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Latein-Renaissance an Österreichs Schulen  
  Im Studienjahr 2003/04 hat es in Österreich 17 Absolventen des Lehramts Latein gegeben. Was nach gar nicht so wenigen Absolventen aussieht, reicht nicht, um den Bedarf an Lateinlehrern zu decken.  
Dies ergab eine Umfrage der APA an den vier Unis, an denen man in Österreich Latein studieren kann.

Die Gründe: Einerseits haben in den vergangenen Jahren zahlreiche Pensionierungen zu einer großen Nachfrage an Nachwuchskräften geführt. Andererseits orten Experten so etwas wie eine Renaissance des Latein-Unterrichts an den AHS.
Einbruch durch Pensionierungswelle
"Im laufenden Schuljahr konnten nach meinen Informationen alle Stellen besetzt werden, aber 2003/04 hatten wir einen großen Einbruch, primär ausgelöst durch eine Pensionierungswelle im Lehrerbereich", erklärte Wilhelmine Widhalm-Kupferschmidt, Vorsitzende der Bundesarbeitsgemeinschaft klassischer Philologen in Österreich.

Da seien Studenten noch ohne Lehramtsprüfung für den Unterricht herangezogen, unzählige Überstunden geleistet und karenzierte Kollegen gefragt worden, ob sie nicht doch ein paar Stunden übernehmen könnten, so Widhalm.
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Vor fünf Jahren 1.300 Lateinlehrer
Laut einer vor rund fünf Jahren durchgeführten Erhebung der Bundesarbeitsgemeinschaft klassischer Philologen gab es in Österreich rund 1.300 Lateinlehrer. Aktuelle Daten liegen laut Widhalm nicht vor.
->   Bundesarbeitsgemeinschaft klassischer Philologen
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Nun wieder leichtere Anstellungsmöglichkeiten
Dieser erhöhte Bedarf hat positive Effekte: "War es vor zehn Jahren noch sehr schwer, im Unterrichtsfach Latein eine Anstellung in der Steiermark zu bekommen, so scheint dies jetzt etwas entspannter zu sein", berichtet Ulrike Kaliwoda, Vorsitzende der Curricula-Kommission für Klassische Philologie an der Uni Graz.

Latein erfreue sich wieder größerer Beliebtheit, stelle eine attraktive Alternative zum Fremdsprachenunterricht dar und biete eine solide Basis für eine weit gefächerte Allgemeinbildung.

An der Uni Graz wurden im vergangenen Studienjahr drei Absolventen und im Wintersemester 2004/05 neun Anfänger im Lehramt Latein verzeichnet.
Gleiche Tendenzen in ganz Österreich
Auch die größte Uni des Landes kann den Bedarf nicht decken: Kurt Smolak, Vorstand des Instituts für Klassische Philologie, Mittel- und Neulatein der Universität Wien, weiß von Studenten, die auf Grund des Personalmangels ungeprüft an den Schulen eingesetzt wurden.

An seinem Institut haben im vergangenen Jahr fünf Studierende die Lehramtsprüfung in Latein absolviert, im laufenden Studienjahr rund 25 mit einem Studium begonnen.

Auch Smolak meint, dass "Latein an den Schulen zunehmend wieder beliebter wird und so manche bietet wieder sechs statt bisher vier Jahre an", so Smolak zur APA.
Nachfrage auch in Deutschland
Die meisten frisch gebackenen Lateinlehrer hat im vergangenen Studienjahr die Universität Innsbruck hervorgebracht: sechs Absolventen nach insgesamt nur drei zwischen 2000/01 und 2002/03.

Der Vorstand des Instituts für Sprachen und Literatur der Uni Innsbruck, Karlheinz Töchterle, ortet einen Mangel an Lateinlehrern nicht nur in Vorarlberg, wo Kollegen klagen würden, dass freiwerdende Stellen nicht nachbesetzt werden können.

Eine große Nachfrage gebe es auch in Deutschland, wo etwa in Baden-Württemberg Lehrer aus anderen Fächern umgeschult würden.

[science.ORF.at/APA, 22.3.05]
->   Stowasser: 150. Geburtstag des Latein-Urgesteins (10.3.04)
 
 
 
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01.01.2010