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Termiten bestimmen Holzgröße durch Vibrationen  
  Termiten sind entgegen ihrem Image wahre Feinschmecker: Sie wählen sehr genau aus, welche Holzstücke ihnen als nächste zum Opfer fallen. Bisher wusste man nicht, auf welcher Basis die Krabbler ihre Entscheidungen treffen. Australische Forscher könnten die Lösung gefunden haben: Termiten hören sich selbst beim Kauen zu und können durch die vom Kaugeräusch ausgelösten Vibrationen erspüren, wie groß das Holzstück ist.  
Dass tatsächlich die Vibrationen über Weiterfressen oder Wechsel zu einem anderen Holzstück beitragen, konnten die Insektenspezialisten aus Canberra durch einen Test nachweisen: Sie ließen das Futter von Trockenholztermiten (Cryptotermes domesticus) schwingen. Es zeigte sich, dass die Geräusche in einer speziellen Frequenz den Appetit stimulierten.
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Der Artikel " Termites assess wood size by using vibration signals" von Theodore Evans und Kollegen von der "Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation" und der School of Aerospace (University of New South Wales) in Canberra erscheint zwischen 21. und 25. Februar 2005 in den "Proceedings of the National Academy of Sciences" (DOI:10.1073/pnas.0408649102).
->   Original-Artikel (sobald online)
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Nicht jede Termite frisst jedes Holz
Was schon länger bekannt ist: Termiten fressen nicht einfach alles, worüber sie stolpern. Nicht jedes Holz schmeckt ihnen, aber auch abseits von Härte und Zusammensetzung sind sie wählerisch.

So wurde beobachtet, dass besonders dort, wo mehrere Termitenstämme nebeneinander leben, sie sich das Futter auch nach äußeren Kriterien aufteilen: Während das eine Volk hauptsächlich kleine Äste und Stöckchen frisst, konzentriert sich ein anderes auf große Äste und sogar Bäume.
Offene Frage: Wie schätzen die Insekten ihr Futter ein?
Die Frage, die die Wissenschaft bisher nicht beantworten konnte, lautet: Wie können die Termiten wissen, ob das Holzstück vor ihnen ein Stöckchen oder ein großer Ast ist? Über Fressen bzw. Nicht-Fressen entscheiden sie noch bevor sie Gelegenheit hatten, das Stück auf sein Gewicht (etwas durch Hochheben) zu prüfen. Außerdem sind Termiten blind, sie können also auch nicht aufgrund des visuellen Eindrucks entscheiden.

Um das Rätsel zu klären, wandten sich die australischen Forscher einem anderen Sinn der Termiten zu, der extrem gut ausgeprägt ist: dem "Spürsinn".
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Diffiziler Spürsinn
Termiten verfügen über mehrere Organe, mit denen sie Vibrationen wahrnehmen können. Sie befinden sich sowohl am Ende ihrer Fühler und auf ihren Schienbeinen. Man weiß, dass Termiten vibro-akustische Signale wahrnehmen können, weil Soldatentermiten Alarm schlagen, indem sie ihre Köpfe gegen den Bau schlagen oder ihren Körper an den Außenwänden reiben.
->   Mehr über Termiten bei Wikipedia.de
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Vibrationen werden hinsichtlich der Holzgröße ausgewertet
Theodore Evans und seine Kollegen zeigen mit ihrer Forschungsarbeit, dass diese akustische Feinfühligkeit der Termiten auch zur Einschätzung des Futters genutzt werden kann. Die Tiere verwenden dazu offensichtlich die - teilweise sehr lauten - Kaugeräusche. Aus den Vibrationen, die sie auslösen, schließen sie auf die Größe des angeknabberten Holzstücks.
Beweis: Kaugeräusche bei großem Stück höher
Den Beweis dafür erbrachten sie mit einem einfachen Versuch: Sie setzten einigen Termiten im Labor verschieden große Kiefernholzstücke vor und zeichneten die Kaugeräusche auf.

Es zeigte sich, dass tatsächlich ein deutlich höherer Ton entstand, wenn die Tiere ein großes Stück anknabberten als wenn sie von einem kleineren kosteten.
Kleinere Holzstücke bevorzugt
Der Termiten benutzen die Töne tatsächlich zur Futterauswahl: Unter normalen Bedingungen bevorzugten sie die kleineren Holzstücke. Brachten die Forscher sie aber mit einer Frequenz zum Schwingen, die sonst bei den größeren Stücken auftrat, verschmähten die Insekten das Holz.
Vermeidung von Konkurrenzkämpfen
Möglicherweise ist diese Strategie entstanden, um Konkurrenzkämpfe zu vermeiden, vermuten die australischen Wissenschaftler. Wenn kleine Termiten immer nur kleine Holzstücke bevorzugen, kommen sie größeren Arten nicht ins Gehege.

Außerdem könnten die Vibrationen davor warnen, dass das schmackhafte Holz bereits auf dem Speiseplan eines anderen Insekts steht.

Elke Ziegler, science.ORF.at, 22.2.05
->   Commonwealth Scientific and Industrial Research Organisation
Mehr über Termiten in science.ORF.at:
->   Termiten schaffen typischen Didgeridoo-Klang (21.10.04)
 
 
 
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01.01.2010