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Journalisten-Image wird besser - außer bei Journalisten  
  Journalisten können sich freuen: Ihr Image hat sich laut einer neuen Studie in den vergangenen Jahren deutlich verbessert. Dass sie "politisch unabhängiger, realistischer und besser ausgebildet" agieren, meint die Bevölkerung - über sich selbst denken die Journalisten allerdings weit schlechter.  
Das ist ein Ergebnis der Studie "Ethik des Journalismus in Österreich", die am Donnerstag bei einer Pressekonferenz in Wien vorgestellt wurde.
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Bevölkerung und Medienschaffende befragt
Bei der vom Fachhochschul-Studiengang Journalismus in Kooperation mit dem Gallup-Institut produzierten Studie wurde ein repräsentatives Sample der Bevölkerung sowie 122 Medienschaffende befragt. Sie soll im Frühjahr auch als Buch erscheinen.
->   Fachhochschul-Studiengang Journalismus
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Fleißiger, gründlicher, objektiver
Laut Studienautor Matthias Karmasin von der Uni Klagenfurt unterscheidet sich das Fremdbild vom Selbstbild der Journalisten krass. "Die moralische Integrität von Kollegen wird sehr gering geschätzt," so Karmasin.

Im Gegensatz dazu verhalte sich der Trend in der Gesamtbevölkerung: Im Vergleich zu einer Studie von 1997 werden Journalisten heute zwar als weniger einflussreich und passiver wahrgenommen, aber gleichzeitig als politisch unabhängiger, unbestechlicher, fleißiger, gründlicher, objektiver und wahrheitsliebender.
Kluft zwischen Fremd- und Selbstbild
Am stärksten klaffe Fremd- und Selbstbild bei der Frage auseinander, ob Journalisten "speziell ausgebildet" sind. Während die Bevölkerung davon überzeugt ist, sind das die Betroffenen in der Selbsteinschätzung nicht.

Ebenfalls große Unterschiede gibt es laut Karmasin bei den Eigenschaften "Verantwortungsbewusstsein, Arbeitseifer, Gründlichkeit, Mut und Idealismus" - auch hier hält die Bevölkerung mehr von den Journalisten als diese von ihren Kollegen.
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Die Frage der Käuflichkeit
In einem Punkt sind die Medienmacher mehr von sich überzeugt als ihre Mitwelt: bei der Frage der Käuflichkeit. Bei der Frage "Journalisten schreiben für den, der am meisten zahlt" gibt die Bevölkerung - auf einer Skala von 1 (stimme voll zu) bis 5 (stimme nicht zu) - den Wert 2,56 an, die Betroffenen einen Wert von 3,57.
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Zunahme von Gewissenskonflikten bei ...
Das bessere Image des Journalismus ist nur ein Ergebnis der Studie. Ein weiteres betrifft die Zunahme von Gewissenskonflikten, unter denen Journalisten zu leiden haben.

Waren 1994 noch knapp zwei Drittel der Meinung, dass es für sie nicht schwierig ist, ethische Grundsätze in ihrem Handeln zu berücksichtigen, so waren es im Vorjahr nur noch 44 Prozent.
... Redaktion/Werbung sowie Recherchezeit
Zwar wird ethisches Handeln nach wie vor als möglich erachtet, es wird aber "zunehmend unbequem", so Karmasin.

Gewissenskonflikte entstehen meist an zwei Punkten: einerseits beim Überschreiten der Trennungsgrundsatzes Redaktion/Werbung, andererseits in der Frage der Rechercheökonomie - also wieviel Zeit für eine seriöse Recherche zur Verfügung steht.
Hierarchie-Unterschiede und Nord-Süd-Gefälle
Detail am Rande: Je höher die Position in der Journalisten-Hierarchie (Chefredakteure), desto eher das Empfinden von Gewissenskonflikten.

Auffällig ist auch das Nord-Süd-Gefälle: Während in Wien nur ein Drittel der befragten Journalisten Gewissenskonflikte sehen, sind es in Kärnten zwei Drittel.
Ausbildung wichtig für Ethik
Weiters betont die Studie die Wichtigkeit der Ausbildung bei der Bewertung ethischer Aspekte. Journalisten mit akademischem Abschluss oder Weiterbildung nehmen eine kritischere Haltung gegenüber ihrem Arbeitsfeld ein und betonen stärker die Eigenverantwortlichkeit ihres Handelns.

U.a. darin liege der Wert einer qualifizierteren Journalisten-Ausbildung, wie sie der FH-Studiengang Journalismus Wien seit zwei Jahren anbietet, so Studiengangsleiter Reinhard Christl. Die FH habe jedenfalls vor, auch in Zukunft praxisnahe Forschung zum Journalismus zu betreiben.

Lukas Wieselberg, science.ORF.at, 24.2.05
->   Gallup-Institut
->   science.ORF.at-Archiv zum Thema Journalismus
 
 
 
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01.01.2010