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Unsichtbarkeit: Flecken sind die beste Tarnung  
  Um sich in der freien Wildbahn zu verstecken, legen sich viele Tiere ein Tarngewand mit großflächigen, in sich kontrastierenden Flecken zu - obwohl man vermuten würde, dass die großen Farbflächen sie eher von der Umwelt abheben. Britische Forscher haben nun den Beweis für die Richtigkeit dieser Strategie erbracht: Das fleckige Muster bricht die Abgrenzung der Tiere von der Umgebung auf, wodurch sie schwerer zu erkennen sind.  
Biologen von der Universität Bristol in Großbritannien haben getarnte, künstliche Motten in einem Wald verteilt und beobachtet, wie lange es dauert, bis die vermeintlichen Leckerbissen von Vögeln attackiert werden. Ihr Ergebnis: Am längsten blieben jene Tiernachbildungen übrig, die mit dem fleckigen Tarnmuster angemalt worden waren.
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Der Artikel "Disruptive coloration and background pattern matching" von Innes Cuthill und Kollegen ist am 3. März 2005 in "Nature" erschienen (Band 434, S. 7-74, doi:10.1038/nature03312).
->   Zum Original-Abstract
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Theorie der Tarnung schon länger bekannt
Die britischen Biologen rund um Innes Cuthill haben damit den empirischen Beweis für eine Theorie erbracht, die schon seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts bekannt ist. Damals beobachtete der Maler Abbott Thayer, dass viele Tiere zwar auf ihrem Rücken dunkel sind, sich ihre Farbe zum Bauch hin aber zunehmend aufhellt.

Er erkannte, dass dieser Verlauf die scharfe Abgrenzung der Tiere von ihrer Umgebung aufhebt und sie dadurch schlechter zu sehen sind. Sie verlieren ihre Dreidimensionalität und scheinen plötzlich flach zu sein.
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Militärische Verwendung seit Beginn 20. Jahrhundert
Militärisch wurde die Kunst der Camouflage erstmals 1915 eingesetzt, als die französische Armee als erstes Heer der Welt eine eigene Abteilung zum Thema Tarnung einrichtete.
->   Mehr zum Thema Camouflage bei Wikipedia.com
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Falsche Motten auf Bäume geheftet
Bild: Martin Stevens / Bristol University
Für ihren Versuch nahmen Innes Cuthill und ihre Kollegen tote Mehlwürmer als Körper und klebten Dreiecke aus Papier als Flügel an. Einen Teil der Motten färbten sie nur grau bzw. olivengrün, bei einem Teil verwendeten sie das vom Militär bekannte Fleckenmuster (siehe Bild rechts). Die künstlichen Tiere hefteten sie daraufhin an Bäume und beobachteten, was passiert.

Die Ergebnisse waren eindeutig: 90 Prozent der gefleckten falschen Motten wurden während eines ganzen Tages nicht von Vögeln entdeckt, aber nur 70 Prozent ihrer einfärbigen Artgenossen.
Unterbrochene Außenlinie ist die beste Tarnung
"Es zeigte sich, dass die Unterbrechung der Außenlinie der Schlüssel zu guter Tarnung ist", fassen Cuthill und Kollegen in "Nature" zusammen.

[science.ORF.at, 4.3.05]
->   Online-Datenbank mit internationalen Tarnuniformen
->   Website von Innes Cuthill
Mehr zum Thema Tarnung in science.ORF.at:
->   Die perfekte Tarnung: Unsichtbarkeit (4.1.05)
->   Libellen verwenden die "Motion Camouflage" (4.6.03)
->   Die Evolution von Tarnung und Täuschung (8.2.02)
 
 
 
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01.01.2010