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Erstes Open-Source-Produkt der Biotechnologie  
  Australische Forscher haben mehrere Bakterien zu neuen "Transportern", so genannten Genfähren, umgestaltet. Sie bilden das weltweit erste "Open Source"-Produkt der Biotechnologie, erklären ihre Schöpfer.  
Neue Erbanlagen in Pflanzen übertragen
Mit Hilfe der Genfähren lassen sich neue Erbanlagen in zahlreiche verschiedene Pflanzen übertragen - etwa, um sie gegen Schädlinge zu wappnen, gegen Salz und Kälte - oder ihnen bessere Erträge zu entlocken.

Zwar lässt sich diese Aufgabe seit rund 25 Jahren mit dem weithin eingesetzten Agrobakterium tumefaciens erledigen. Wenn mit dessen Hilfe jedoch ein kommerzielles Produkt entsteht, müssen Patente und Lizenzgebühren großer Biotechnologie-Firmen beachtet und bezahlt werden.

Die neuen von australischen Pflanzengenetiker num Richard Jefferson hergestellten Genfähren hingegen bilden das weltweit erste "Open Source"-Werkzeug der Biotechnologie. Ihr System von BIOS-Lizenzen stellten sie in "Nature" vor.
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Die Studie "Gene transfer to plants by diverse species of bacteria" ist in "Nature" (Bd. 433, S. 629, Ausgabe vom 10.2.05) erschienen.
->   Original-Abstract in Nature
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Aus der Softwareentwicklung bekannt
Das Schlagwort "Open Source" steht für "offene Quellen" und ist am ehesten aus der Softwareentwicklung bekannt. So kann der Programmcode des freien Betriebssystems Linux kostenlos aus dem Internet geladen werden.

"Open Source" nutzt nicht nur demjenigen, der neue Genfähren von den australischen Forschern bestellt. Wer die Bakterien effizienter macht, gibt das Ergebnis offen weiter und lässt damit andere profitieren.
->   Was ist Open Source? (Wikipedia)
Lizenzmodell ohne Monopolbildung
Es fällt lediglich eine kleine Gebühr an, um die Änderungen für alle Beteiligten sichtbar in einer zuverlässigen Datenbank zugänglich zu machen - und auch diese muss nur von jenen aufgebracht werden, die es sich leisten können, heißt es in den BIOS-Vorschriften (Biological Innovation for Open Society, "Biologische Innovationen für eine offene Gesellschaft").

Dieses Lizenzmodell, ohne dass sich einer der Teilnehmer ein Monopol sichern kann, soll den Zugang zu Techniken und deren Weiterentwicklung ermöglichen.
->   BIOS
"Natürliche" Gentech-Bakterien
Agrobakterien gelten als die einzigen bekannten Organismen, die von Natur aus ihre Wirtspflanzen gentechnisch verändern. Sie dringen meist über kleine Verletzungen in die Pflanzen ein. Dort übertragen sie einen kleinen Teil ihrer Erbsubstanz DNA in die Pflanzenzelle.

Diese wird dadurch veranlasst, Nährstoffe für das Bakterium zu produzieren. Um Pflanzen gentechnisch zu verändern, stecken die Forscher die gewünschten Gene in die Bakterien und lassen sie von ihnen in die Pflanzen schleusen.
Hergestellt von Non-Profit-Forschern
Hergestellt wurden die neuen Bakterien im Labor der privaten Non-Profit-Forschungsorganisation Cambia. Das Wort bedeutet im spanischen und italienischen "Wechsel".

In "Nature" beschreiben die Forscher um Richard Jefferson nun, wie sie die neuen Genfähren hergestellt haben.
Drei Genfähren produziert
Die Hauptarbeit bestand darin, die für die Infektion von Pflanzen wichtigen Gene aus dem Agrobakterium herauszulösen und auf die anderen Mikroorganismen zu übertragen. Sie erzeugten drei neue Genfähren, die künftig unter dem Namen "TransBacter" firmieren.

"Diese Resultate werden ohne Zweifel Auswirkungen für Pflanzenforschung und Biotechnologie haben", urteilt Stanton Gelvin von der Purdue Universität in West Lafayette (US-Bundesstaat Indiana) in einem begleitenden "Nature"-Kommentar (Bd. 433, S. 583).

Thilo Resenhoeft, dpa, 14.2.05
->   Cambia
 
 
 
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01.01.2010