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Seuchen: Outbreaks unter E-Mail-Kontrolle  
  Ob Vogelgrippe, Ebola oder Anthrax - brechen infektiöse Krankheiten aus, kommt es auf die schnelle Alarmierung an. Ein auf dem Internet basierendes Netzwerk - ProMED - leistet hier seit mehr als zehn Jahren Pionierarbeit.  
Mehr als 30.000 Abonnenten und Informationslieferanten sind auf freiwilliger Basis bereits dabei. Der größte Erfolg: Die ersten Informationen über die SARS-Erkrankungen in China am 10. Februar 2003.
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Netzwerk auf freiwilliger Basis
ProMED ist das "Programm zum Monitoring neu auftretender Erkrankungen" (Emerging Diseases). Begonnen hat es 1994 in Genf im Umfeld der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Einige Experten für Infektionskrankheiten beklagten unter einander, dass es kein funktionierendes System gebe, um neu auftretende Krankheiten bzw. Ausbrüche weltweit zu registrieren.

Stephen Morris, heute tätig an der Columbia University (New York) an der Abteilung für Öffentliche Gesundheit, sowie zwei andere Fachleute handelten: Sie gründeten das Netzwerk auf Basis von E-Mail-Beiträgen freiwilliger Mitstreiter.
->   ProMED
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Infos von Ärzten und Mikrobiologen
Zu Beginn gab es nur wenige Informanten. Doch die Situation hat sich geändert. Morris erklärte vor kurzem gegenüber dem britischen Wissenschaftsmagazin "Nature": "Heute gibt es Internet Cafes sogar in Afghanistan."

Die Informationen stammen zumeist von Ärzten, wenn nicht sogar von Mikrobiologen und anderen Spezialisten. Daten kamen schon von Personen aus rund 150 Staaten der Erde.
Berichte über Vogelgrippe und Tollwut
So gab es am 2. Februar 2005 zum Beispiel die Bestätigung des ersten Falles von H5N1-Vogelgrippe aus Kambodscha. Ebenfalls am Mittwoch berichtete Alexandr Peredkov aus Russland über vermehrte Fälle von Tollwut in Chelyabinsk.

Als Quelle angeführt sind lokale Medien. Unter den Berichten finden Links zu ähnlichen Reports und Hintergrundmaterial.
1996: Netzwerk lag zwei Wochen vor WHO
Im Mai 1995 hatte ProMED bereits mit den ersten Informationen über den Ebola-Ausbruch in Kikwit in der Demokratischen Republik Kongo für Aufsehen gesorgt - und im Mai 1996 lag der Service zwei Wochen vor der WHO mit seinen Berichten über einen große Cholera-Epidemie auf den Philippinen.
Aktuelles Beispiel: Erkrankungen nach Tsunami
Ein aktuelles Beispiel als Konsequenz der Tsunami-Katastrophe in Südostasien: Manche Betroffene erkranken erst jetzt - Wochen nach dem "Einatmen" (Aspiration) von Wasser in den Flutregionen - an sonst ganz seltenen und kaum bekannten Infektionen.

So berichtete David Dance, ein britischer Mikrobiologie, von Erkrankungen durch Bakterien vom Typ Burkholderia pseudomallei.
Erster Bericht über SARS in China
Wie wichtig aber das weltumspannende Netzwerk aber mittlerweile schon ist, zeigte sich Anfang Februar 2003. "Ein Bekannter von mir (...) berichtet, dass die Spitäler geschlossen werden und Menschen sterben", hieß es am 10. Februar vergangenen Jahres in einem Bericht des pensionierten US-Epidemiologen Stephen Cunnion über die Situation in der chinesischen Provinz Guangzhou.

Das war der erste Report über SARS in China. Erst dadurch konnte die Weltgesundheitsorganisation die Regierung in Peking zu dem Bekenntnis veranlassen, dass es da eine neue Seuche gebe.

[science.ORF.at/APA, 4.2.05]
 
 
 
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01.01.2010