News
Neues aus der Welt der Wissenschaft
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 
Diabetiker nach Zellverpflanzung geheilt  
  Ein Diabetiker ist nach Angaben britischer Ärzte durch eine Zellverpflanzung definitiv geheilt worden. Der 61-Jährige, der drei Jahrzehnte lang an Diabetes mellitus Typ 1 litt, brauche keine Insulinspritzen mehr.  
Sein Körper sei nicht länger unterzuckert und stelle genug eigenes Insulin her, erklärte das King's College Hospital in London am Mittwoch.
Mögliches Ende der Insulinabhängigkeit
Die Forscherin Stephanie Amiel nannte das Ergebnis der Therapie "enorm aufregend". "Letzten Endes könnte dies das Ende der Insulinabhängigkeit für alle Typ-Eins-Diabetiker bedeuten", sagte sie. Allerdings sei die Therapie noch nicht völlig ausgereift, vor allem weil es an Zellspendern mangle.
Inselzellen in die Leber injiziert
Dem Londoner Krankenhaus zufolge wurde der Mann drei Mal mit der neuartigen Therapie behandelt. Dabei wurden ihm Inselzellen aus Bauchspeicheldrüsen von Organspendern in die Leber injiziert. Jede Transplantation dauerte nur rund 45 Minuten.

Danach begannen die neu eingepflanzten Zellen mit der Eigenproduktion von Insulin. Für jede Injektion sind bis zu eine Million Inselzellen nötig.
Therapie noch nicht ausgereift
Die Medizinprofessorin Amiel betonte, die Therapie müsse in vielen Punkten perfektioniert werden: So sei die Isolierung der Inselzellen noch nicht so weit fortgeschritten wie nötig.

Zudem seien die Medikamente nicht ausgereift, die den Körper der Patienten daran hindern könnten, Spenderzellen abzustoßen. "Derzeit können wir diese Behandlung nur Patienten anbieten, bei denen herkömmliche Therapien versagen."
Behandlung an hundert Patienten erprobt
Die Behandlung mit Bauchspeichel-Inselzellen wurde weltweit bereits an etwa hundert Patienten erprobt, vor allem in Kanada. Dort kam etwa die Hälfte der Patienten noch drei Jahre nach der Therapie ohne zusätzliche Insulingaben aus.

Als wesentlicher Hemmschuh für eine Verbreitung der Therapie gelten der Mangel an Inselzellen aus Bauchspeicheldrüsen von Organspendern sowie die Immun-Reaktionen der Patienten.
Lösung der Probleme in Sicht
Um beidem abzuhelfen, gewannen Wissenschaftler der Universität Würzburg Stammzellen aus Bauchspeicheldrüsengewebe und vermehrten diese im Labor. In Tierversuchen zeigte sich nach Angaben der Forscher, dass diese Stammzellen von fremden Immunsystemen deutlich besser aufgenommen wurden als reife Zellen.

Diabetes-1 entwickelt sich meist schon in der frühen Kindheit. Den Kranken fehlt ein Hormon, das die Körperzellen dazu stimuliert, Glukose aus dem Blut aufzunehmen. Insulinmangel kann zu tödlichen Herz- und Gefäßerkrankungen, Erblindung und Nierenversagen führen. Weltweit sind rund 20 Millionen Menschen an dieser schweren Form der Diabetes erkrankt.

[science.ORF.at/APA/AFP, 9.3.05]
->   King's College Hospital
->   Universität Würzburg
->   science.ORF.at-Archiv zu Diabetes
 
 
 
ORF ON Science :  News :  Medizin und Gesundheit 
 

 
 Übersicht: Alle ORF-Angebote auf einen Blick
01.01.2010