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Astronomen fanden Teil vermisster Materie im Weltall  
  Astronomen glauben nun wenigstens einen Teil der vermissten Materie im Weltall gefunden zu haben. Indem sie einen fernen Quasar gleichsam als Röntgenapparat einsetzten, fanden sie eine Menge Material im heißen Gas zwischen den Galaxien.  
Die Untersuchungen wurden von einer Forschungsgruppe um Fabrizio Nicastro (Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics in Cambridge, Massachussettes) veröffentlicht.
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Die Studie "The mass of the missing baryons in the X-ray forest of the warm-hot intergalactic medium" von Fabrizio Nicastro et al. erschien im Fachjournal "Nature" (Band 433, S.495-8, Ausgabe vom 3.2.05).
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95 Prozent Dunkle Materie und Energie
Derzeit gehen Wissenschaftler davon aus, dass es im All mehr Materie und Energie gibt, als wir sehen und messen können. Nur rund fünf Prozent - so die derzeit gängige Ansicht - besteht überhaupt aus so genannter baryonischer Materie, also dem uns geläufigen Material aus Atomen und Molekülen.

Rund 95 Prozent machen mysteriöse, so genannte Dunkle Materie und Energie aus, über deren Natur bis heute nur mehr oder weniger wage Theorien existieren.
Hinwese durch Galaxienbewegungen
Dass das Universum aus mehr als der sicht- und messbaren Materie bestehen muss, glauben die Forscher auf Grund der Bewegungen von Sternen und Galaxien ableiten zu können. Durch die Gravitation, die Schwerkraft, beeinflussen Himmelskörper einander, und daraus lässt sich die Gesamtmasse abschätzen.
Blick in die Vergangenheit
Aber auch von der eigentlich sichtbaren, baryonischen Materie können Astronomen nur einen Teil wahrnehmen. Bei einem Blick in die Vergangenheit des Universums stimmt die Sache noch, je weiter man in die Gegenwart kommt, desto weniger Masse ist mit Teleskopen zu beobachten.

Für diese Diagnose braucht man keine Zeitmaschine, die Sicht in die Vergangenheit ergibt sich automatisch, wenn man in die Ferne blickt: Je tiefer man ins All schaut, desto länger war das Licht unterwegs.
Anteil fehlender Materie rückgerechnet
In der unmittelbaren Umgebung, in der man demnach mehr oder weniger die Gegenwart ansieht, fehlt fast die Hälfte. Die Wissenschaftler haben deshalb einen fernen Quasar als Röntgenquelle eingesetzt und damit intergalaktisches Gas in der Umgebung durchleuchtet.

Es zeigte sich, dass ein Teil der Röntgenstrahlung von ionisierten Stickstoff- und Sauerstoff-Atomen absorbiert wird. Die aus der verschluckten Strahlung errechnete Materie ergibt laut den Forschern ziemlich genau den Wert der fehlenden baryonischen Materie.

Die Astronomen räumen allerdings ein, dass sie noch nicht Wissen, ob ihr Beobachtungsareal repräsentativ für das ganze Universum ist.

[science.ORF.at/APA, 3.2.05]
->   Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics
Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at:
->   Woraus besteht Dunkle Materie? (26.11.04)
->   "Acceleronen" sollen Dunkle Energie erklären (2.8.04)
->   Wie man Dunkle Materie nachweisen kann (25.3.04)
->   Geisterteilchen als Lösung aller kosmologischen Rätsel? (5.2.04)
 
 
 
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01.01.2010