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Multiple Sklerose: "Verräterzellen" entlarvt  
  Bei Multipler Sklerose greift das Immunsystem Strukturen im Gehirn wie einen Fremdkörper an und richtet so schwere Schäden an. Schweizer und US-amerikanische Forscher fanden nun heraus, warum das so ist: Bei Versuchen an Mäusen konnten sie bisher unbekannte "Verräterzellen" an der Blut-Hirn-Schranke identifizieren, die dem Immunsystem die Angriffspunkte im Gehirn zeigen.  
Die Entdeckung sei ein wichtiger Schritt für eine mögliche Bekämpfung der Multiple Sklerose, aber auch anderer Gehirnerkrankungen wie Alzheimer oder Tumoren, so die Forscher in einer Aussendung.
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Die Studie "Dendritic cells permit immune invasion of the CNS in an animal model of multiple sclerosis" von Melanie Greter et al. erschien am 27.2.05 auf der Website des Fachjournals "Nature Medicine" (doi:10.1038/nm1197).
->   Zum Original-Abstract
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MS - Fehlreaktion des Immunsystems
Multiple Sklerose (MS) ist die häufigste entzündliche Erkrankung des Zentralen Nervensystems und kann bislang nicht geheilt werden. Die heimtückische Krankheit trifft meistens junge Erwachsene.

Alleine in der Schweiz leben über 10.000 MS-Patienten, in Deutschland sind es rund 120.000. Forscher gehen heute davon aus, dass eine fatale Abwehrreaktion bei den MS-Patienten die Erkrankung auslöst: Das Immunsystem stuft Strukturen im Gehirn als Fremdkörper ein und greift diese an.

Die Folge sind Entzündungen in Gehirn und Rückenmark, die bei den Betroffenen zu erheblichen Behinderungen führen können.
->   Mehr zu MS bei medicince wordwide
Dendritische Zellen weisen den (falschen) Weg
Verantwortlich für die Immunattacke auf das Gehirn ist eine bestimmte Sorte von weißen Blutzellen (Helfer-T-Zellen). Bislang war unklar, wie es diesen Immunzellen gelingt, Strukturen im Gehirn zu erkennen.

Einer Forschergruppe um Burkhard Becher von der Universität Zürich ist es nun gelungen, "Verräterzellen" zu identifizieren, die den autoaggressiven Immunzellen den Weg weisen.

Die "dendritische Zellen" genannten Verräter leben an der Blut-Hirn-Schranke. Die Zürcher Neuroimmunologen haben dadurch die unter MS-Forschern verbreitete Ansicht widerlegt, dass bestimmte Gehirnzellen als Verräter agieren.
->   Dendritic cell bei Wikipedia
Ziel: Fehlsignal unterbinden
Die Arbeit des internationalen Forscherteams zeigt, dass dendritische Zellen für die Krankheitsentstehung bei Multiple Sklerose absolut notwendig sind. "Ohne Verräter können die Täterzellen des Immunsystems ihr Opfer in Gehirn und Rückenmark nicht erkennen", erklärt Studienleiter Burkhard Becher.

Das Ziel ist nun, die Verräterzellen so zu manipulieren, dass das irregeleitete Immunsystem das Gehirn zukünftig ignoriert. Die neuen Erkenntnisse werden auch Auswirkungen auf die Erforschung und Behandlung anderer Gehirnerkrankungen wie Alzheimer oder Hirntumore haben.

[science.ORF.at/idw, 28.2.05]
->   Universität Zürich
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01.01.2010