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Seltener Fund: Flussperlmuscheln in Oberösterreich  
  In Fachkreisen wird es als kleine Sensation gewertet: Wissenschaftler der Uni Salzburg haben in einem Bach in Oberösterreich einen großen und intakten Bestand an seltenen Flussperlmuscheln entdeckt.  
"Das Besondere daran ist, dass darunter viele Jungtiere sind", freut sich der Biologe Robert A. Patzner im Gespräch mit der APA.
Zählen zu stark bedrohten Tierarten
Und auch ein zweiter Aspekt ist für die Biologen hochinteressant: An der Fundstelle leben die Flussperlmuscheln mit der Gemeinen Flussmuschel zusammen. Ein Umstand, der sonst noch nirgends festgestellt wurde.

Beide Muschelarten gehören zu den am stärksten bedrohten Tierarten in Mitteleuropa. Um auf die seltene Flussperlmuscheln aufmerksam zu machen, würde Patzner sie gerne als "Weichtier des Jahres 2005" nominiert sehen.
Im Leitenbach gefunden
Gefunden wurde der seltene Muschelbestand im Bezirk Grieskirchen. Daniela Csar vom Fachbereich Organismische Biologie der Universität Salzburg hat mit Patzner den Bestand unter die Lupe genommen.

Insgesamt fanden die Wissenschaftler 461 Flussperlmuscheln und 69 Gemeine Flussmuscheln im gesamten Gewässersystem.
Hoher Anteil an Jungmuscheln
Der außerordentlich hohe Anteil an Jungmuscheln könne in Österreich als Sensationsfund gewertet werden, sagte Patzner: "Die Reproduktion kann hier offensichtlich noch erfolgreich ablaufen."

In den meisten Muschelbeständen in Europa stellen die Experten nämlich eine starke Überalterung fest. Jungmuscheln haben Seltenheitswert. Zum Vergleich: Im Bayerischen Wald und im Fichtelgebirge gibt es die größten Bestände in Europa. Davon gibt es nur mehr in zehn Beständen Jungmuscheln unter zehn Jahren.
Indikatoren für ökologischen Zustand
Die Flussperlmuschel "Margaritifera margaritifera" und die Gemeine Flussmuschel "Unio crassus" sind Indikatoren für den guten ökologischen Zustand von Gewässern.

Wasserverschmutzung, Flussverbauungen und Umwelteinflüsse bedrohen die Bestände. Erschwerend kommt dazu, dass die Flussperlmuschel bei der Fortpflanzung auf Wirtsfische angewiesen ist. Die Larven müssen sich als Parasiten an den Kiemen von Fischen entwickeln.
Können bis zu 140 Jahre alt werden
Wertvolle Perlen haben die Flussperlmuschel im 12. Jahrhundert zu einem begehrten Tier gemacht. Es gab eigene Perlfischer. Die Flussperlmuscheln können bis zu 140 Jahre alt werden und wachsen sehr langsam.

Die Muschel filtert ihre Nahrung aus dem Wasser und braucht eine sehr gute Wasserqualität. Sie bevorzugt kühle, nährstoff- und kalkarme Fließgewässer.

[science.ORF.at/APA, 15.3.05]
->   Homepage Robert A. Patzner
->   Universität Salzburg, Naturwissenschaftliche Fakultät
->   Mehr über die Flussperlmuschel (mollbase)
 
 
 
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01.01.2010