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Neues Merkmal für Krebszellen entdeckt  
  Spanische Wissenschaftler haben gemeinsam mit Experten des Instituts für Molekulare Pathologie (IMP) in Wien ein neues - so genanntes epigenetisches - Merkmal von Krebszellen entdeckt.  
Krebszellen zeichnen sich der Studie zufolge durch zunehmenden Verlust der so genannten Methylreste auf jenen Eiweiß-Kügelchen (Histone) aus, auf denen die Erbsubstanz DNA aufgerollt ist.
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Die Studie "Loss of acetylation at Lys16 and trimethylation at Lys20 of histone H4 is a common hallmark of human cancer" von Mario F. Fraga et al. wurde am 13.3.05 auf der Website des Fachjournals "Nature Genetics" veröffentlicht (doi:10.1038/ng1531).
->   Zum Abstract der Studie
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Mechanismen bisher nur bei DNA beachtet
Bisher wurden solche Mechanismen vor allem bei der Erbstubstanz (DNA) untersucht. Doch die Sache hat offenbar eine noch größere Bedeutung.

"DNA-Methylierung und auch die Histon-Methylierung sind beides zentrale epigenetische Regulationsmechanismen. Bei Krebszellen wurden bisher nur Änderungen in der DNA-Methylierung betrachtet. In der vorliegenden Arbeit konnte nun gezeigt werden, dass neben der DNA-Methylierung auch Veränderungen in der Histonmethylierung als früher Marker in Krebszellen zu beobachten sind", sagte Co-Autor Dr. Gunnar Schotta vom IMP gegenüber der APA.
Signale durch Methyl- und Acetylgruppen
Unter Methylierung versteht man das Hinzufügen von Methylresten durch bestimmte Enzyme an Trägerstrukturen. Normalerweise wurde bisher angenommen, dass eine Methylierung mit der Unterdrückung der Aktivität eines Gens in Zusammenhang zu bringen ist. Umgekehrt galt eine Acetylierung - also das Anfügen von Acetyl-Gruppen - als Aktivierungssignal.
Protein-Verpackung steuert Gen-Aktivität
Die Forscher untersuchten an mehreren Krebszell-Arten, wie der Status der Methylierung bzw. Acetylierung von Histonen bei bösartigen Zellen aussieht.

In den vergangenen Jahren hat sich immer mehr herausgestellt, dass die Verpackung der DNA auf den Histonen entscheidend für die Aktivierung bzw. Deaktivierung von Genen sein kann.

Es handelt sich dabei um eine von den Genen unabhängige Steuerungsebene für das Aktivieren bzw. Deaktivieren von Erbanlagen. Wissenschaftler sprechen hier von epigenetischen Mechanismen.
Merkmale von Krebszellen nachgewiesen
Mario F. Fraga und die übrigen Autoren wie Gunnar Schotta von der Arbeitsgruppe des IMP-Histon-Forschers Thomas Jenuwein untersuchten bei gesunden Zellen, in Krebszellen und in Tumorzellen (Hautkrebs) die Methylierung bzw. die Acetylierung.

Dabei stellte sich heraus, dass es mit der Entwicklung in Richtung Krebszelle zu einem zunehmenden Verlust der Acetyl-Reste an einer bestimmten Stelle (Lys16) und zu einem eben solchen Verlust der Methylierung (an der Position Lys20) des Histons 4 (H4) in den Zellen kam.
Ursache oder Begleiterscheinung?
Schotta: "Das ist offenbar ein sehr früher Marker für Krebszellen. Beide Phänomene nehmen mit der zunehmenden Entwicklung der bösartigen Zellen zu. Man weiß aber nicht, ob das eine Ursache oder eine Begleiterscheinung der Entstehung von Krebs ist."

Wahrscheinlich hätten diese Abläufe etwas mit der Stabilität des Erbguts von Zellen zu tun. Krebszellen zeichnen sich (auch) durch eine große Instabilität der DNA aus.

[science.ORF.at/APA, 14.3.05]
->   Institut für Molekulare Pathologie
->   Das Stichwort Epigenetik im science.ORF.at-Archiv
 
 
 
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01.01.2010