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Eisfeld auf dem Mars entdeckt  
  Wissenschaftler haben auf dem Mars ein zugefrorenes Gewässer von der Größe der Nordsee entdeckt. Das teilte das Deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) am Dienstag in Köln mit.  
Bilder der ESA-Raumsonde Mars Express zeigten große, plattenförmige Strukturen, die Experten als Packeis-Schollen interpretierten.
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Die Ergebnisse der Studie werden am 17. März 2005 in der Fachzeitschrift "Nature" erscheinen.
->   Nature
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Verborgene Wassermassen
Schon vor dem Mars Express wurde vermutet, dass sich in geologisch jüngerer Vergangenheit - vor zwei bis zehn Millionen Jahren - Lavaströme und Wasserfluten in dieser Gegend südlich der etwa 17 Kilometer hohen Elysium-Vulkanregion über die Oberfläche ergossen haben.

Zwar konnten schon auf Fotos früherer Marsmissionen einige Lavaströme identifiziert werden, von den Wassermassen fehlte bisher jedoch jegliche Spur: Man nahm an, dass das Wasser relativ rasch verdunstet und aus der dünnen Marsatmosphäre ins Weltall entwichen sei.

Wie die mit der Stereokamera HRSC (High Resolution Stereo Camera) auf der europäischen Raumsonde Mars Express gefertigten Bilder nun zeigen, scheint das Wasser jedoch noch heute in einem bis zum Grund gefrorenen See vorhanden zu sein.
Packeis auf dem Roten Planeten
 
Bild: ESA/DLR/FU Berlin (G. Neukum)

Die Aufnahmen zeigen Strukturen, die an Packeis erinnern: Flache Eisschollen scheinen sich über einem strukturlosen Material zu erheben und gleichsam in ihm zu "schwimmen". Die Situation ist morphologisch identisch mit Eisbergen, die auf dem Meer schwimmen.

Auch die Dimensionen der Schollen sind exakt die gleichen wie die irdischer Eisschollen im Packeis. Die Forscher nehmen an, dass sich im untersuchten Gebiet noch heute große Mengen des Eises im Untergrund befinden. Dafür spricht die intakt erscheinende Oberfläche, die extrem flach ist.

Wäre das Eis bereits verschwunden, müsste die Oberfläche weit stärker durch Erosion verändert worden sein. Möglicherweise wurde das Packeis durch einen schützenden Belag vor dem Verdunsten geschützt. Ein wesentlicher Bestandteil einer solchen Schutzschicht könnte vulkanische Asche sein, die sich auf der gefrierenden Oberfläche abgesetzt hatte.
Mars geologisch aktiver Planet
Bild: NASA/JPL/USGS
Die 17 Kilometer hohe Elysium-Vulkanregion und die Elysium-Ebene
Der See in seiner heutigen Form dürfte sich vor etwa fünf Millionen Jahren gebildet haben, in geologischen Maßstäben ist dies ein extrem junges Alter. Ernst Hauber, Geologe am DLR-Institut für Planetenforschung in Berlin-Adlershof, schätzt die spektakulären Messungen so ein: "Bestätigen sich die Ergebnisse, ist der Mars ein nach unseren Maßstäben noch heute geologisch aktiver Planet".

Anhand der Anzahl und der unterschiedlichen Größen von Kratern, die von Meteoriteneinschlägen herrühren, kann das Alter von festen Planetenoberflächen relativ genau ermittelt werden. So weist eine frische Oberfläche auf einem Planeten - beispielsweise ein erkalteter Lavastrom - zunächst keine Einschlagskrater auf, mit der Zeit entstehen jedoch immer mehr Krater durch Einschläge.

Die Verteilung von Kratern unterschiedlicher Häufigkeit und Größe lässt sich eichen und so ein zuverlässiges Oberflächenalter ermitteln. Nach dieser Methode wurden sowohl das Alter der "Packeis-Schollen" auf fünf Millionen Jahre, als auch der Flächen dazwischen bestimmt - letztere scheinen nochmals jünger zu sein.
Lava-Interpretation widerlegt
Als Alternative zu der Interpretation, dass die kantigen Flöße gewissermaßen "fossile Eisberge" in einem vollständig vereisten See sind, kommen nur zerbrochene Schollen erkalteter Lavaströme in Frage.

Die Autoren der Studie widerlegen jedoch einen vulkanischen Ursprung: Die einzelnen Platten auf dem Mars sind etwa hundertmal größer als Lavaschollen auf der Erde.

Dann scheint sich die Matrix, in der die Schollen treiben, um einen erheblichen Betrag "gesetzt" zu haben - bei Wasser könnte das fehlende Volumen leicht durch Verdunstung erklärt werden, bei fließender Lava jedoch nicht, denn beim Erkalten verringert sich das Volumen des Lavastromes maximal um etwa ein Prozent.

Auffallend ist außerdem, dass das Packeis über mehr als 60 Kilometer hinweg so gut wie kein Gefälle aufweist, was bei einem Lavastrom ungewöhnlich wäre.

[science.ORF.at/idw, 23.2.05]
->   Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt
->   ESA - Mars Express
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01.01.2010