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Malaria-Gefahr wird völlig unterschätzt  
  Die Gefahr durch Malaria wird nach einer Studie von Seuchenexperten weltweit und vor allem in Südostasien völlig unterschätzt. 2,2 Milliarden Menschen - und damit ein Drittel der Menschheit - seien der Gefahr durch möglicherweise tödliche Malaria-Infektionen ausgesetzt, heißt es in einer aktuellen Publikation.  
Jedes Jahr wird der Krankheitserreger demnach durch Mückenstiche auf mehr als 500 Millionen Menschen übertragen, ein Viertel davon in Südostasien. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) setze die Gefährdung aufgrund zweifelhafter statistischer Methoden um 50 Prozent zu niedrig an.
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Die Studie "The global distribution of clinical episodes of Plasmodium falciparum malaria" von Robert W. Snow et al. erschien im Fachjournal "Nature" (Band 434, S.214-7 ; doi:10.1038/nature03342).
->   Zum Abstract der Studie
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Massive Unterschätzung der Gefahr
"Wenn wir das Ausmaß des Problems nicht kennen, wissen wir auch nicht, wie viel Geld wir zu seiner Eindämmung ausgeben müssen", erklärte der Leiter der Forschungsgruppe, Bob Snow. Die WHO stütze sich nahezu überall auf "passive" Schätzungen, die auf den amtlichen Statistiken beruhten.

Dabei werde die Malaria-Gefahr in Brasilien im Verhältnis eins zu drei, in Pakistan sogar im Verhältnis eins zu tausend unterschätzt. Für Afrika dagegen gebe es ein deutlich genaueres Bild; dort würden wegen der mangelhaften staatlichen Gesundheitsversorgung "aktive" Schätzungen auf Grund der Berichte von entsandten Ärzten erstellt.
WHO-Ziele angezweifelt
Im Gegensatz zur WHO, die von einer Million Malaria-Toten pro Jahr ausgeht, gab das Expertenteam keine eigene Schätzung über die Zahl der Todesfälle ab. Allerdings bezweifelt Snow, dass die internationale Gemeinschaft ihr Ziel erreichen kann, die Zahl der Malaria-Toten zwischen 1998 und 2010 zu halbieren. Malaria-Vorbeugung ist in den vergangenen Jahrzehnten schwieriger geworden, weil der Erreger, das Sporentierchen Plasmodium falciparum, gegen ältere Prophylaxe-Mittel resistent wurde.

Die WHO hält die Kritik der Wissenschaftler, dass ihre Schätzungen zu niedrig seien, für unberechtigt. Ihr Hauptargument: Die Studie basiere auf veralteten Daten von 1998. Die WHO selbst habe in den in den Jahren darauf ihre Zahlen nach oben revidiert, wodurch sie jenen von Snow und Kollegen entsprechen würden.

Das Magazin "Nature" ließ über einen Sprecher verlautbaren, dass man von den höheren Zahlen der WHO nichts gewusst habe und ein entsprechender Hinweis auch im Review-Prozess nicht aufgetaucht sei.

[science.ORF.at/APA/AFP, 10.3.05]
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Malaria-Basics
Die Erreger gelangen mit dem Stich von Anopheles-Mücken in den menschlichen Körper und reifen in der Leber heran. Sie zerstören die roten Blutkörperchen und verursachen Fieberanfälle. Zudem können sie Milz- und Leberschwellungen, Blutarmut und Herzmuskelschäden herbeiführen.
->   Mehr dazu bei medicine worldwide
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->   WHO zum Thema Malaria
->   Stichwort Malaria im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010