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Wiener erforschen "dunkle Materie" im Erbgut  
  Wiener Wissenschaftler erforschen RNA-Gene, die erst vor wenigen Jahren entdeckt wurden und als "dunkle Materie" der Erbsubstanz gelten. Die Gene sollen eigenständige Aufgaben im Organismus übernehmen.  
Diese Abschnitte auf der Erbsubstanz (DNA) produzieren eigenständig tätige RNA-Abschnitte, die nicht in Eiweiße (Proteine) übertragen werden.

Die über das vom Bildungsministerium getragene Programm "GEN-AU" und vom Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF) finanzierten Arbeiten wurden nun veröffentlicht.
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Der Artikel " Fast and reliable prediction of noncoding RNAs" von Stefan Washietl, Ivo L. Hofacker und Peter F. Stadler wurde am 15. Februar 2005 in den "Proceedings of the National Academy of Sciences " veröffentlicht (Band 102 , S. 2454-2459, DOI:10.1073/pnas.0409169102).
->   Zum Original-Abstract
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RNA galt als Übersetzungsmedium ...
Bis vor Kurzem galt die der DNA chemisch eng verwandte RNA hauptsächlich als Übersetzungsmedium, erklärte Stefan Washietl vom Institut für Theoretische Chemie der Universität Wien.

Die RNA-Moleküle nehmen die auf der DNA gespeicherte Information auf und transportieren sie zu den so genannten Ribosomen, den Proteinfabriken der Zelle. Dort werden dann nach dem Bauplan des jeweiligen Gens Proteine zusammengestellt, die dann die verschiedensten Aufgaben erledigen.
... übernimmt aber auch eigenständige Aufgaben
Nun gibt es aber auch RNA-Moleküle, die nicht in Eiweiße übersetzt werden, sondern eigenständige Aufgaben in der Zelle übernehmen, beispielsweise als Regulatoren anderer Gene.

Die Wissenschaftler sprechen nun bei jenen Abschnitten auf der DNA, welche für derart funktionelle RNA codieren von RNA-Genen. Wie viele RNA-Gene es gibt, ist noch nicht klar, aber es dürften eine ganze Menge und ihre Bedeutung für das Funktionieren der Zelle erheblich sein.
Computerprogramm spürt Erbsubstanz auf
Die Wiener Wissenschaftler unter der Leitung von Peter Stadler haben nun ein Computerprogramm entwickelt, das speziell RNA-Gene auf der Erbsubstanz aufspüren soll. Dazu machen sich die Forscher den Umstand zu Nutze, dass eigenständige RNA im Gegensatz zu reiner Übersetzungs-RNA besonders stabile Moleküle sind.

Der Computer berechnet also besonders robuste RNA-Moleküle voraus und sucht dann im Erbgut nach entsprechenden DNA-Abschnitten.
Evolutionärer Vergleich
Zur endgültigen Beurteilung, ob es sich wirklich um ein RNA-Gen handelt, werden auch evolutionäre Aspekte herangezogen. Das geschieht durch den Vergleich verschiedener Säugetiere, etwa Mensch, Maus und Ratte.

Ist eine stabile RNA-Struktur in mehreren Genomen vorhanden, so ist dies ein starker Hinweis, dass es sich tatsächlich um ein RNA-Gen handelt.

[science.ORF.at/APA, 16.2.05]
 
 
 
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01.01.2010