News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Gesellschaft 
 
Neue Ausstellung: Die Römer in Kleinasien  
  "Wer die Währung kontrolliert, macht das beste Geschäft." Diese Binsenweisheit bestätigt eine neue Ausstellung, die im Wiener Kunsthistorischen Museum (KHM) zu sehen ist: "Die Römer in Kleinasien. Geld, Macht und Politik".  
Schönste Stücke aus dem Münzkabinett
Tatsächlich hatten die griechisch geprägten Außenbezirke des römischen Weltreichs in der heutigen Türkei das Recht, eigene Münzen kleineren Werts zu prägen. Örtliche Wechsler und Händler machten am Kaiser vorbei das große Geschäft.

Die schönsten kleinasiatischen Stücke des Münzkabinetts des KHM sind in der Schau zu sehen.
Leitwährung seit dem 1. Jahrhundert n.Chr.
Seit Kaiser Augustus, also grob gesprochen seit dem ersten Jahrhundert nach Christus, gab es im gesamten römischen Reich eine einheitliche Leitwährung: Gold und Silbermünzen, die auch an die Legionäre ausbezahlt wurden.
Lokalwährungen waren erlaubt
Bild: KHM Wien
Büste des Homer auf einer Münze (2. Jh. n. Chr.)
Was aber tun mit den Unmengen an Schotter, an Kleingeld, das auf unedlem Metall geprägt war, aber für den täglichen Einkauf gebraucht wurde? Das konnte nicht alles im Zentrum des Reichs hergestellt werden, sagt Günther Dembski, Direktor des Münzkabinetts, gegenüber Ö1:

"Man war in Kleinasien natürlich weit weg von Rom, und diese 'Kleinmünzen', die schwer herzustellen waren, so weit zu transportieren, war unangenehm und unbequem, und so hat man von Rom aus beschlossen, die Erlaubnis für Lokalwährungen zu erteilen."
Kleinasien als Wiege der Münzen
Gerade in Kleinasien und dem Nahen Osten hatte man durch die alten Händlerkulturen eine reiche Erfahrung mit Geld. Dort war schließlich die Münze an sich erfunden worden.

Mit dem Privileg des Kaisers in der Tasche prägten schließlich 320 Städte ihr jeweils eigenes Geld. Auskennen konnte sich in dieser zerklüfteten Wirtschaftsszenerie nur eine Berufsgruppe: "Nur die Wechsler, und die haben davon gelebt. Die Stadt hat von den Wechslern dann einkassiert."
Autonomie auf Münzen dokumentiert
Bild: KHM Wien
Bronzemünze des Stadt Kyzikos auf die Freundschaft mit Ephesos (zwei Jünglinge reichen sich die Hände)
Die Autonomie wollte auch auf den Münzen dokumentiert sein, und gerade deshalb sind sie so schön anzusehen: Bauwerke, oft die einzigen Darstellungen, an denen sich die Archäologen orientieren können.

Darstellungen von Kampfspielen und sogar Handwerksszenen zieren dieses Kleingeld. Sie alle sind in der Schau zu sehen - auch Günther Dembskis Lieblingsstück mit dem trojanischen Helden Hektor: "Auf dieser Münze fährt er noch im Streitwagen, ein bisschen später dann wird er von Achill hinten nachgeschleift."

"Die Römer in Kleinasien" ist bis 30. November im Kunsthistorischen Museum zu bewundern.

Martin Haidinger, Ö1 Wissenschaft, 22.02.05
->   Kunsthistorisches Museum
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Gesellschaft 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010