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Beunruhigend: 13 Rätsel der Wissenschaft  
  Medizinisch wirksames Wasser, ein zehnter Planet in unserem Sonnensystem, kosmische Strahlung, die energiereicher ist, als sie nach gängigen Theorien sein dürfte - unerklärliche Phänomene, die auch Forscher die Stirn runzeln lassen. Das britische Magazin "New Scientist" hat in seiner aktuellen Ausgabe eine Liste von 13 "Erscheinungen" zusammengestellt, die mit gängigen Theorien und Methoden nicht erklärt werden können und - sofern sie tatsächlich auf Fakten beruhen - ganze Denkgebäude zum Einstürzen bringen könnten.  
Die Schwerpunkte der Zusammenschau sind Medizin, Kosmologie und Physik. Das Auswahlkriterium war, dass die beschriebenen Vorfälle nach den gängigen wissenschaftlichen Theorien "keinen Sinn ergeben", dennoch aber Forschungsobjekte sind und Theorien neu schreiben könnten.

Die "Galerie der Anomalien" verdeutlicht anschaulich, dass viele Fragen mit den heutigen Ansätzen und Methoden nicht beantwortet werden können.
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Der Artikel "13 Things That Don't Make Sense" von Michael Brooks ist am 17. März 2005 im Wissenschaftsmagazin "New Scientist" erschienen.
->   Zum Original-Artikel
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Medizin: Der Placebo-Effekt
Aus der Medizin greift Michael Brooks von "New Scientist" ein allgemein bekanntes Phänomen heraus: den Placebo-Effekt. So weiß man, dass Menschen, die regelmäßig Morphine gegen Schmerzen nehmen müssen, oft genauso schmerzfrei sind, wenn ihnen eine verdünnte Salzlösung verabreicht wird.

Brooks fügt dem aber einen erstaunlichen Versuch hinzu, den Fabrizio Benedetti von der Universität Turin durchführte: Mischt man in die Salzlösung ein bisschen Naloxon, das die Morphin-Rezeptoren im Gehirn blockiert, verschwindet auch die schmerzstillende Wirkung des Placebo-Medikaments.

Es scheint, als würden die Rezeptoren die Salzlösung als Morphin aufnehmen und nur wenn sie gezielt blockiert werden, verliert sich die Wirkung. Es scheint so - aber genau erklären kann es niemand.
Gesucht: Wirkmechanismus der Homöopathie
Als ein weiteres unerklärliches Medizin-Phänomen greift Brooks in seinem Artikel die Homöopathie auf. Immer wieder würden Studien zeigen, dass homöopathische Lösungen biochemische Prozesse im Körper auslösen oder verlangsamen können.

"Wir können unsere Ergebnisse nicht erklären und berichten darüber, um andere zu weiterer Forschung zu ermuntern", schrieb die britische Pharmakologin Madeleine Ennis in einer Veröffentlichung im Journal "Inflammation Research".

Die prononcierte Skeptikerin musste nach einem Versuch, mit dem sie die Wirkungslosigkeit von Homöopathie beweisen wollte, zugeben, dass wohl "irgendwas im Körper passiert".
->   Homöopathie: "Wirkung bei Kindern bewiesen" (2.3.04)
Rätsel hochenergetischer kosmischer Strahlung
Der Kosmos scheint noch immer eine reiche Quelle für Unerklärliches zu sein: Acht der 13 seltsamen Phänomene im "New Scientist" beziehen sich auf die unbekannten Weiten des Universums.

Autor Michael Brooks greift etwa die hoch-energetischen kosmische Strahlung auf. Zwar hätte man feststellen können, dass ein Großteil der Strahlen durch Supernovae ausgesendet wird

Der Ursprung der energiereichsten Teilchen konnte bisher aber nicht geklärt werden.
->   Ursprung der kosmischen Strahlung abgebildet (4.11.04)
Hat sich Einstein geirrt?
Und nicht nur das: Sie stellen auch Einsteins Relativitätstheorie in Frage. Laut dieser verliert jedes Teilchen, dass durch den Kosmos zur Erde "reist", durch Zusammenstöße Energie. Die höchste Energie, die ein Teilchen, das auf die Erde trifft, haben kann ist 5x1019 Elektronenvolt - auch bekannt als Greisen-Zatsepin-Kuzmin-(GZK-)Grenze.

Ein riesiger Detektor in Japan, der den Teilchenaufprall auf einer Fläche von 100 Quadratkilometern misst, hat aber einzelne Teilchen gefunden, deren Ladung über dem GZK-Limit liegt. Sie können eigentlich nur aus unserer Galaxie stammen, die Forschung findet aber keine Quelle.

Für dieses Rätsel gibt es zwei Lösungen: Entweder der japanische Detektor misst falsch (was durch zahlreiche Überprüfungen nicht festgestellt werden konnte), oder Einstein hat sich geirrt.
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Rätselhafter Kosmos
Als weitere kosmische Rätsel führt der "New Scientist" an:
- Mikrowellen-Strahlung: Warum hat sie überall die gleiche Temperatur, obwohl sie seit dem Urknall unmöglich von einem Horizont zum anderen "gewandert" sein kann?
- Dunkle Materie: Woraus besteht sie?
- Methan am Mars: Gibt es tatsächlich Leben auf dem roten Planeten?
- Die "Pioneer-Anomalie": Das Raumfahrzeug Pioneer 10 wurde 1972 losgeschickt, die Pioneer 11 ein Jahr später. Eigentlich würde sich schon keiner mehr um sie kümmern, wenn sie nicht immer schneller würden und von der berechneten Bahn abweichen. Irgendeine Kraft zieht die Raumschiffe oder treibt sie an - aber niemand weiß, was genau.
- "Dunkle Energie": Das Universum dehnt sich immer schneller aus, "dunkle Energie" könnte der Grund dafür sein - der Beweis wurde bisher nicht erbracht.
- Der 10. Planet: Am Rand unseres Sonnensystems, weit nach Pluto, befindet sich der "Kuiper-Gürtel", eine Region aus Felsbrocken und Eis. Danach ist nichts, absolute Leere. Die einzige Erklärung dafür: Es muss dort irgendwo noch einen Planeten geben, der durch sein Gravitationsfeld die Materie anzieht - entdeckt hat ihn noch niemand.
- Außerirdische Signale: 1977 ging ein 37 Sekunden langes Signal bei einem Teleskop in Ohio (USA) mit einer auf der Erde verbotenen Frequenz ein. Bis heute weiß man nicht, was es genau ist.
->   Die letzten elf Fragen zum Universum (7.5.02)
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Tetraneutronen: Teilchen, die nicht existieren dürften
Vor vier Jahren hat ein Teilchenbeschleuniger in Frankreich vier Partikel detektiert, die eigentlich gar nicht existieren dürften: Die "Tetraneutronen" verbinden vier Neutronen zu einem Cluster. Das widerspricht aber eigentlich den Gesetzen der Physik.

Das Team um Francisco Miguel Marques feuerte Beryllium-Kerne auf kleine Carbonteilchen. Sie erwarteten, dass vier separate Neutronen auf ihren Detektor treffen würden - registriert wurde nur eines, und dessen energetische Ladung wies darauf hin, dass es aus vier Neutronen bestehen könnte.

Natürlich könnten auch alle vier Neutronen getrennt von einander aber dennoch gleichzeitig auf den Detektor getroffen sein - aber das ist laut "New Scientist" "lächerlich unwahrscheinlich". Wie die Kräfte in diesem "Neutronen-Cluster" wirken, ist dennoch ungeklärt.

[science.ORF.at, 18.3.05]
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Physik: Kalte Fusion und nicht-konstante Konstanten
Weitere Rätsel der Physik:
Kalte Fusion: Die Kernfusion bei Raumtemperatur soll 1989 gelungen sein - der Beweis konnte nie erbracht werden, trotzdem wird heute wieder verstärkt in die Erforschung des Phänomens investiert. Kein Wunder, schließlich sehen viele darin die Alternative zu fossilen Brennstoffen (vgl. Kernfusion: Zwischen Hoffnung und Skepsis vom 5.3.02).
Nicht-konstante Konstanten: Die "Feinstrukturkonstante Alpha", die ein Maß für die Stärke der elektromagnetischen Wechselwirkung darstellt, ist nicht so konstant wie es ihr Name versprechen würde - und stellt damit eine andere eigentlich unveränderliche Größe, die Lichtgeschwindigkeit, in Frage (Mehr dazu: Nimmt die Lichtgeschwindigkeit zu? vom 1.7.04).
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Mehr zu diesem Thema in science.ORF.at:
->   Offene Fragen: Von Sex und Schlaf bis zu Altern und Aliens (3.9.04)
->   Geisterteilchen als Lösung aller kosmologischen Rätsel? (5.2.04)
 
 
 
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01.01.2010