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Wissenschaftsrat: Für Elite-Uni 120 Mio. Euro nötig  
  Ging die Machbarkeitsstudie zur "Elite-Uni" in Wien von jährlichen Kosten in der Höhe von 70 Millionen Euro aus, so spricht der für Universitäten zuständige Österreichische Wissenschaftsrat nun von 120 Millionen.  
Mit einer klaren Empfehlung für die Graduierten-Uni hat sich der Wissenschaftsrat in die Diskussion eingeschaltet.

Die von Bildungsministerin Elisabeth Gehrer (ÖVP) um eine Stellungnahme gebetenen Experten mahnen zur Eile: "2005 ist das Jahr der Entscheidung, andere Länder schlafen nicht", sagte Ratsvorsitzender Wolfgang Mantl bei einer Pressekonferenz am Dienstag in Wien.

Auch bei der Finanzierung dürfe es keine Kompromisse geben. 120 Mio. Euro seien notwendig, der Großteil davon müsste fix auf dem Tisch liegen, sonst sollte man das Projekt lieber bleiben lassen, so die Experten.
Warnung vor vagen finanziellen Regelungen
Jürgen Mittelstraß, stellvertretender Vorsitzender, warnte vor vagen finanziellen Regelungen, wie sie bei ähnlichen Projekten in den vergangenen Jahren angewandt wurden.

20 Millionen Euro pro Jahr durch die öffentliche Hand zuzusichern und den Rest "in Hoffnung stellen" und auf "weitere Finanzierungsquellen" zu verweisen, sei in diesem Falle nicht möglich.

Schließlich gehe es in der Anfangsphase darum, Spitzenleute anzuziehen und auch für eine entsprechende Infrastruktur zur sorgen. Es müsste klar sein, dass die Neuerrichtung einer Elite-Uni ein schwieriges Unterfangen sei, für das es kein Patentrezept gebe.

Aber angesichts der Tatsache, dass sich der europäische Wissenschaftsraum derzeit rasant umgestalte, sei der Zeitpunkt gut.
Jährlichen Kosten: Rund 120 Millionen Euro
Die jährlichen Kosten der Einrichtung beziffert der Rat mit rund 120 Millionen Euro. Davon sollten 100 Millionen - exklusive Errichtungskosten - fix zugesagt sein, der Rest könne über Drittmittel oder Ähnliches in Aussicht gestellt werden, so Mittelstraß.

Mit dieser Ausstattung sollten etwa fünf Arbeitsgruppen, rund 20 Professoren sowie 100 bis 200 Studenten ihre Arbeit aufnehmen. Zu viele Forscher seien kontraproduktiv, da von Anfang an auf enge Zusammenarbeit und Interdisziplinarität geachtet werden müssen.
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Kooperation mit Unis notwendig
Mantl betonte, dass die Finanzierung ausschließlich mit "fresh money" durchgeführt werden sollte. Würden die Mittel von anderen Stellen - etwa von den bestehenden Unis - abgezweigt, so drohe das Projekt ebenfalls zu scheitern. Die geplante Elite-Uni sei als "postgraduale Einrichtung mit Promotions- und Habilitationsrecht" anzulegen und daher auf die Kooperation mit den bestehenden Hohen Schulen angewiesen.
->   Machbarkeitsstudie der Elite-Uni (Wissenschaftszentrum Wien)
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Zunächst nur Naturwissenschaft und Technik
Mantl bekennt sich auch dazu, dass das "Mitteleuropäische Wissenschaftszentrum Wien" - so der Arbeitstitel des Wissenschaftsrats für die Elite-Uni - vorläufig nur die Sparten Naturwissenschaft und Technik abdeckt.

Das "Ankleben" von einzelnen geisteswissenschaftlichen Instituten sei jedenfalls vorläufig nicht gut. Auch sei nur in den technisch-naturwissenschaftlichen Disziplinen mittlerweile die nötige Internationalisierung geschafft, welche für die Verwirklichung des Zentrums unabdingbar sei, betonte Mittelstraß.

In den Geisteswissenschaften würden großteils immer noch Einzelforschungen dominieren.
Eigenständigkeit gefordert
Organisatorisch müsse die Elite-Uni größtmögliche Eigenständigkeit erhalten. Dies gelte im Besonderen etwa für die Berufungspraxis, die nicht an jene an den Unis gebunden sein sollte.

Die neue Einrichtung sollte eine offene Abteilungsstruktur besitzen, die Leitung einem Präsidium überlassen werden, das einem Senat verantwortlich ist. Für die Gründungsphase würde der Wissenschaftsrat einen Ausschuss bilden, bestehend aus Wissenschaftlern, die überwiegend aus dem Ausland kommen sollten.
Evaluierung im Fünfjahres-Rhythmus
Ganz entscheidend wäre für die Einrichtung laut dem Rat eine laufende Evaluierung von Forschern und deren Arbeit im Fünfjahres-Rhythmus. Das sollte soweit gehen, dass Schließungen von einzelnen Abteilungen oder auch der ganzen Uni möglich wären, falls die Evaluierungen zu entsprechend negativen Ergebnissen kommen.
"Auf jeden Fall Studiengebühren"
Studiengebühren müsste es in jedem Fall geben, ist Mantl überzeugt. Allerdings müsse im Gegenzug gewährleistet sein, dass junge Forscher aus allen sozialen Schichten Zugang zur Elite-Uni hätten. Der Wissenschaftler regte in diesem Zusammenhang generell eine Überarbeitung des Stipendiensystems an.

[science.ORF.at/APA, 1.2.05]
->   Österreichischer Wissenschaftsrat
->   Das Stichwort Elite-Uni im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010