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Erste Galaxie aus dunkler Materie entdeckt  
  Ein internationales Forscherteam ist überzeugt, eine Galaxie entdeckt zu haben, die fast vollständig aus dunkler Materie besteht. Die 50 Millionen Lichtjahre entfernte Formation wurde mit Hilfe von Radioteleskopen in Cheshire und Puerto Rico aufgespürt. Die Forscher sprechen von einer "wirklich aufregenden Entdeckung"  
Eine Galaxie ohne Sterne
Eine dunkle Galaxie ist eine Gegend im Kosmos, die zwar eine große, rotierende Menge an Masse enthält - aber keine Sterne. Die dunkle Materie soll der gängigen Theorie zufolge durch ihre Schwerkraft die sichtbaren Galaxien zusammenhalten. Was genau dunkle Materie aber ist, weiß bis jetzt niemand, sie konnte noch nie direkt nachgewiesen werden.

Die Forscher stießen auf das ungewöhnliche Phänomen, als sie das Universum auf starke Konzentrationen von Wasserstoffatomen absuchten. Die Wasserstoffkonzentration wird üblicherweise abgeschätzt, indem man die Rotation von Galaxien sowie die Geschwindigkeit ihrer Einzelteile beobachtet.
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Die Studie "A Dark Hydrogen Cloud in the Virgo Cluster" von Robert Minchin et al. wurde am Preprintserver "arXiv.org" veröffentlicht und erscheint demnächst im Fachblatt "The Astrophysical Journal".
->   Zur Originalstudie bei arXiv.org
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Fund im Virgo-Haufen
Bild: PPARC/Cardiff U./Isaac Newton Telescope
Die Ellipse zeigt die Fundregion im Virgo-Haufen an
Die überraschende Entdeckung machten die Forscher aus Großbritannien, Frankreich, Italien und Australien im Virgo-Galaxienhaufen. Die mutmaßliche Dunkelmaterie-Galaxie trägt den Namen VIRGOHI21. Ähnliche Objekte, die aber keine dunklen Galaxien darstellen, können entstehen, wenn zwei Sternenhaufen zusammenstoßen.

Die Massen der kollidierenden Objekte zerren aneinander, wodurch sich Gas aus dem interstellaren Raum und gelegentlich auch einzelne Sterne losreißen. Diese Masse schwebt anschließend als unabhängiges Objekt im All.

"Dann sollte man aber einige Sterne sehen können, und die kollidierten Galaxien müssten noch irgendwo in der Nähe sein", erklärt Volker Springel vom Max-Planck-Institut für Astrophysik in Garching gegenüber "Spiegel Online". Solche Spuren eines intergalaktischen Crashs sind aber in der Nähe von VIRGOHI21 nicht zu entdecken.
->   Mehr zum Virgo-Cluster bei Wikipedia
Masse: Ein Zehntel der Milchstraße
Der physikalische Steckbrief der unsichtbaren Galaxie: Der in VIRGOHI21 enthaltene Wasserstoff weist 108 Sonnenmassen auf, die Gesamtmasse (d.h. inklusive Dunkler Materie) beträgt jedoch tausend mal mehr, also rund 1011 Sonnenmassen. Damit ist sie etwa ein Zehntel so schwer wie unsere Galaxie, die Milchstraße.
Kein Einzelfall
Das internationale Astronomenteam hält die Entdeckung für einen wichtigen Durchbruch. Nach aktuellen kosmologischen Modellen muss es im Universum von dunkler Materie nur so wimmeln. "Wir denken, sie ist überall", sagt Springel.

"Etwa 84 Prozent aller Materie ist dunkle Materie, sie ist es, die die Galaxien zusammenhält." Ohne diese Masse, so der Astronom, würde auch unsere Galaxis "auseinander fliegen". Direkt beobachtet wurde dunkle Materie bisher aber nicht, man weiß noch nicht einmal definitiv, aus welchen Teilchen sie bestehen soll.

[science.ORF.at/APA, 24.2.05]
->   Spiegel Online
->   Max-Planck-Institut für Astrophysik
Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at:
->   Woraus besteht Dunkle Materie? (26.11.04)
->   Licht ins Dunkel: Wie man Dunkle Materie nachweisen kann (25.3.04)
->   Geisterteilchen als Lösung aller kosmologischen Rätsel? (5.2.04)
 
 
 
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01.01.2010