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Agrarforschung in Tulln feiert zehnten Geburtstag  
  Biotechnologische Verfahren an Pflanze, Tier und Umwelt werden in Tulln seit zehn Jahren unter einem Dach erforscht: im IFA, dem Interuniversitären Forschungsinstitut für Agrarbiotechnologie.  
Neue Weizensorten, die weniger empfindlich gegen Pilzbefall sind. Ein Schadstoff-Bewertungssystem für Mülldeponien. Baumaterial aus Abfällen: Das sind nur einige Beispiele für Projekte, die in Tulln entwickelt wurden.

Seit zehn Jahren steht dort das Interuniversitäre Forschungsinstitut für Agrarbiotechnologie mit seinen fünf Abteilungen.
"Spross" dreier Wiener Unis
Gegründet wurde das IFA vom Pflanzenzüchter Peter Ruckenbauer, als Einrichtung dreier Wiener Universitäten: der Universität für Bodenkultur, der Technischen Universität und der Universität für Veterinärmedizin.

Inzwischen hat es rund 140 Mitarbeiter, deren Arbeit aus einem staatlichen Budget, Projektgeldern und der Zusammenarbeit mit der Wirtschaft finanziert wird. Von Anfang an war den Wissenschaftlern am IFA die Nähe zu den Anwendern ihrer Forschung wichtig.
Drei Centers of Excellence
Internationalen Ruf erlangte das IFA vor allem auch durch seine drei Centers of Excellence - ein Status, der Forschungseinrichtungen für eine gelungene Zusammenlegung von Grundlagenforschung und angewandter Forschung verliehen wird. Im IFA gilt das für die Bereiche Mykotoxinforschung, Tierproduktion und Analytik.
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Großprojekt Schimmelpilze in Weizen
Ein Großprojekt der Pflanzenzüchter im IFA beschäftigt sich mit Fusarium, einem Schimmelpilz, der unter anderem Ackerpflanzen wie Weizen, Gerste oder Mais befällt. In den infizierten Pflanzen produziert er dann Pilzgifte, die gesundheitsschädigend für Mensch und Tier sind.

Durch langjährige Kreuzungsversuche mit Weizensorten aus China, Japan oder Südamerika versuchen die Wissenschaftler im IFA, den heimischen Weisen widerstandsfähig gegen den Pilz zu machen. In zwei bis drei Jahren könnten die ersten Sorten marktreif sein.
->   Diagnoseverfahren entlarvt Pilzgifte auf Getreide (3.11.03)
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Tests für Giftabbau
Gleichzeitig wird am IFA in Tulln auch an Mikroorganismen geforscht, die die Pilzgifte, die Mykotoxine in den Pflanzen abbauen, wenn es einmal zu einer Infektion gekommen ist.

Dieser Abbau muss allerdings genau kontrolliert werden, dazu entwickelt das Analytikzentrum des IFA Testmethoden. Für diese Arbeit konnte im IFA auch ein Christian Doppler Labor eingerichtet werden.
Verwertung von Holzabfällen
Enge Zusammenarbeit mit der Wirtschaft streben alle Institute des Interuniversitären Departments für Agrarbiotechnologie in Tulln an, auch das Institut für Naturstofftechnik. Deren Ziel ist es, Werkstoffe aus nachwachsenden Rohstoffen herzustellen.

Ihr Hauptaugenmerk legen die Forscher dabei auf Holz, schließlich sind 47 Prozent der Fläche Österreichs bewaldet. Interessant ist sowohl die Wiederverwertung von Abfällen aus der Holzindustrie, als auch die Verbesserung von Vollholz. Beides wurde im IFA schon gemacht, entsprechende Produkte sind bereits am Markt.
Schadstoffbewertung für Mülldeponien
Unter anderem mit Abfallverwertung und Vermeidung beschäftigt sich auch das Institut für Umweltbiotechnologie. Die Wissenschaftler dort haben auch ein Verfahren entwickelt, mit dem die Schadstoffbelastung durch alte Mülldeponien schnell bewertet werden kann.

In Europa gibt es schätzungsweise 100.000 solche Altmüllablagerungen, an einer Testmethode besteht daher auch großes öffentliches Interesse.
Embryonenzucht und biomedizinische Forschung
Das fünfte Institut des IFA in Tulln widmet sich der Tierzucht. Die Wissenschaftler produzieren dort einerseits Embryonen landwirtschaftlich besonders interessanter Rinder in vitro.

Außerdem züchten sie gentechnisch veränderte Mäuse und Kaninchen für die biomedizinische Forschung.
Neuer Chef
Als Chef der Tullner Forschungseinrichtung zieht sich Peter Ruckenbauer nun zurück. Abgelöst wird er vom bisherigen Leiter des IFA-Instituts für Biotechnologie in der Tierproduktion, dem Veterinärmediziner Mathias Müller.

Birgit Dalheimer, Ö1-Wissenschaft, 21.1.05
->   IFA-Tulln
Mehr zum IFA in science.ORF.at:
->   Zitate-Champ: Tullner Studie zu Weizen-Schädlingen (18.11.03)
->   Umweltfreundliche Schäume aus Lederabfällen (11.10.03)
 
 
 
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01.01.2010