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Homo sapiens ist 200.000 Jahre alt  
  Immer neue Hinweise bestätigen die These, dass die "Wiege der Menschheit" in Ostafrika liegt. Das Alter von zwei Fossilien der Art Homo sapiens, die bereits in den 1960er Jahren in Äthiopien gefunden worden waren, wurde nun rückdatiert. Demzufolge handelt es sich mit einem Alter von rund 200.000 Jahren um die ältesten Knochen des modernen Menschen.  
Bild: John G. Fleagle
Von den Überresten der beiden Urmenschen, die nach der Fundstelle "Omo I" und "Omo II" genannt werden, berichten Ian McDougall von der Australischen National-Universität in Canberra und Kollegen in "Nature".

Einmal mehr wird damit die "Out of Africa"-Theorie untermauert, derzufolge alle modernen Menschen von afrikanischen Vorfahren abstammen, die in die ganze Welt strömten.
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Die Studie "Stratigraphic placement and age of modern humans from Kibish, Ethiopia" ist in "Nature" (Bd. 433, S. 733, Ausgabe vom 17.2.05) erschienen.
->   Original-Abstract in Nature
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Bisher waren 160.000 Jahre "Rekord"
Äthiopien gilt seit langem als jene Gegend, in der die spektakulärsten menschlichen Fossilien gefunden wurden. Als bisher älteste Überreste von Homo-sapiens-Angehörigen galten Schädelknochen, von der eine Publikation in "Nature" im Juni 2003 berichtete.

Das Alter der in dem Dorf Herto, 230 Kilometer nordöstlich der Hauptstadt Addis Abeba, gefundenen Knochen: rund 160.000 Jahre.
->   Mehr dazu in: Älteste Überreste des modernen Menschen (11.6.03)
Bereits 1967 ausgegraben
 
Bild: Michael Day

Schädelknochen von "Omo I" und "Omo II"

Die am Donnerstag publizierte Studie datiert das Auftauchen des modernen Menschen noch einmal um 40.000 Jahre zurück. 195.000 (+/- 5.000) Jahre alt sollen die Fossilien von zwei Menschen sein, die bereits 1967 in der Nähe des Deltas des Flusses Omo - 100 Kilometer südlich der Stadt Kibish - entdeckt worden waren.
Licht ins Dunkel der Datierung
Bisher war das Alter der Schädel aber umstritten, da einer von beiden weiter entwickeltere Züge als der andere aufweist. Der Geologe Ian McDougall und sein Team haben nun deshalb Mineralkristalle jener Schichten vulkanischen Aschengesteins genauer untersucht, in denen "Omo I" und "Omo II" ausgegraben worden waren.

Das Ergebnis: Die Knochen sind viel älter als eine 104.000 Jahre alte Gesteinsschicht und "sehr nahe" einer 196.000 Jahre alten. Obwohl sie nicht restlos ausschließen können, dass die Omo-Funde aus der Zeit der jüngeren Schicht stammen, sehen sie das neue Rekordalter weitgehend als gesichert an.
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Bild: John G. Fleagle
Berühmte Entdecker
Entdeckt wurden "Omo I" und "Omo II" 1967 von Richard Leakey, einem Spross der berühmten Familie an Paläoanthropologen. Damals war man von einem Alter von rund 130.000 Jahren ausgegangen. Die links gezeigten Knochen sind seit Jahren im Nationalmuseum von Äthiopien zu sehen.
->   Die Leakeys (leakeyfoundation.org)
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Bedeutung für Entwicklung des Menschen
Laut dem Geologen Frank Brown von der University of Utah, Ko-Autor der Studie, hat diese Neudatierung der Omo-Knochen eine starke Bedeutung für die Einschätzung der menschlichen Entwicklung.

Nachdem der Großteil seiner kulturellen Errungenschaften erst vor rund 50.000 Jahren einsetzte, würde das bedeuten, dass er rund drei Viertel seiner Zeit mehr oder minder "kulturlos" verbrachte.

Immer mehr Beweise häufen sich also an, denenzufolge der Mensch schon viel früher eine moderne Anatomie besaß - der Zeitraum, bis er auch ein modernes Verhalten an den Tag legte, wird dadurch immer länger.

science.ORF.at, 16.2.05
->   Australische National-Universität
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   Gen-Beweis: Wiege der Menschheit liegt in Afrika (8.11.04)
->   Homo sapiens: Evolutionäre Endstation nicht in Sicht (2.11.04)
->   Stammbaum der Hominiden (21.3.01)
 
 
 
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01.01.2010