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Blasenkrebs per Urintest erkennbar  
  Das könnte ein Durchbruch in der Früherkennung von Blasenkarzinomen sein: Mit einem einfachen Urintest ist offenbar die Entdeckung dieser Krebsart möglich - die nötige Therapie kann dadurch früher beginnen.  
Dies berichten Forscher um den Urologen Mark Soloway von der Universität Miami im "Journal of the American Medical Association" (JAMA).
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Die Studie "Detection of Bladder Cancer Using a Point-of-Care Proteomic Assay" ist im "JAMA" (Bd. 293, S. 810, Ausgabe vom 16. Februar 2005) erschienen.
->   Abstract im JAMA
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Nachweis eines Krebs-Proteins
Der Test weist im Urin das "nukleäre Matrixprotein 22" (NMP22) nach. NMP22 ist ein Eiweiß, das von den Krebszellen gebildet wird. Durch die neue Untersuchung lassen sich bösartige Tumoren der Blase bereits in sehr frühen Stadien diagnostizieren.

Mark Soloway: "Wenn der Tumor früh erkannt wird, hat Blasenkrebs gute Heilungschancen. Dann überleben 95 Prozent der Patienten mindestens fünf Jahre. Leider kommt es aber sehr oft vor, dass Menschen mit Blasenkrebs erst viel später diagnostiziert werden."
Ergebnis schon nach einer Stunde
In fortgeschrittenen Krankheitsstadien verschlechtern sich die Heilungschancen deutlich. Professor Garth Williams vom University College London erläuterte die Vorteile des Tests auf NMP22: "Das ist eine Untersuchung, die leicht in der Arztpraxis durchgeführt werden kann und außerdem preiswert ist." Das Ergebnis steht nach weniger als einer Stunde fest.
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500 Todesfälle jährlich in Österreich
In Österreich sterben pro Jahr rund 500 Menschen an Blasenkrebs. Bei entsprechender Frühdiagnostik wären die meisten der Patienten zu retten.
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Die neue Methode im Vergleich
Soloway und seine Kollegen hatten in einer Studie 1.331 Patienten untersucht. Die Teilnehmer wiesen entweder ein erhöhtes Risiko für Blasenkrebs auf - zum Beispiel weil sie langjährige Raucher waren -, oder es bestanden verdächtige Symptome wie Blut im Urin.

Bei allen Patienten wurden neben dem Test auf NMP22 eine Blasenspiegelung (Zytoskopie) und eine Urinzytologie durchgeführt.
Bessere Resultate
Die Wissenschaftler stellten fest, dass 79 Studienteilnehmer an Blasenkrebs litten. Bei knapp 56 Prozent der Betroffenen fiel der neue Urintest positiv aus. Durch die Untersuchung auf NMP22 wurde Blasenkrebs sogar in vier Fällen nachgewiesen, in denen die erste Blasenspiegelung unauffällig verlaufen war.

Drei dieser Patienten litten bereits an einem Tumor in fortgeschrittenem Stadium. Ein Patient hatte ein "Carcinoma in situ", ein Karzinom im Anfangsstadium.
Kombination mit Blasenspiegelung
Soloway und seine Mitarbeiter kommen deshalb zu dem Schluss, dass der Test auf NMP22 die Zuverlässigkeit der Zystoskopie wesentlich verbessern kann. In ihrer Studie wurden durch eine Kombination von Blasenspiegelung und Harnuntersuchung auf NMP22 knapp 94 Prozent der betroffenen Patienten erkannt.

Zelluntersuchungen überzeugten hingegen nicht: Sie identifizierten nur knapp 16 Prozent der Tumoren. Der leitende Wissenschaftler Barton Grossmann erklärte, dass der neue Test viele Leben retten könne.

Er sprach sich für einen Einsatz in Kombination mit einer Blasenspiegelung aus. "Keines der Verfahren ist zu 100 Prozent sicher. Daher empfiehlt sich eine Kombination." Der Urintest auf NMP22 wurde von dem Proteomik-Unternehmen Matritech entwickelt und durch die US-Arzneimittelagentur FDA zugelassen.

[science.ORF.at, APA, 17.2.05]
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01.01.2010