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Maulwurf ist schnellster Fresser der Tierwelt  
  Wie sein Name schon verrät, ist der Sternmull durch eine sternförmige Schnauze geprägt. Damit ist der Maulwurf aber nicht nur besonders auffällig: Laut einer aktuellen Studie macht sie ihn auch zum schnellsten Fresser im Tierreich. In knapp 230 Millisekunden spürt das Tier seine Nahrung auf - und hat sie schon gefressen.  
Bild: Kenneth Catania
Das ist etwa doppelt so schnell wie die durchschnittliche Reaktionszeit eines menschlichen Verkehrsteilnehmers, der auf die Bremse drücken will, sobald die Ampel auf Rot schaltet.

Mit Hilfe seiner 22 Tentakel im Gesicht gelingt dem Sternmull (Condylura cristata) der Geschwindigkeitsrekord: Schneller als das menschliche Auge schnappt er nach kleinen Insektenlarven und verschluckt sie.

Dies schreibt der Biologe Kenneth C. Catania von der Vanderbilt University und sein Team in "Nature".
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Die Studie "Asymptotic prey profitability drives star-nosed moles to the foraging speed limit" ist in "Nature" (Bd. 433, S. 519, Ausgabe vom 3.2.05) erschienen.
->   Nature
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Üblich sind im Tierreich ein paar Sekunden
Die meisten Jäger des Tierreichs benötigen eine Zeitspanne von ein paar Minuten bis zu ein paar Sekunden, um sich über den Wert ihrer Beute im Klaren zu sein, so Catania. Die schnellsten bisher bekannten Arten seien einige Fische gewesen.

Das Erfolgsgeheimnis des Maulwurfs in Sachen Fressgeschwindigkeit liegt in Anhängseln seiner sternförmigen Nase. Die Tentakel lassen ihn im Reich der Tiere zwar etwas seltsam erscheinen, führen den Sumpfbewohner aber zu einer besonders ökonomischen Fressweise.
Entdecken-Fressen: Dauert nur 230 Millisekunden
 
Bild: Kenneth Catania

Um das Fressverhalten des Sternmulls zu untersuchen, haben ihn Catania und sein Team mit einer Hochgeschwindigkeits-Kamera verfolgt. Der Sehsinn des Tiers ist sehr schlecht entwickelt, und so taxieren sie ihre Umgebung kontinuierlich mit den Fransen ihrer Nase.

Sobald sich etwas Essbares darunter befindet, beginnt der Sternmull auch zu fressen - laut Berechnungen der Forscher dauert dieser Prozess im Schnitt nur 230 Millisekunden.
Acht Millisekunden für das Gehirn
Logischerweise hat das Gehirn dabei auch nicht viel Zeit: Ungefähr acht Millisekunden sind es, bis es die Entscheidung "Fressen ja oder nein" getroffen hat.

Nach Angaben der Forscher arbeitet das Zentralnervensystem der Maulwürfe am absoluten Limit. Wie Experimente mit absichtlich platzierten Wurmködern zeigten, irrten sich die Tiere in jedem dritten Fall in der Bewegungsrichtung.
Absolutes Limit der Informationsverarbeitung
Sollten weitere Experimente diese Beobachtungen bestätigen, sei damit ein Geschwindigkeitslimit der Informationsverarbeitung von Gehirnen gefunden worden, meint Catania.

Dass der Maulwurf so schnell fressen kann, hat einen bestimmten Grund: Er kann sich auf diese Weise von sehr viel kleineren Tieren ernähren als andere Arten seiner Umgebung - was auf den ersten Blick wenig ökonomisch ist.
Gute "Beute-Rentabilität"
Wie die Universität Vanderbilt in einer Aussendung vorrechnet, ist es in Sachen Beutejagd effizienter eine 500-Kilo-Kuh zu erlegen, als 125 Vier-Kilo-Hasen. Der Energieaufwand für Jagd und Verzehr ist in letzterem Fall nachvollziehbar höher.

Ökologen nennen dies die "Beute-Rentabilität" - also das optimale Verhältnis zwischen Energieverlust und -gewinn. Der Maulwurf scheint seinen Nachteil der Kleinnahrung durch eine maximale Fressgeschwindigkeit auszugleichen - und so einen speziellen "Energie-Profit" zu erzielen.

[science.ORF.at, 3.2.05]
->   Mehr über den Sternmull (Vanderbilt University)
->   Eigentliche Maulwürfe (Wikipedia)
->   Vanderbilt University
 
 
 
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01.01.2010