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Greenpeace kritisiert Feinstaub-Messungen  
  Mehrmals wurde der gesetzlich festgelegte Grenzwert von Feinstaub in der Luft zuletzt überschritten. Greenpeace kritisiert nun die offiziellen Messungen - sie würden die tatsächliche Belastung verharmlosen.  
Heizen, Streusplit und v.a. Abgase aus Verkehr und Industrie hatten die Luft in den vergangenen Wochen mit Feinstaub belastet - und damit auch unsere Atemwege.
Beispiel: Messstelle hinter Friedhof?
Was sagt eine Messstelle am Waldrand oder hinter dem Friedhof über die Luftgüte im Ortskern oder neben einer Durchzugsstraße aus? Wenig, meint die Umweltorganisation Greenpeace, und kritisiert, dass viele der offiziellen Messstellen für Feinstaub an unsinnigen Standorten platziert seien.

Jurrien Westerhof von Greenpeace: "In Klosterneuburg liegt die Messstelle hinter dem Friedhof - zwischen Friedhof und Waldrand. Also 500 Meter vom Problem entfernt. Was man hier misst, hat nichts mit der Luft zu tun, der die Menschen unten an der Straße ausgesetzt sind."
Greenpeace misst selbst
Die Umweltorganisation hat nun selbst die Feinstaubbelastung an ausgewählten Orten gemessen - z.B. bei der Ortseinfahrt Klosterneuburg. Hier wurden an einem Stichtag 150 Mikrogramm und mehr am frühen Nachmittag gemessen (Zeitraum von 15 Minuten).

Der offizielle Tagesmittelwert für Klosterneuburg lag am selben Tag bei 83 Mikrogramm. Allerdings: der Tagesmittelwert, der nicht nur Spitzenwerte wiedergibt, sondern auch verkehrsarme Zeiten einrechnet.
Luftqualität in drei Metern Höhe
Greenpeace kritisiert nicht die Qualität der offiziellen Messungen, sondern eben die Standorte. Außerdem werde die Luftgüte in drei Metern Höhe gemessen - und das obwohl der Feinstaub aus Abgasen und vom Abrieb der Reifen, Bremsen und des Straßenbelags nicht aufsteigt, sondern in Atemhöhe konzentriert ist.

Jurrien Westerhof von Greenpeace: "Sie messen die Luftqualität in drei Metern Höhe. Meine Nase befindet sich allerdings auf 1,80 Metern und die Nasen von Kindern liegen noch tiefer."
100 offizielle Messstellen in Österreich
In Österreich gibt es laut Umweltbundesamt 100 offizielle Messstellen - sowohl vom Umweltbundesamt als auch von den Ländern.

Jürgen Schneider vom Umweltbundesamt verteidigt die von Greenpeace kritisierten Mess-Standorte abseits von Schwerverkehr und Industrie: "Die offiziellen Messstellen können nicht nur an Belastungsschwerpunkten messen. Sie müssen auch im Hintergrundgebiet messen bzw. auch in städtischen Gebieten und in Wohngebieten."
Feinstaub ist Landessache
Wie viele der 100 Messstellen an kritischen Standorten - Stichwort Autobahn oder Industriegebiet - positioniert sind und wie viele in Wohngegenden, kann das Umweltbundesamt nicht beantworten, 90 der Mess-Stellen seien nämlich Landessache.
Verlegung einzelner Standorte denkbar?
Laut Umweltbundesamt ist das Netzwerk der Messstellen in Österreich im europäischen Vergleich dicht - 100 gibt es, die EU habe lediglich 30 vorgeschrieben.

Bei einigen Mess-Standorten könne er sich aber eine Verlegung vorstellen, so Jürgen Schneider vom Umweltbundesamt - sprich vom Umland hin zu Belastungsherden wie Autobahn, Gewerbegebiet oder Stadtkern.

Barbara Daser, Ö1-Wissenschaft
->   Greenpeace
->   Feinstaubmessung beim Umweltbundesamt
Mehr zu dem Thema in science.ORF.at:
->   OECD-Umweltbericht mit gemischten Resultaten (19.11.03)
->   Feinstaub-Teilchen gefährlicher als bisher gedacht (4.3.02)
 
 
 
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01.01.2010