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Forscher dokumentieren Sprachdenkmäler Lykiens  
  Ein Team von Archäologen und Sprachwissenschaftlern der Uni Wien untersucht die steinernen Zeitzeugnisse Lykiens. Dabei soll ein vierbändiges Kompendium dieser Forschungsdisziplin entstehen.  
Vergessene Kultur im Südwesten der Türkei
Wer heute durch den Südwesten der Türkei reist, weiß wohl nicht, dass sich hier vor etwa 2.500 Jahren ein Volk jahrhundertelang mit seiner eigenen Kultur, Sprache und Schrift gegen Eroberer wie die Griechen, Perser oder Römer bis ins späte Altertum kulturell behaupten konnte:

Heute erinnert lediglich die touristische Bezeichnung der Region zwischen den türkischen Urlaubszentren Fethiye und Antalya an die Lykier, die erstmals in schriftlichen Zeugnissen aus dem 13. Jahrhundert v. Chr. genannt werden - ebenso wie die im ganzen Land verstreuten steinernen Zeitzeugnisse:

Die Palette reicht von Wohnhäusern und Tempel bis zu Sarkophagen, Felsgräbern und Nekropolen.
Umfassende Dokumentation
Ein Team von Archäologen und Sprachwissenschaftlern der Uni Wien hat es sich nun zum Ziel gesetzt, alle Monumente, die mit lykischen Inschriften versehen sind, neu zu erfassen und zu dokumentieren. Ihr Ziel: Ein vierbändiges Kompendium zur heimischen Lykienforschung.
Interdisziplinäres Vorgehen
"Die Neuheit an diesem vom FWF geförderten Projekt ist die intensive interdisziplinäre Zusammenarbeit von Sprachwissenschaftlern und Archäologen, die neue spannende Erkenntnisse in der Interpretation der lykischen Sprache - einer indogermanischen Sprache - und Architektur, ebenso wie der zahlreichen politischen, kulturhistorischen oder sozialen Phänomene dieses Volkes zutage bringt", erläutert der Archäologe Martin Seyer.

"Dadurch können wir den kunsthistorischen und sozialpolitischen Kontext der Denkmaler mit ihren Inschriften in ihrer Gesamtheit erfassen."
Bisher 120 Monumente erfasst
Seit dem Jahr 1999 wurden bisher etwa 120 Monumente in dieser Region bautechnisch-archäologisch und epigraphisch-sprachwissenschaftlich erfasst.

Generell sind mehr als 200 Inschriften bekannt, sowohl als Grabinschriften als auch in Form von Tempelinschriften, Dekreten oder auch Alltagstexten zu finden sind.

Alle Informationen werden in einer Datenbank erfasst: Von den zeichnerischen und fotografischen Dokumentationen der Denkmäler und Inschriften über alle zur Verfügung stehenden Funde wie Keramikstücke und Schmuck bis zu den Transkriptionen und Übersetzungen der Texte.
Neue Einblicke in die Geschichte
"Durch das Projekt können vor allem neue, wichtige Einsichten zur Architektur, zur Grabkultur und dem Bestattungswesen im allgemeinen, sowie zur gesellschaftlichen Struktur Lykiens gewonnen werden", so der Archäologe.

Die Neulesung und -interpretation der historischen Passagen des Inschriftenpfeilers, eines der bekanntesten Pfeilergräber in Xanthos, wirft beispielsweise ein völlig neues Licht auf die politische Geschichte Lykiens zur Zeit nach der Eroberung durch die persische Armee unter dem Feldherrn Harpagos um das Jahr 545 v. Chr.

Weitere Untersuchungen sollen noch näheren Aufschluss über die Geschichte dieses beeindruckenden Volkes bringen.

Eva-Maria Gruber, Universum Magazin, 1.3.05
->   Institut f. Archäologie, Uni Wien
->   Wissenschaftsfonds
->   Universum Magazin
 
 
 
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01.01.2010