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Wien auf "Landkarte der Spitzenforschung" setzen  
  Der Formierungsprozess im europäischen Forschungsraum und die strategisch günstige Lage Österreichs in Mitteleuropa sprechen für die schnelle Realisierung der so genannten "Elite-Uni" - so Michael Stampfer, Co-Autor der von der Stadt Wien beauftragten Machbarkeitsstudie. Als kritische Erfolgsfaktoren sieht er vor allem die Einbettung der neuen Einrichtung in das bestehende Universitätssystem und eine gute Ausbildung des Forschungsnachwuchses.  
Im Gespräch mit science.ORF.at erklärt der Geschäftsführer des Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds (WWTF) die Hintergründe der Analyse.
Klares Zeichen für mitteleuropäischen Raum
"Wenn Österreich sich nicht rasch in dieser Nische etabliert, werden Städte wie Prag, Budapest oder Berlin zum Zug kommen." Momentan seien Staaten wie Tschechien oder Ungarn noch dabei, ihre Systeme zu reformieren und nach ihrer Rolle im europäischen Forschungsraum zu suchen, erklärt Stampfer ein Hauptargument der Machbarkeitsstudie, die sich klar für die Einrichtung einer auf Doktoratsstudierende fokussierten "University of Excellence" ausspricht.

Wien bzw. Österreich hätte jetzt die Chance, ein klares Zeichen für den mitteleuropäischen Raum zu setzen. Es könnte damit auf der "Landkarte der Spitzenforschung" wieder sichtbar werden.
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Projektidee von Anton Zeilinger
Die "University of Excellence" geht auf eine Idee des Experimentalphysikers Anton Zeilinger zurück. Gemeinsam mit dem Chemiker Peter Schuster arbeitete er ein wissenschaftliches Konzept für eine Forschungseinrichtung aus, die ausschließlich wissenschaftlich exzellente Doktoratsstudierende aufnehmen und betreuen soll. Die forschungs-strategische Sinnhaftigkeit sowie eine erste Kostenabschätzung steuerte die Stadt Wien durch die vom Wissenschaftszentrum Wien erstellte Machbarkeitsanalyse bei. Bis 30. Juni 2005 soll nun ein Gremium mit Fachleuten aus Bund und Ländern einen Realisierungsplan ausarbeiten.
->   Die Machbarkeitsstudie (Wissenschaftszentrum Wien)
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Studierende besonders aus Mittel- und Osteuropa
Die Studierenden der vorerst mit "University of Excellence" betitelten Einrichtung sollen weltweit gesucht werden.

Eine Potenzialabschätzung habe aber auch gezeigt, dass besonders aus den nord-östlichen und südlichen Nachbarstaaten bis hin zu Bulgarien und Rumänien viele hochqualifizierte Studierende angezogen werden könnten.
Fokus vorerst auf Naturwissenschaften
Der Kritik, dass die Einrichtung zumindest in der ersten Phase ausschließlich auf Naturwissenschaften setzt, hält der Co-Autor der Machbarkeitsstudie die Notwendigkeit einer Fokussierung und die besondere internationale Exzellenz entgegen, die Teile der naturwissenschaftlichen Forschung Österreichs in den letzten Jahren erreicht habe.

Das Projekt hätte anfangs die Schnittstellen zwischen Naturwissenschaften im Auge. Es gibt aber ein Wachstumsszenario, das Geistes- und Kulturwissenschaften einbezieht, so Stampfer. Man müsse aber immer die Frage stellen, welche Disziplinen das Portfolio gut ergänzen, erklärt der WWTF-Geschäftsführer.
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WWTF: Schwerpunktförderung für Wien
Der Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds widmet sich seit seiner Gründung 2002 der Schwerpunktförderung. Mit einem jährlichen Budget von rund sieben Millionen Euro werden durch themenzentrierte Ausschreibungen "Stärken verstärkt": Bisher kamen die "Life Sciences" und der Schwerpunkt "Science for Creative Industries" zum Zug. Die Einreichungen zum Thema "Mathematik" werden gerade bewertet: Eine Auswahl aus 45 Einreichungen soll mit rund vier Mio. Euro gefördert werden. Für die nächste Ausschreibung Anfang Mai 2005 werden fünf Mio. Euro neuerlich zum Schwerpunkt "Life Sciences" bereitgestellt.
->   Wiener Wissenschafts-, Forschungs- und Technologiefonds
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Finanzierung des FWF und Einbettung als kritische Faktoren
Als kritische Faktoren für den Erfolg eines solchen Projekts sieht Stampfer vor allem zwei Voraussetzungen: "Es muss am Standort auch anderen gut gehen", vor allem eine ausreichende Finanzierung des FWF sei nötig. Denn je mehr gute Leute in solchen Projekten nachwachsen, desto mehr "heimischen" Nachwuchs hätte auch die Uni.

Zum Zweiten müsste die Einbettung der "University of Excellence" in die bestehende Forschungslandschaft mit bereits bestehenden exzellenten Instituten und Gruppen glücken.

Dabei deutet die Studie verschiedene Szenarien an: von gemeinsamen Doktorats-Programmen bis hin zur Beteiligung von Universitäten und Akademie-Instituten an einer "External Faculty".
Keine Bedenken wegen sozialer Segregation
Bedenken wegen einer starken sozialen Segregation durch eine "Elite-Uni" äußert Michael Stampfer im Gespräch mit science.ORF.at nicht: Im Gegensatz zu elitären Einrichtungen wie den "Grands Ecoles" in Frankreich oder den "Public Schools" und den Spitzenuniversitäten in Großbritannien würde die österreichische Einrichtung nicht schon bei der universitären Grundausbildung, sondern erst beim Doktorat beginnen.

Die jungen Forscherinnen und Forscher müssten sich also schon vorher "bewähren".

Elke Ziegler, science.ORF.at, 25.1.05
->   Jüngste Meldungen zum Thema "Elite-Uni" im science.orf.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010