News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Gesellschaft .  Wissen und Bildung 
 
Frauen & Wissenschaft: Harvard-Präsident kritisiert  
  Der Wirbel um Lawrence Summers nach seiner Aussage, wonach Frauen die "innere Befähigung" zu besonderen Leistungen in den Naturwissenschaften fehle, reißt nicht ab. Auch ein Misstrauensantrag wird diskutiert.  
An der amerikanischen Elite-Universität werden seit Wochen Unterschriften für und gegen den Präsidenten gesammelt.

Der Ökonom und ehemalige Finanzminister unter US-Präsident Bill Clinton, der seit dreieinhalb Jahren an der Spitze der Universität steht, hat seine Erklärung unterdessen bedauert.
...
Verhalten der Tochter auf "die Frauen" übertragen
In einer Veranstaltung zum Thema "Diversifying the Scientific and Engineering Workforce" ("Mehr Vielfalt in Wissenschaft und Technik") am 14. Jänner 2005 in Cambridge hatte Summers mehrere Gründe für die mangelnde Repräsentanz von Frauen in Spitzenpositionen in Naturwissenschaft und Technik angeführt.

So zeigten Frauen wegen ihrer Familien geringere Bereitschaft zu den geforderten langen Arbeitszeiten, und es gebe Unterschiede bei der "inneren Befähigung" der Geschlechter für Naturwissenschaft und Technik.

Der Wirtschaftswissenschaftler zog zur Illustration seiner biologistischen These die Beobachtung seiner Tochter heran. Das Mädchen habe Spielzeugautos "Daddy Truck" und "Baby Truck" genannt und mit ihnen wie Puppen gespielt.
->   Brief von Lauwrence Summers zum Thema "Women and Science"
...
Heftige Kritik von Princeton, MIT und Stanford
Die Universitätspräsidentinnen von Princeton, Molekulargenetikerin Shirley Tilghman, und des Massachusetts Institute of Technology (MIT), Neurobiologin Susan Hockfield, sowie der Universitätspräsident von Stanford, Computerwissenschaftler John Hennessy, haben gemeinsam gegen die Aussage von Summers protestiert.
16,9 Prozent der Promotionen von Frauen
"Die Gesellschaft muss nicht fragen 'Können Frauen in Mathematik, Naturwissenschaft und Technik überhaupt hervorragende Leistungen erbringen', denn Marie Curie hat dieses Vorurteil vor einem Jahrhundert bereits zerstört, sondern 'Wie können wir mehr Frauen mit besonderer Begabung zu Karrieren in der Wissenschaft ermutigen'.

Die drei Universitätspräsidenten verweisen auf Fortschritte: So stieg die Zahl der Promotionen von Frauen in technischen Studien an US-Universitäten von 0,3 Prozent 1966 auf 16,9 Prozent im Jahr 2001.
Keine ernsthafte intellektuelle Auseinandersetzung
Die "New York Times" hat Summers in einem Leitartikel scharf kritisiert. Der Ökonom habe behauptet, er wolle die "intellektuelle Offenheit" zur Diskussion seiner "provokanten Thesen" nutzen, doch sein Vortrag habe nichts von einer ernsthaften intellektuellen Auseinandersetzung gehabt.

"Diese private Ansicht eines Universitätspräsidenten über Chancengleichheit war der Albtraum jeder Frau".
"Harvard Corporation" hat Summers bereits bestätigt
Die "Harvard Corporation", die die Universitätsangelegenheiten verwaltet, hat dem Präsidenten am vergangenen Donnerstag ihr Vertrauen ausgesprochen. Auch bei einem Misstrauensvotum durch die Fakultät bleibt Summers in seiner Funktion, da nur die Corporation seinen Vertrag lösen kann.
Gründung von zwei Arbeitsgruppen zu Frauenfragen
In Folge der Kontroverse um Summers wurden in Harvard zwei Arbeitsgruppen gebildet: Sie sollen die Karrieren von Studentinnen und akademischen Mitarbeiterinnen in Naturwissenschaft und Technik fördern sowie mehr Professorinnen an die Fakultät holen. Derzeit sind rund 20 Prozent des Harvard-Lehrkörpers Professorinnen.

[science.ORF.at/APA, 22.2.05]
->   Harvard University
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Gesellschaft .  Wissen und Bildung 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010