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Österreich würdigt Widerstand in der Nazi-Zeit  
  Die Republik Österreich hat zu Beginn des Jubiläumsjahres den Widerstand in Österreich in den Jahren der Nazi-Diktatur zwischen 1938 und 1945 gewürdigt.  
Bei einer Tagung im Parlament betonte Nationalratspräsident Andreas Khol (ÖVP), es gehe darum, dem "Widerstand einen gehörigen und würdigen Platz einzuräumen". Er hoffe, dass dies auch in den Schulen berücksichtigt werde.

Bundeskanzler Wolfgang Schüssel (ÖVP) betonte, der "positive Beitrag des Widerstands ist von nicht zu unterschätzender Bedeutung, auch für die heutige Zeit".
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Hingergrund: Geschichte der Widerstandsrezeption
Die Beschäftigung mit dem Widerstand gegen den Nationalsozialismus und sein gesellschaftlicher Stellenwert unterlagen in der Zweiten Republik politischen Konjunkturen. Mit dem Zusammenbruch des NS-Regimes war den Spitzen der neu gegründeten Republik zunächst daran gelegen, den Widerstand gegen den Nationalsozialismus in Österreich herauszustellen und zu dokumentieren. Mehr dazu:
->   Widerstand: Die Rezeption in der Zweiten Republik (19.1.05)
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Schüssel: Kein Monopol einer Gruppe
Widerstand sei "kein Monopol einer Gruppe, keine Frage des Standes, keine Frage des Geschlechts und keine des Alters". Widerstand habe es von Kommunisten und Sozialdemokraten ebenso gegeben wie aus dem bürgerlichen Lager.

Namentlich nannte er die Sozialdemokratin Käthe Leichter, die im KZ Ravensbrück ihre Aktionen mit dem Leben bezahlte, den VP-Gründer Johann Eidlitz, den Oberösterreichischen Mesner Franz Jägerstätter, den Dichter Jura Soyfer oder Schwester Restituta Helene Kafka.

Es habe eine "unglaublich große Zahl von aktiven Widerstandskämpfern" gegeben, die nicht überlebt haben. 2.700 seien zum Tode verurteilt und ermordet worden, 30.000 in den KZs umgekommen.
Fischer: Ausgrenzung von Widerstandskämpfern nach '45
Bundespräsident Heinz Fischer gab zu bedenken, dass sich "nicht wenige Widerstandskämpfer nach 1945 ausgegrenzt oder sich zumindest um eine Anerkennung ihrer Tätigkeit im Widerstand gebracht fühlten".

Was die Gruppe der Deserteure aus der Hitler-Armee betrifft, "ist deren Verhalten und Motivation in einer extrem schwierigen Situation bis heute oft missverstanden oder verurteilt worden".
Neue Sicht auf Widerstand in der Wehrmacht
Er halte die Forderung für berechtigt, trotz der so genannten Befreiungsamnestie von 1946 alle Urteile der Wehrmachtsjustiz und vergleichbarer Sondergerichte wegen Desertion, Wehrdienstverweigerung, Fahnenflucht oder Hochverrat durch einen Akt des Gesetzgebers aufzuheben.

Es gehe ja nicht um die Amnestierung eines begangenen Unrechts, "es geht um eine neue Sicht auf den Widerstand in der Hitler-Armee. Die einschlägige Gerichtsbarkeit der NS-Gerichte hatte eben mit Recht und Gerechtigkeit nichts zu tun".

Der Krieg Hitlers sei ein "verbrecherischer Angriffskrieg gewesen und das Instrument dafür war die seinem Willen gehorchende Wehrmacht. Die Desertion aus der Hitler-Armee kann mit Desertion aus der Armee eines demokratischen Staates nicht verglichen werden", betonte das Staatsoberhaupt.

[science.ORF.at/APA, 19.1.05]
->   Österreich würdigt Widerstand in der Nazi-Zeit (oe1.ORF.at)
 
 
 
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01.01.2010