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Neues Buch: A-Z der psychotropen Pflanzen  
  Während vor allem Jugendliche immer öfter bewusstseinsverändernden Pflanzen zu sich nehmen, wächst das Wissen über Handhabung, Dosierung und etwaige Folgen für die Gesundheit nicht gerade an. Ein jüngst erschienenes Buch verspricht Abhilfe - und liefert Konsumenten, Ärzten und Pädagogen ein "A bis Z".  
Bild: Springer Verlag
Neben einem weltweiten Überblick über die Vielfalt entsprechender Pflanzen und einer Reihe anekdotischer Anmerkungen - so erfährt man, dass die "Bepilztheit" im Ural unserer Betrunkenheit entspricht - zeigt die Pharmazeutin Angelika Prentner vor allem die Wirkungsweise der Pflanzen auf.

Und zwar sowohl auf biologischer und chemischer Ebene als auch im kulturell unterschiedlichen Gebrauch - die meisten Pflanzen spielen oder spielten eine wichtige Rolle in Naturmedizin oder Homöopathie.
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Das Buch "Bewusstseinsverändernde Pflanzen von A-Z" von Angelika Prentner ist im Springer-Verlag erschienen.
->   Mehr über das Buch (Springer Verlag)
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Anregend, dämpfend oder berauschend
Bewusstseinsverändernde Pflanzen enthalten spezielle Stoffe, die auf Menschen anregend, dämpfend oder berauschend wirken. Bis zu vierzig Prozent aller 14- bis 16-Jährigen haben derartige Pflanzen schon einmal zu sich genommen, schreibt Prentner.

Das Wissen über Handhabung, Dosierung und möglichen Folgen, hinke dem aber hinterher. Insofern versteht sie ihr Buch als Ratgeber zu Pflanzen, die prinzipiell "eine große Bereicherung für jeden darstellen".
Guarana: Muntermacher und Aphrodisiakum
Bild: Springer Verlag
Guarana, Paullinia cupana
Dabei will die Pharmazeutin alles andere als verharmlosen: Sie beschreibt klar Wirkungen, Nebenwirkungen, Folgen von Überdosierung und mögliche Erste-Hilfe-Maßnahmen. Zugleich aber stellt sie auch die Zubereitung und die rituelle Anwendung der Pflanzen in der Volksmedizin vor.

Das in unseren Breitengraden v.a. von Energy-Drinks bekannte Guarana etwa ist nicht nur wegen seines hohen Koffeingehalts ein Muntermacher. Die Inhaltsstoffe der in Brasilien beheimateten Pflanze wirken auch gegen Migräne, Nervosität, Rheumatismus - und als Aphrodisiakum.
Bepilzte Sibirer
Bild: Springer Verlag
Fliegenpilz, Amanita muscaria
Ebenfalls durch das "A-Z der Bewusstseinsverändernden Pflanzen" zu lernen: Unserem Wort "betrunken" entspricht in einigen Sprachen Sibiriens das Wort "bepilzt" - und das kommt von einem auch bei uns bekannten Schwammerl. Der Fliegenpilz ist es, der laut Prentner im Ural bis in das 20. Jahrhundert als Rauschmittel verwendet wurde.

Die Aufnahme des Hauptwirkstoffes Muscimol in den Körper erfolgt "schnell und vollständig", größere Mengen führen zu Wahnvorstellungen, Halluzinationen, "Bildern voller Entsetzen und Grauen", Überdosierungen können tödlich enden.
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Bild: Springer Verlag

Engelstrompete, Brugmansia suaveolens
Halluzinogene Engelstrompete
Die meisten derartigen Pflanzen stammen aus dem Gebiet Lateinamerikas. Einige befinden sich aber auch in heimischen Gärten, wie z.B. die Engelstrompete, die gerne als Zierpflanze verwendet wird - und zu den stärksten Halluzinogenen im Pflanzenbereich gehört.

Den Schamanen Südamerikas dient sie zur Heilung von Krankheiten und für Prophezeiungen, vor einem Gebrauch durch Unkundige warnen sie aber strikt.
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Safran macht nicht nur den Kuchen gelb
Auch den Krokus, eine maximal 30 Zentimeter lange Knollenpflanze, findet man in Österreich, unter dem Namen Safran ist sein Produkt unter Köchen gut bekannt - und teuer. Für ein Kilogramm Safran sind bis zu 200.000 Blüten notwendig.

Die Inhaltsstoffe des Safrans (v.a. Safranal) können krampfstillend und schmerzlindernd wirken, akute Überdosierung kann aber zu Benommenheit und Koliken führen, chronische zu einer Gelbverfärbung des Gesichts.
Schulmedizin und Naturmedizin
Im Anhang ihres Überblicks der psychotropen Pflanzen lässt Prentner noch einmal die zwei Welten der Medizin - Schulmedizin und Naturmedizin - zu Wort kommen: in Form eines Neurowissenschaftlers, der fünf Dimensionen von Drogen-induziertem, verändertem Bewusstsein unterscheidet, und durch ein Interview mit einem Schamanen.

Lukas Wieselberg, science.ORF.at, 21.1.05
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01.01.2010