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Speikobras spucken Giftcocktails gezielt in Augen  
  Wenn Speikobras einem Angreifer ihr Gift ins Gesicht spucken, treffen sie erstaunlich häufig die Augen. Zoologen der Universität Bonn haben nun herausgefunden, wie die Schlangen ihre Trefferquote maximieren.  
Während sie das Gift mit hoher Geschwindigkeit aus ihren Fangzähnen herausschießen, bewegen sie den Kopf kreisend oder wippend hin und her. Der ganze Vorgang dauert durchschnittlich nur eine zwanzigstel Sekunde und ist mit bloßem Auge nicht zu sehen.

Die Kopfbewegung bewirkt, dass sich das Gift auf dem Ziel verteilt. Eine Kobraart schaffte es so, bei jedem Spucken mindestens ein Auge zu treffen.
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Spiralförmige Muster
Die Rote Mosambik-Speikobra richtet sich auf und fixiert das Gesicht, das sich vor ihr hin- und herbewegt. Einige Sekunden steht sie so; dann zuckt ihr Kopf blitzartig nach vorne. Für einen Moment sind in ihrem weit aufgerissenen Maul die Fangzähne vor dem blassrosafarbenen Schlund zu sehen, während sie ihr Gift dem Feind mit Hochdruck entgegenspuckt.

Auf dem Kunststoffvisier erscheinen zwei spiralförmige rote Muster. Die Forscher haben das Visier vorher mit einem Pigment bestreut, das Flüssigkeiten rot einfärbt. So waren die Giftspuren besser zu erkennen.
->   Video des Versuchs als Download (Universität Bonn)
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Toxincocktail kann zur Erblindung führen
Bild: Guido Westhoff/Institut für Zoologie (Uni Bonn)
Auch eben geschlüpfte Kobras beherrschen die Kunst des Spuckens.
Der Toxincocktail von Kobras besteht einerseits aus Nervengiften, enthält aber auch Komponenten, die das Gewebe schädigen.

Durch einen feinen Kanal in ihren Giftzähnen können die Schlangen die Flüssigkeit unter hohem Druck wegspritzen - ähnlich wie die Kugel in einem Gewehrlauf.

Treffen sie dabei ein Auge, reagiert die empfindliche Hornhaut mit starken brennenden Schmerzen. Im ungünstigsten Fall führen die Verätzungen schließlich zur Erblindung.
Spuckvorgang mit Hochgeschwindigkeitskamera festgehalten
 
Bild: Frank Luerweg/Uni Bonn

Als Versuchstiere dienten den Zoologen vier Mosambik- und sechs Schwarzhals-Speikobras. Bei ihren Experimenten traten sie ihnen entweder - mit einem Plastiksichtschutz bewehrt - selbst gegenüber oder konfrontierten sie mit verschiedenen Fotos.

Für beide Arten hielt sie den Spuckvorgang zudem mit einer Hochgeschwindigkeits-Videokamera fest.

Bild oben: Der Zoologe Guido Westhoff blickt der Schlange fest ins Auge.
Bis zu 100prozentige Trefferquote
Wie treffsicher beide Arten sind, zeigte die Auswertung der Giftspuren auf den Fotos und dem Visier: Die Schwarzhals-Speikobras trafen bei acht von zehn Versuchen mindestens ein Auge, die Roten Mosambik-Speikobras waren sogar zu 100 Prozent erfolgreich.

Die Spuren der beiden Arten unterscheiden sich allerdings deutlich: Währen die Schwarzhals-Speikobra ihr Gift eher versprüht, erinnert die Toxin-Attacke ihrer rot gefärbten Verwandten an den Schuss aus einer doppelläufigen Wasserpistole.
Kobras spucken nicht, um Beute zu machen
Mit einem Vorurteil möchten die Zoologen noch aufräumen: Kobras spucken nur, wenn sie sich bedroht fühlen, nicht, um Beute zu machen.

Ihre Beute erlegen sie wie andere Giftschlangen auch, indem sie ihnen mit einem Biss ihr Gift injizieren, das dann im Kreislauf seine tödliche Wirkung entfaltet.

[science.ORF.at/idw, 10.2.05]
->   Universität Bonn
->   Mehr über Schlangen im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010