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Kontaminierte Stammzellen: "Erwarteter Rückschlag"  
  Als "zu erwartenden Rückschlag" bezeichnete Georg Weitzer vom Department für Biochemie der Universität Wien jüngste Veröffentlichungen in der Fachzeitschrift "Nature Medicine", wonach praktisch alle bestehenden Linien von embryonalen Stammzellen (HESC für "human embryonic stem cells") mit dem menschlichen Organismus gleichsam nicht kompatibel sind. Das Problem sind Nährmedien aus tierischen Quellen, welche die Zellen verunreinigen.  
Praktisch alle Zell-Linien kontaminiert
Die US-Forscher vom Salk-Institut für Biologische Studien in La Jolla (US-Bundesstaat Kalifornien) hatten herausgefunden, dass an den Membranen praktisch alle Zellen der bestehenden Zell-Linien mit der Sialinsäure Neu5Gc kontaminiert sind.

Solche Moleküle kommen praktisch bei allen Säugetieren, nicht aber beim Menschen vor. Entsprechend würden NESC, wenn man sie in irgendeiner Form in den menschlichen Körper einbringt, vom Immunsystem als fremd erkannt und abgetötet.
->   Embryonale Stammzellkulturen unbrauchbar? (25.1.05)
Stammzellen nehmen Fremdmoleküle auf
Sialinsäure Neu5Gc stammt von den Nährlösungen, in denen die HESC gezogen werden. Diese sind tierischen Ursprungs - etwa von Rindern oder Mäusen - und enthalten daher die beim Menschen nicht vorkommenden Moleküle.

Die Stammzellen würden sich von diesem Material - Zellen und Serum - ernähren und dabei auch Sialinsäure Neu5Gc aufnehmen, erklärte Weitzer.
Künstliche Nährmedien in Entwicklung
"So lange wir tierisches Material als Nährlösungen einsetzen, ist mit derlei Kontaminationen zu rechnen", so der Wissenschaftler weiter. Auch mit Viren aus den tierischen Zellen gebe es ähnliche Probleme. Daher laufen weltweite Anstrengungen, künstliche Nährmedien herzustellen.

Die Kunst dabei ist allerdings, diese Cocktails aus der Retorte so zu gestalten, dass die HESC ihre Fähigkeiten behalten, sich in alle möglichen Zellen und Gewebe entwickeln zu können; also dass sie ihre so genannte Pluripotenz erhalten.
"Reinigung" möglich?
Ob man jetzt - wie befürchtet - alle HESC durch neue Linien ohne Sialinsäure Neu5Gc ersetzen muss, ist noch nicht klar. "Ich könnte mir vorstellen, dass man die Zellen durch längere Haltung in entsprechenden Medien gleichsam reinigen kann", so Weitzer.

Im Gegensatz etwa zu bestimmten Viren werden die Moleküle der Säure nicht ins Erbgut übernommen, sollten sich daher bei entsprechender Nährlösung mehr und mehr verdünnen.

[science.ORF.at/APA/, 25.1.05]
->   Arbeitsgruppe von Georg Weitzer (Uni Wien)
 
 
 
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01.01.2010