der Wind bläst mit 500 Kilometern pro Stunde, bei minus 180 Grad Celsius.

"Hier gibt es Fluss-Systeme. Hier hat es vermutlich in früheren Zeiten eine Dynamik gegeben - d.h. hier sind vielleicht Aerosole aus der Titan-Atmosphäre ausgeflockt und haben sich in einer Art Regen auf die Titan-Oberfläche abgesetzt. Die Flüssigkeit hat sich in Becken gesammelt und wurde in Form von Fluss-System abgeführt", beschreibt Helmut Rucker vom Institut für Weltraumforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Graz. Grazer Wissenschaftler sind an Instrumenten zur Analyse der Titan-Atmosphäre beteiligt.

Die Erforschung des Saturnmondes Titan wird mit einer Reise in die Urzeit der Erde verglichen - die dichte Gashülle von Titan gleicht der Erdatmosphäre vor vier Milliarden Jahren.
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Akustik-Sensor aus Graz
Der Akustiksensor, von dem die Tonaufnahmen der Huygens-Mission stammen, wurde am Grazer Institut für Weltraumforschung (IWF) entwickelt und gebaut. Er ist Teil von HASI (Huygens Atmospheric Structure Instrument), einem der sechs Instrumente an Bord der ESA-Sonde Huygens. Die Aufnahmen geben die Geräusche während des Abstiegs zum Saturn-Mond wieder. Was diese Geräusche wirklich bedeuten, wird sich erst aus der Auswertearbeit der nächsten Monate ergeben. Bisher weiß man nur, dass sie weitaus lauter sind als ähnliche Geräusche auf der Erde.
->   IWF Graz
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Fehlerhafte Datenübermittlung
Die Übertragung der Bild- und Tondaten von "Huygens" an das Mutterschiff "Cassini" sowie die Weiterleitung zur Erde ging nicht ganz fehlerfrei von statten: es kam zu Ausfällen - allerdings sind dabei angeblich keine Daten verloren gegangen, alles war in weiser Voraussicht doppelt abgesichert, so Helmut Rucker.
Arbeit von "Huygens" erledigt, "Cassini" setzt fort
Die europäische Landesonde "Huygens" hat ihre Arbeit nun erledigt, sie hat Bilder und Tonaufnahmen an das Mutterschiff "Cassini" geschickt, von dort wurden die Daten zur Erde weitergeleitet.

Die Sonde "Huygens" ist mit dem Erschöpfen ihrer Batterien praktisch gestorben. "Cassini", das amerikanische Mutterschiff im All, wird noch vier Jahre lang den Saturnmond Titan umkreisen - bis zum Jahr 2008 sind weitere 40 Titan-Umrundungen geplant.
Modellprojekt für Zusammenarbeit
Das europäisch-amerikanische Weltraum-Projekt gewährt nicht nur Einblicke in die unbekannte Welt auf dem Saturnmond Titan, sondern es zeigt auch, dass eine Kooperation zwischen europäischer Weltraumbehörde ESA und der US-amerikanischen NASA funktioniert bzw. funktionieren kann.

Barbara Daser, Ö1-Wissenschaft
science.ORF.at, 17.1.05
->   ESA
->   Das Stichwort Huygens im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010