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High-Tech-Gewebeanalyse aus Graz  
  Für neue Wirkstoffe müssen Krankheiten möglichst schon auf molekularer Ebene identifiziert werden. Das Grazer Biotech-Unternehmen Oridis-Biomed bietet die High-Tech-Untersuchung von Millionen Gewebeproben an.  
Aus den Forschungsergebnissen wurden schon viel versprechende Ansätze für neue Therapien gegen Leberkrankheiten in Eigenregie entwickelt. Im Rahmen eigener Studien wurde zum Beispiel ein mögliches Ziel identifiziert, das eine Rolle bei mehreren Krebserkrankungen der Leber spielt. Bereits außer Patentschutz stehende Medikamente könnten hier gezielt eingreifen - nur kam bisher niemand auf diese Idee.
Unterschiede in der RNA-Expression feststellen
"Wir wollen die Unterschiede in der Expression von RNA in gesunden und kranken Geweben vergleichen. Wir können darstellen, was bei den Proteinen im Fall von Krankheit anders ist.

Aber es geht auch um die Identifizierung von Biomarkern, mit denen man den Verlauf einer Krankheit bzw. den Erfolg einer Therapie verfolgen kann", sagte Oridis-Biomed-Geschäftsführer Peter Hecht im Gespräch mit der APA.
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Renommierter Hintergrund
Peter Hecht studierte der in Wien Pharmazie, arbeitete dann am Novartis-Forschungsinstitut und baute in Großbritannien für das US-Biotech-Unternehmen Tripos eine Abteilung für Chemie und Chemieinformatik von einer Einheit mit zwölf im Jahr 1998 auf zuletzt 174 Mannstärke auf. Zum Gründungsteam (Gründungsjahr: 2001) gehören auch die Pathologen Kurt Zatloukal (Institut für Pathologie der Medizinuniversität Graz) und Helmut Denk (ebenfalls Pathologie). Im Hintergrund - Zatloukal forschte jahrelang am Institut für Molekulare Pathologie in Wien - steht aber auch die Expertise von Leuten wie Nikolaus Zacherl, ehemals Verwaltungsdirektor des IMP, und Peter Swetly, ehemals Boehringer Ingelheim-Biotech-Forschungschef in Wien.
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Verbindung von Gewebeproben und Krankheitsgeschichte
Die Idee der Grazer Pathologen: An der Pathologie der medizinischen Universität Graz Universitätsklinikum werden pro Jahr rund 140.000 Gewebeproben bei chirurgischen Eingriffen entnommen, in Paraffin eingelegt und archiviert. Nach der vorgeschriebenen Aufbewahrungsfrist wurden sie weg geworfen - womit unendlich viel Wissen vernichtet wurde.

Hecht: "Oridis hat eine Vereinbarung, die es uns erlaubt, anonymisiert auf drei Millionen Gewebeproben der Pathologie an der Grazer Universitätsklinik zurück zu greifen. Zusätzlich gibt es die anonymisierten Krankengeschichten mit Vorgeschichte, Diagnose und Verlauf der Erkrankung."

Gerade die Verbindung zwischen Proben und Krankengeschichte ist bei dieser "Biobank" im Vergleich zu anderen derartigen Unternehmen ziemlich einzigartig.
Maßgeschneiderte Zusammenstellung von Proben
Der Oridis-Biomed-Geschäftsführer: "Ein pharmazeutisches Unternehmen kann zu uns kommen und zum Beispiel Gewebeproben von Prostatakarzinom-Patienten in einem gewissen Stadium und andere Charakteristika bestellen.

Wir suchen nach den entsprechenden Proben und stellen sie mit einer ganz speziellen Technik in Form von Gewebe-Mikro-Proben zusammen. Hinzu kann der Vergleich mit Proben von Gesunden kommen. Daraus lassen sich RNA-Expression, Proteine etc. vergleichen."
Validierung von Medikamenten
Ein spezielles Betätigungsfeld ist hier die Validierung von "Targets" für die Pharmaindustrie. Die Entdeckung eines möglichen Ziels für ein Arzneimittel ist ja nur ein geringer Teil der Arbeit. Vielmehr muss geklärt werden, ob dieses Ziel für die Krankheitsentstehung auch wichtig ist und von Arzneimitteln eventuell "attackiert" werden kann.

Das kann mit den Verfahren des Grazer Biotech-Start-up-Unternehmens, das sich bisher aus Risikokapital finanzierte, durchgeführt werden. Auf der Basis der Technik des Unternehmens ließen sich aber auch ideale Patientengruppen für die klinische Testung eines neuen Medikamentes identifizieren.

[science.ORF.at/APA, 21.3.05]
->   Oridis Biomed
 
 
 
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01.01.2010