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Vier Millionen Jahre alter Menschenvorfahre entdeckt  
  In Äthiopien haben Wissenschaftler spärliche Überreste von mutmaßlichen Vorfahren des Menschen entdeckt, die vor über vier Millionen Jahren lebten. Es handelt sich um die erst seit zehn Jahren bekannte Hominiden-Spezies Ardipithecus ramidus, die noch beträchtliche Affen-Merkmale aufwies.  
Über diese Entdeckung berichtet Sileshi Semaw von der Indiana University gemeinsam mit acht weiteren US-amerikanischen und spanischen Kollegen.
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Die Studie "Early Pliocene hominids from Gona, Ethiopia" von
Sileshi Semaw et al. erschien im Fachjournal "Nature" (Band 433, S.301-305, Ausgabe vom 20.1.05).
->   Nature
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Fund an "hot spot" der Archäologie
Die Überreste von mindestens neun Angehörigen der Spezies Ardipithecus ramidus wurden dem Bericht zufolge seit 1999 im Lauf von vier Jahren am Grabungsort As Duma in der äthiopischen Region Asfar gefunden, der schon zahlreiche andere, für die Forschung wichtige Fossilien geliefert hat.
Kiefer, Hand- und Fußknochen
 
Bild: Sileshi Semaw, Indiana University Bloomington

Paläomagnetische Untersuchungen und Datierungen mit Radioisotopen ergaben, dass die neuen Fundstücke 4,3 bis 4,5 Millionen Jahre alt sind. Es handelt sich überwiegend um Zähne und Kieferteile, aber auch um einzelne Hand- und Fußknochen.

Genetische Studien legen nahe, dass der letzte gemeinsame Vorfahre von Mensch und Schimpanse an der Grenze von Miozän und Pliozän, also vor rund 5,2 Millionen Jahren gelebt hat.
Älter als "Lucy"
Insgesamt stehen der Wissenschaft nun einzelne Teile von rund 60 Exemplaren des Ardipithecus ramidus zur Verfügung, über den nur sehr wenig bekannt ist. Erste Fossilienfunde dieser Art waren 1994 gemeldet worden.

Einige Skelettfragmente deuten darauf hin, dass der Ardipithecus ramidus noch kleiner war als der Australopithecus afarensis, der vor etwa vier bis 2,7 Millionen Jahren in Ostafrika gelebt haben dürfte.

Berühmteste Vertreterin dieser Spezies ist die rund 110 Zentimeter große "Lucy", deren Knochen 1974 bei Hadar in Äthiopien geborgen wurden.
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Der "Bodenaffe" aus Äthiopien
Der Name Ardipithecus ramidus leitet sich vom Begriff "Bodenaffe" der Afar-Sprache ab ("ardi" = Boden, "ramid" = Wurzel). Dieser ist der bislang älteste bekannte Vormensch. Ab dem Jahr 1992 wurden zahlreiche Schädel-, Kiefer- und Skelettelemente gefunden. im Jahr 1994 wurde in Aramis (mittlere Awash-Region in Äthiopien) ein fast vollständiges Skelett entdeckt. Merkmale sind unter anderem relativ kleine Eckzähne, ein kopfwärts orientiertes Schultergelenk sowie ein trichterförmiger Brustkorb. Wegen gebogener Finger- und Zehenknochen und relativ kurzen Hinterbeinen wird eine vorwiegend baumkletternde und nur zeitweise zweibeinig laufende Fortbewegung angenommen.
->   Mehr zu Ardipithecus ramidus
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Anatomie liefert Hinweise auf aufrechten Gang
Größe und Abnutzungsgrad der Zähne lassen darauf schließen, dass sich die jüngst entdeckten Exemplare des Ardipithecus ramidus hauptsächlich von pflanzlicher Kost ernährten.

Sie lebten in einer moderat regenreichen Baum- und Graslandschaft, in der Affen, Maulwurfratten und rinderähnliche, grasfressende Tiere vorkamen.

Von den früheren Funden ist bekannt, dass der Kopf des Ardipithecus ramidus direkt über der Wirbelsäule saß und nicht, wie bei Affen, weiter vorn. Das könnte diese Hominiden befähigt haben, aufrecht zu gehen, nicht auf allen Vieren.

[science.ORF.at/APA/AP, 19.1.05]

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01.01.2010