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ORF ON Science :  News :  Umwelt und Klima 
 
Woher das Eis am Nordpol stammt  
  Eine veränderte Wasserzirkulation im Pazifischen Ozean hat offenbar zur Entstehung des arktischen Eises vor 2,7 Millionen Jahren und zur Eiszeit auf der Nordhalbkugel geführt. Das hat ein internationales Forscherteam anhand von Modellrechnungen und erdgeschichtlichen Klimadaten herausgefunden.  
Die Wissenschaftler um Gerald H. Haug vom Geoforschungszentrum Potsdam gingen der Frage nach, warum die Eisschichten auf der Nordhalbkugel um so viel jünger sind als die mehr als 30 Millionen Jahre alte Antarktis.

Sie zeigten, dass der arktischen Eisbildung paradoxerweise eine Erwärmung der oberen Schichten des Nordpazifiks um mehr als sieben Grad im Sommer und Herbst vorausging.
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Die Studie "North Pacific seasonality and the glaciation of North America 2.7 million years ago" von Gerald H. Haug et al. erschien im Fachjournal "Nature" (Band 433, S. 821, Ausgabe vom 24.2.05, doi:10.1038/nature03332).
->   Zum Original-Abstract der Studie
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Höhere Verdunstung ermöglichte Eisbildung
Wegen der höheren Verdunstung sei der Ozean damit vor 2,7 Millionen Jahren zur entscheidenden Feuchtigkeitsquelle für den amerikanischen Eisschild und die gesamte Nordhalbkugel geworden.

Denn kalt genug war es auch am Nordpol bereits seit 14 Millionen Jahren. Das hatten erdgeschichtliche Klimadaten aus Tiefenbohrungen ergeben.
Auslöser Meeresschichtung
Der These der Potsdamer Klimaforscher zufolge reichte jedoch vor allem die Feuchtigkeit nicht aus, um Gletscher wachsen zu lassen. Erst vor 2,7 Millionen Jahren bildete sich danach im vorarktischen Nordpazifik bis in Wassertiefen zwischen 50 und 200 Metern ein "Süßwasserdeckel".

Die Ursache dafür ist noch unbekannt. Daraufhin zirkulierte das Wasser nur noch innerhalb dieser weniger salzhaltigen Schicht - und nicht wie vorher bis in mehrere Kilometer Tiefe. Die jahreszeitlich bedingte Temperatur an der Wasseroberfläche schwankte dadurch stärker.
Wärmeres Wasser, mehr Niederschläge
So ergaben Modellrechnungen der Forscher für den Spätsommer und den Herbst eine bis zu sieben Grad höhere Wassertemperatur. In der Folge verdunstete mehr Wasser über dem Meer und kondensierte an Land. Im Winter dagegen kühlte sich die Ozeanoberfläche stärker ab - und auch die Temperatur auf der Erde sank drastisch.
Seitdem Wechsel zwischen Warm- und Kaltzeiten
"Eine permanente Eiskappe überzog fortan die Nordpolarregionen, und kilometerdicke Eisschilde bedeckten außer Grönland auch große Teile Nordamerikas, Nordasiens und Skandinaviens", schreiben die Klimaforscher.

Seitdem habe sich der Pulsschlag des Klimas auf einen fortwährenden Wechsel zwischen Kalt- und Warmzeiten eingependelt, bei insgesamt eher niedrigen Temperaturen.

[science.ORF.at/APA/AP, 25.2.05]
->   Geoforschungszentrum Potsdam
 
 
 
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01.01.2010