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Wie die Venusfliegenfalle zuschnappt  
  Charles Darwin hielt die Fleisch fressende Venusfliegenfalle für eine der "wunderbarsten Pflanzen der Welt". Ein internationales Forscherteam hat nun enträtselt, wie sie blitzschnell zuschnappen und ihre Beute festhalten kann.  
Geometrieänderung führt zu Spannungsentladung
Demnach verändern die Pflanzen zunächst minimal die Geometrie ihrer beiden Blatthälften, woraufhin es zu einer Art Spannungsentladung kommt.

Wie eine Kontaktlinse, die umgestülpt wird, klappen die Blatthälften in nur einer Zehntelsekunde zu und schließen die Beute unentrinnbar ein, schreiben Yoel Forterre von der französischen Universite de Provence in Marseille und Kollegen in "Nature".
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Die Studie "How the Venus flytrap snaps" ist in "Nature" (Bd. 433, S. 421, Ausgabe vom 27. Jänner 2005) erschienen.
->   Original-Abstract in Nature
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Schnelle Pflanzen sind die Ausnahme
Pflanzen sind nicht gerade für besonders schnelle Bewegungen bekannt. Aber es gibt Ausnahmen: Als Schutz vor Fressfeinden kann die Mimose zum Beispiel ihre Fliederblätter blitzschnell zusammenklappen, Springkräuter tragen prall gefüllte Samenkapseln, die schon bei leichter Berührung aufplatzen und ihre Samen herausschleudern.

Und die Venusfliegenfalle (Dionaea muscipula) fängt mit Hilfe schlagartiger Blattbewegungen sogar Beute - Charles Darwin zählte sie ob der "Geschwindigkeit und Kraft ihrer Bewegungen" zu den "wunderbarsten Pflanzen der Welt".
->   Mehr über die Venusfliegenfalle (drosophyllum.com)
Bisher Unklarheit über Schnappmechanismus
 
Bild: Nature

Links eine offene Pflanze, rechts zugeschnappt

Ausgelöst wird die Falle, sobald feine Härchen auf den Blättern der Pflanze berührt werden, zum Beispiel von einem ahnungslosen Insekt. Der Schnappmechanismus gehört zu den schnellsten Bewegungsabläufen im Pflanzenreich. Wie er funktioniert, war den Wissenschaftlern bisher allerdings unklar.

Viele Experten hatten vermutet, dass eine Änderung des Drucks im Innern der Blattzellen für das Zuschnappen der Blätter verantwortlich ist.
Mit Hochgeschwindigkeitskamera Bewegung gefilmt
Bild: Nature
Yoel Forterre und seine Mitarbeiter zeigten nun, dass die Falle vermutlich eher durch die Änderung der Blattgeometrie ausgelöst wird.

Die Forscher malten für ihre Untersuchung zahlreiche fluoreszierende Farbpunkte auf die Blätter (siehe Bild rechts) und filmten anschließend mit einer Hochgeschwindigkeitskamera das Zuschnappen.
Von konvex zu konkav - die Falle schnappt zu
Sie stellten fest, dass die Pflanze in drei Schritten die Wölbung ihrer Blätter von "konvex" zu "konkav" ändert. Zunächst sind die Blätter in einem Bogen nach außen aufgespannt. Auf den Bewegungsreiz an den Härchen hin, ändert sie auf bisher unbekannte Weise minimal die Biegung der Blätter.

Von einem gewissen Punkt an kann die Spannung in den Blättern nicht länger aufrechterhalten werden - die Falle schnappt blitzschnell zu.

[science.ORF.at/APA/dpa, 26.1.05]
->   Universite de Provence, Marseille
->   www.dionaea-muscipula.com (französisch)
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01.01.2010