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Warum Grillen für Schwärme schwärmen  
  Das Leben in großen Gruppen bietet so manche Vorteile. Bei Insekten, die angesichts zahlreicher Fressfeinde um ihr Leben bangen müssen, ist es vor allem die Sicherheit. Das haben nun US-Forscher anhand von Versuchen mit Grillen herausgefunden.  
Wie Gregory A. Sword vom Northern Plains Agricultural Research Laboratory mit zwei Mitarbeitern berichten, sinkt bei einsamen Grillen der Art Anabrus simplex die Lebenserwartung drastisch. Im Schwarm lebende Tiere haben hingegen wenig zu befürchten.
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Die Studie "Migratory bands give crickets protection" von Gregory A. Sword, Patrick D. Lorch und Darryl T. Gwynne erschien im Fachjournal "Nature" (Band 433, S. 703).
->   Nature
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Schwärme bieten Sicherheit
Vögel tun es, Fische tun es und manche Insekten tun es besonders gerne. In Schwärmen auftreten nämlich. Warum aber sind so viele Tiere in großen Gruppen anzutreffen? Ein Grund dafür ist, dass Schwärme einen effektiven Schutz gegenüber Fressfeinden bieten.

Feinde werden in der Gruppe früher erkannt, durch die Zahl der potenziellen Beutetiere verwirrt und das individuelle Risiko somit gleichsam verdünnt, lauten die Standard-Erklärungen für dieses Phänomen.
Wandergruppen von 16 Kilometern Länge
 
Bild: Nature

Allerdings wurde diese Hypothesen bislang kaum im Experiment überprüft. Das haben nun Gregory A. Sword und Kollegen nachgeholt, und zwar bei der Mormonengrille Anabrus simplex.

Diese flugunfähige Grillenart zieht im Nordwesten der USA in gigantischen Schwärmen mit mehreren Millionen Mitgliedern durch die Lande.

Diese Wandergruppen sind mit gut 16 Kilometer Länge und mehrere Kilometer Breite nicht nur äußerst groß, sie bewältigen auch Tagesmärsche von rund zwei Kilometern.
Einzeltiere leben gefährlich
Bild: Nature
Um Unterschiede zwischen der einsamen Lebensweise und derer im Verband herauszufinden, klebten die Forscher ausgewählten Individuen kleine Funksender an den Körper, mittels derer die Wanderungsbewegungen registriert wurden.

Die Experimente bestätigten die Fressfeind-Hypothese: Mehr als die Hälfte der vom Schwarm isolierten Tiere hatte nach bereits zwei Tagen das Zeitliche gesegnet, Gruppenmitglieder zeigten dagegen gar keine Abgangsrate.

Dass ein Tier von natürlichen Feinden verspeist wurde, erkannten die Forscher in Abwesenheit desselben oft nur indirekt. Etwa dann, wenn ein von Nagtieren angeknabberter Minisender aufgefunden wurde (kleines Bild rechts).
Kosten-Nutzen-Rechnung spricht für Gruppe
Gregory A. Sword und Mitarbeiter betonen jedoch, dass das Leben in der Gruppe auch Kosten für das Individuum verursache. Erstens entstehe dadurch vermehrte Konkurrenz um natürliche Ressourcen und zweitens zeige die Mormongrille ein "notorisch kannibalistisches" Verhalten.

Letzteres äußere sich etwa daran, dass die Insekten gerne immobilisierte Artgenossen attackieren. Diese Nachteile würden allerdings durch die stetige Wanderungsbewegung des Schwarmes abgemildert.

Im Großen und Ganzen würden jedoch die Vorteile des Gruppenlebens überwiegen, so die US-Forscher. Damit könne auch erklärt werden, warum sich beispielsweise viele Zikaden in ihrem Lebenszyklus synchronisieren und periodisch in Massen auftreten.

science.ORF.at, 17.2.05
->   Northern Plains Agricultural Research Laboratory
 
 
 
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01.01.2010