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Neuer WIFO-Chef: Internationalisierung vorantreiben  
  Karl Aiginger wurde am Freitag vom Vorstand des WIFO einstimmig zum Nachfolger von Helmut Kramer gekürt. Er plädiert für langfristige Strategien in Österreichs Wirtschaftspolitik.  
Wichtig sind dem bisherigen Vize des Wirtschaftsforschungsinstituts (WIFO) in seiner neuen Funktion Unabhängigkeit von der Politik, Internationalisierung und Vernetzung.

Die österreichische Wirtschaftspolitik ist dem neuen WIFO-Leiter noch zu wenig wissenschaftlich fundiert, er vermisst auch langfristige wirtschaftspolitische Strategien.
Positionierung von Österreich im Jahr 2020
Sein Stil sei kritisch-konstruktiv, nicht Noten verteilend, sondern Optionen aufzeigend, erklärte Aiginger bei einer Pressekonferenz. Eines der wesentlichen Themen werde sein, wie Österreich 2020 positioniert sei - wie es mit der Umwelt aussehe und wie es Österreich schaffen werde, weiterhin eines der reichsten europäischen Länder zu sein.
Wirtschaftspolitische Strategien für zehn bis 15 Jahre
Die sachliche Fundierung der Wirtschaftspolitik habe man in Österreich noch nicht erreicht, so Aiginger. Bisher habe man in Österreich Wirtschaftspolitik vielfach durch Trial and Error betrieben. Andere europäische Länder wie etwa Großbritannien seien schon weiter.

Durch so genannte "Weißbücher" könnten wirtschaftspolitische Strategien für zehn bis fünfzehn Jahre erarbeitet werden. Dem könnten dann beispielsweise "auch Ministerwechsel nicht so viel anhaben".
"Bildung" Thema für erstes "Weißbuch"
Als große Strategiethemen für solche "Weißbücher" nannte Aiginger heute Aus- und Weiterbildung, Verkehr, Forschung, Staatsaufgaben und den Arbeitsmarkt. Wichtig sei dabei, dass Politik - Regierung und Opposition - und die Sozialpartner mitmachen.

Das Thema Bildung wäre eine Möglichkeit für ein erstes derartiges Weißbuch, man brauche aber auch die Finanzierung dazu. Das Wifo sei zu diesem Thema bereits in Gesprächen, vor allem mit den Sozialpartnern. Als Forschungsschwerpunkt habe man damit bereits vor Monaten begonnen.
Weiterbildung immer wichtiger
Angesichts der demografischen Entwicklung würden künftig auch ältere Arbeitnehmer gebraucht, diese müssten in einem Hochlohnland wie Österreich gut ausgebildet sein. "Bisher haben wir sie in Frühpension geschickt", künftig werde Weiterbildung wichtiger.
Unterstützung für Unabhängigkeit
Zur Unabhängigkeit bitte er auch den Vorstand um Unterstützung, sagte Aiginger heute. WIFO-Aufsichtsratspräsident Wirtschaftskammerpräsident Christoph Leitl sicherte in der heutigen Pressekonferenz seine Unterstützung zu: Er werde sich persönlich bemühen, die Unabhängigkeit zu gewährleisten und den Wissenschaftlern den Rücken freizuhalten.

Die Finanzierung sei mittlerweile auf eine bessere Basis gestellt, so Aiginger. Mehr Geld wünsche sich das Wifo aber vor allem für mittelfristige Projekte, die viel weniger gefragt seien als kurzfristige Studien. Wichigster Financier des WIFO ist mit rund 3 Mio. Euro oder einem Drittel das Finanzministerium. Rund ein weiteres Drittel der Finanzierung kommt aus Aufträgen, darunter auch EU-Mittel.
Stärkere internationale Konkurrenz
Das WIFO, früher "Platzhirsch" am Markt, sei nun wie die österreichische Wirtschaft auch, stärker der in- und ausländischen Konkurrenz ausgesetzt als früher. Bereits gut aufgestellt sieht Aiginger das Wifo etwa bei den Themen Migration, Osterweiterung oder der Alterung der Gesellschaft.

Aiginger tritt seine neue Funktion am 1. März dieses Jahres an. Sein Vertrag läuft fünf Jahre. Der Inhalt des Vertrages ist wie bei seinem Vorgänger, neu ist dagegen die Befristung. Stellvertreter sind weiterhin: Angela Köppl und Karl Musil.

[science.ORF.at/APA, 28.1.05]
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01.01.2010