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Fliegendes Labor misst Luftverschmutzung  
  Deutsche Luftchemiker verfolgen das Schicksal von Methan, Kohlenmonoxid und anderen Emissionen in der Atmosphäre. Ihre Messstation liegt in luftiger Höhe - sie wird von einem Passagierflugzeug transportiert.  
Fliegendes Labor
Wohin treiben die Verbrennungsrückstände aus dem Verkehr, warum finden sich die Emissionen amerikanischer Ölfelder im Mittelmeer, warum ist die Luft über der südlichen Erdkugel viel sauberer als im Norden?

Antworten auf diese Fragen suchen Atmosphärenchemiker des Max Planck Instituts für Chemie in Mainz gemeinsam mit internationalen Forschergruppen.
CARIBIC on air
Im Rahmen des Projekts "Caribic" schicken die Forscher zehn Jahre lang einen riesigen Messcontainer in einem Passagierflugzeug auf Reisen.

Damit hoffen sie nicht nur genauere Kenntnisse über die Zusammensetzung der Luftverschmutzung zu erhalten, sondern auch darüber, wie sich Emissionen über die Erde verteilen. Mit diesen detaillierten Untersuchungen wollen die Forscher ein besseres Verständnis für Klimaschwankungen erreichen.
Abgasfahnen sichtbar gemacht
Bisher wurde aus Daten von Forschungsflügen die weltweite Kohlenmonoxidbelastung gemessen und in Computermodellen sichtbar gemacht.

Dabei fällt auf, dass im Winter die nördliche Hemisphäre in besonderem Ausmaß von Kohlenmonoxid belastet ist, die südliche Hälfte der Erde kaum. Grund dafür ist, dass die Sonne hilft, Kohlenmonoxid abzubauen.
Was zeigen die Forschungsflüge?
Forschungsflüge von Namibia nach Deutschland haben beispielsweise aufgezeigt, dass die hohen Kohlemonoxidanteile der Messungen über dem Äquator von Waldbränden aus Zentralafrika stammen.

Messungen desselben Fluges im Mittelmeerraum haben ergeben, dass erhöhte Ethan- und Propanwerte von den Ölfeldern im Golf von Mexiko kommen.

Für solche Luftbewegungen sind einerseits lokale Hoch- und Tiefdruckgebiete, andererseits die aus dem Osten kommenden Passatwinde verantwortlich.
Die nächsten Flugziele
In Zukunft wollen die Forscher vor allem über dem asiatischen Raum Luftproben entnehmen.

Carl Brenninkmeijer, Caribic-Koordinator vom Max Planck Institut für Chemie in Mainz: "Wir haben riesige Methanfahnen über Indien entdeckt, die Richtung Europa wandern. Mithilfe solcher Messungen gelingt es 'Caribic', ein besseres Verständnis für Klimaveränderungen zu erhalten."

Zieht die asiatische Methanfahne, die aus Reisfeldern, Mülldeponien und aus der Viehzucht stammt, nach Europa, dann könnten Temperaturschwankungen die Folge sein. Methan verstärkt die Sonnenlichtreflexion auf den Boden um das 21-fache stärker als Kohlendioxid. Das bedeutet, dass Methan neben CO2 den Treibhauseffekt erhöht.

Bisher, sagen die Luftchemiker, fiel dieses Treibhausgas wegen seiner geringen Konzentration weniger ins Gewicht. Das scheint sich jetzt zu ändern.
Luftverschmutzung in Asien wird ansteigen
Demnächst sollen Forschungsflüge über den Himalaja nach China Aufschluss über die dort treibenden Methanfahnen geben.

Die zunehmende Industrialisierung in Asien weckt das Interesse der Luftchemiker. Denn dort erwarten die Forscher, dass zur bestehenden starken Methanbelastung in Zukunft gewaltige Mengen CO2 hinzukommen.

Martina Schmidt, Modern Times, 25.2.05
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Mehr zu diesem Thema in der Sendung "Modern Times" am Freitag, 25.2.2005 um 22.35 Uhr in ORF 2.
->   Modern Times
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->   Caribic-Website
->   Max Planck Institut für Chemie
 
 
 
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01.01.2010