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Lachen erweitert die Blutgefäße  
  Die alte Weisheit, wonach Lachen gesund ist, wurde wieder einmal bestätigt - diesmal mit Hilfe des Kinos. Nach dem Genuss von Komödien zeigten sich die Blutgefäße von Testpersonen weit besser mit Sauerstoff versorgt als jene einer Vergleichsgruppe, die Kriegsfilme gesehen hatte.  
Lachen scheint das innerste Gewebe von Blutgefäßen zu erweitern und somit zu einer besseren Durchblutung zu führen, berichtete der Herzspezialist Michael Miller vom Medical Center der University of Maryland im Rahmen einer Tagung der amerikanischen Kardiologengesellschaft.
Gestresste Psyche vs. erschüttertes Zwerchfell
Bei der Studie wurde das Verhalten von zwanzig Nichtrauchern nach dem Konsum von verschiedenen Filmen untersucht. Das Geschlechterverhältnis der Probanden war ausgewogen, das Durchschnittsalter betrug 33 Jahre.

Wie die University of Maryland in einer Aussendung schreibt, lagen die gewählten Filme an den entgegengesetzten "Enden des Gefühlsspektrums". Auf der einen Seite herrschte purer Mentalstress - bei Filmen wie "Saving Private Ryan", in dem das Schicksal eines amerikanischen Soldaten während des Zweiten Weltkriegs (blutig) dargestellt wird.

Auf der anderen Seite wurden Ausschnitte aus Komödien gezeigt - wie z.B. "King Pin" aus dem Jahr 1996 -, die die Lachmuskeln reizten.
Bessere Durchblutung dank der Komödien
Vor Testbeginn wurde die Durchblutung der Oberarmarterie der Probanden festgestellt. Dann bekamen sie 15-minütige Ausschnitte der Filme in einem gleichmäßig temperierten Zimmer zu sehen, anschließend wurde die Reaktion der Blutgefäße erneut untersucht.

Die Resultate: Während des Filmkonsums waren keine Veränderungen der Blutgefäße zu bemerken - weder bei den emotional Aufgerüttelten noch bei den Belustigten. Danach aber zeigten sich signifikante Unterschiede.

Die Durchblutung der Oberarmarterie der Kriegsfilm-Betrachter war bei rund drei Viertel der Probanden reduziert. Im Gegensatz dazu erwiesen sich bei 19 von 20 Komödien-Sehern die Blutgefäße als erweitert.
Wirkt bis zu 45 Minuten
Laut Angaben der Forscher stieg die durchschnittliche Durchblutung nach dem Lachen um 22 Prozent an - und nahm nach mentalem Stress um 35 Prozent ab.

Die Änderungen in den Blutgefäßen waren bis zu 45 Minuten nach Filmende nachzuweisen. Ob die Testpersonen die Filme bereits kannten oder nicht, spielte dabei keine Rolle.
Eine Viertelstunde lachen täglich ist ideal
Michael Miller vergleicht die Wirkung des Lachens mit körperlicher Ertüchtigung - etwa von Aerobic-Stunden im Fitnesscenter. Zwar könne regelmäßiges Lachen diese nicht ersetzen, "eine halbe Stunde Training dreimal die Woche und täglich eine Viertelstunde Lachen" sei aber ideal für die Blutgefäße.
Genauer Mechanismus unklar
Über den genauen Mechanismus, der zur Erweiterung der Blutgefäße führt, möchte Miller noch keine Angaben machen. Eine Möglichkeit besteht in einer geringeren Produktion von Stickoxiden bei psychischem Stress - und die spielen eine entscheidende Rolle bei der Verengung bzw. Erweiterung von Blutgefäßen.

[science.ORF.at, 8.3.05]
->   University of Maryland Medical Center
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01.01.2010